Verr�ter wie wir
Beiklang.
»Na ja, das ist schon ein paar Jährchen her«, wiegelte Perry, der immer noch Zeit zu schinden versuchte, bescheiden ab.
»Dima hat vor kurzem Three Chimneys erworben, nicht wahr, Dima?«, warf Mark ein, als würde das Match mit ihm durch diese Mitteilung verlockender. »Das attraktivste Anwesen hier auf unsrer Seite, stimmt’s, Dima? Hat damit Großes vor, wie man hört. Sie beide bewohnen ja Captain Cook, wenn ich nicht irre, eins der besten Häuser in der ganzen Anlage, wenn Sie mich fragen.«
Er irrte nicht.
»Sehen Sie? Dann sind Sie Nachbarn, stimmt’s, Dima? Three Chimneys liegt ganz am Ende der Landzunge, gleich Ihnen gegenüber auf der anderen Seite der Bucht. Der letzte nennenswerte Grundbesitz auf der Insel, der noch unerschlossen ist. Aber nicht mehr lange, hab ich recht, Sir? Es ist von einem Beteiligungsmodell die Rede, mit Bevorzugung der Einheimischen, was mir ein hochanständiger Ansatz zu sein scheint. Und in der Zwischenzeit campen Sie ja mehr oder weniger, nicht wahr? – ganz wildromantisch, was man so hört. Haben noch ein paar gleichgesinnte Freundeund Verwandte zu Gast. So was bewundere ich. Wir alle bewundern das. Für einen Mann mit Ihren finanziellen Mitteln beweisen Sie da echten Abenteuergeist.«
»Ein Match, ja?«
»Doppel?«, fragte Perry und löste den Blick aus Dimas unverwandtem Starren, um zweifelnd zu Gail hinüberzuspähen.
Doch Mark witterte Morgenluft.
»Danke, Perry, aber kein Doppel für Dima, tut mir leid«, schob er forsch dazwischen. »Unser Freund spielt nur Einzel, hab ich recht, Sir? Sie sind ein Mann, der sich ungern auf andere verlässt. Sie machen Ihre Fehler lieber selber, haben Sie mir erzählt. Genau das waren Ihre Worte, noch gar nicht lange her ist das, und an mich waren sie nicht verschwendet, wie man merkt.«
Gail, die sah, wie hin- und hergerissen Perry war, kam ihm zu Hilfe: »Mach dir wegen mir keine Gedanken, Perry. Wenn du Einzel spielen willst, ist das völlig in Ordnung.«
»Glauben Sie mir, Perry, Sie werden es nicht bereuen, gegen diesen Gentleman angetreten zu sein«, insistierte Mark, nun endgültig auf der Zielgeraden. »Wenn ich auf einen von Ihnen beiden setzen müsste, ich wüsste nicht, auf wen, großes Indianerehrenwort.«
War das ein Hinken, mit dem Dima von ihnen wegging? Dieses leichte Nachziehen des linken Fußes? Oder kam es nur von der Anstrengung, den ganzen Tag diesen riesigen Oberkörper durch die Gegend wuchten zu müssen?
* * *
Waren Perry da schon die beiden weißen Männer aufgefallen, die am Tor zum Tennisplatz herumlungerten? Der eine mit den Händen auf dem Rücken, der andere die Arme vor der Brust gekreuzt. Beide in Turnschuhen. Blond der eine, ein Milchgesicht, der andere dunkel und träge.
Wenn,dann höchstens unbewusst, erklärte er störrisch gegenüber dem Mann, der sich Luke nannte, und der Frau, die sich Yvonne nannte, als sie zehn Tage später alle vier um den ovalen Esstisch im Souterrain eines hübschen Reihenhäuschens in Bloomsbury saßen.
Ein schwerleibiger Herr mit Baskenmütze und einem Ohrring, der sich freundlich als Ollie vorstellte, hatte sie mit einem schwarzen Taxi in der Wohnung in Primrose Hill abgeholt. Luke hatte ihnen die Tür aufgemacht; hinter Luke wartete schon Yvonne. In einem dick mit Teppichboden ausgelegten Flur, in dem es nach frischer Farbe roch, wurden Perry und Gail mit Handschlag begrüßt, erhielten von Luke einen formvollendeten Dank für ihr Kommen, und dann ging es hinunter in diesen ausgebauten Keller mit seinem Tisch, sechs Stühlen und einer Kochnische. Hinter den Milchglasfenstern, die wie Halbmonde geformt waren und hoch oben in der Wand saßen, flackerten schattenhaft die Füße der Passanten vorbei, die draußen den Gehsteig entlanggingen.
Als Nächstes mussten sie ihre Mobiltelefone abgeben und bekamen eine Erklärung im Rahmen des Geheimhaltungsgesetzes zur Unterschrift vorgelegt. Gail, die Juristin, las den Text durch und war empört. »Nur über meine Leiche«, rief sie, während Perry mit einem gemurmelten »Was soll’s« schon ungeduldig unterschrieb. Nachdem sie ein paar Wörter ausgestrichen und andere handschriftlich eingefügt hatte, unterzeichnete Gail unter Protest. Die einzige Lichtquelle hier unten war eine trübe Lampe, die über dem Tisch hing. Die Ziegelmauern dünsteten einen schwachen Geruch nach altem Portwein aus.
Luke war zuvorkommend, glattrasiert, Mitte vierzig und für Gails Gefühl zu klein – Geheimagenten, so befand
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