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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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Ausschusssitzung bis nach Paris warten.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin geben Sie mir wider besseres Wissen und entgegen allem, was Ihnen lieb und teuer ist, wie zum Beispiel Ihr Arsch, eine befristete Einsatzgenehmigung und legen die ganze Sache damit in die Hände eines notorischen Spinners, den Sie jederzeit fallenlassen können, wenn die Operation sich als Flop erweist. Hector Meredith hat seine Meriten, aber er ist ein bekannter Quertreiber, und er hat seine Befugnisse überschritten. Bitte so weitergeben an die Medien.«
    »Und sollte sich die Operation nicht als Flop erweisen?«
    »Berufen Sie den Genehmigungsausschuss in der klein-sten Besetzung ein, die Sie durchkriegen.«
    »Und Sie stellen sich vor ihn hin.«
    »Und Sie sind krankgeschrieben.«
    »Das ist nicht fair, Hector.«
    »Soll’s auch gar nicht sein, Billy.«
    * * *
    Lukeerfuhr nie, was für ein Papier es war, das Matlock aus den Tiefen seines Jacketts zog, was darin stand und was nicht, ob es beide unterzeichneten oder nur einer allein, ob es eine Kopie davon gab und wenn ja, wer sie wo aufbewahrte, denn Hector erinnerte ihn wieder einmal daran, dass er noch einen Termin habe, und er musste losziehen, um ihn wahrzunehmen, als Matlock gerade anfing, seine Ware auf dem Tisch auszubreiten.
    Aber bis zu seinem Tod sollte er nicht vergessen, wie er in den letzten Sonnenstrahlen heim nach Hampstead ging und kurz versucht war, einen Abstecher nach Primrose Hill zu Perry und Gail zu machen und sie zu beschwören, um ihr Leben zu laufen, solange noch Zeit blieb.
    Und von da wanderten seine Gedanken wie so oft zurück zu seinem kolumbianischen Drogenbaron, diesem sechzigjährigen Säufer, der aus Gründen, die weder Luke noch er selbst jemals durchschauen würden, nach zwei Jahren plötzlich damit aufhörte, Luke weiter mit Informationen zu beliefern, und ihn stattdessen in ein stinkendes Dschungelverlies sperrte, wo seine Handlanger ihren Spaß mit ihm haben durften, nur um ihm nach einem Monat frische Kleider und eine Flasche Tequila in die Hand zu drücken und ihn zusehen zu lassen, wie er zurückfand zu Eloise.

11
    Gail hatte sich auf alle möglichen Empfindungen eingestellt, als sie an einem wolkigen Junisamstag in St. Pancras den 12 : 39 -Eurostar nach Paris bestiegen, aber Erleichterung war so ungefähr der letzte Posten auf ihrer Liste gewesen. Und doch war es Erleichterung, wenn auch eine mit Vorbehalten und Einschränkungen aller Art versetzte, die sie empfand, und wenn Perrys Miene irgendwelche Rückschlüsse zuließ, dann ging es ihm ebenso. Endlich herrschte Klarheit, die Trennlinie zwischen ihnen war weg, sie würde Natascha und die Mädchen wiedersehen und durfte Perry bei seiner Land-und-Freiheit-Nummer den Schweiß von der Stirn wischen – doch, ja, Gail war erleichtert, was jedoch weder hieß, dass sie ihren kritischen Verstand über Bord geworfen hatte, noch, dass sie Perrys Rolle als Topspion auch nur halb so viel abgewinnen konnte wie er.
    Seine Bekehrung hatte sie nicht sonderlich überrascht, auch wenn man ein Perry-Kenner sein musste, um das Ausmaß seiner Wandlung zu begreifen: von hochfliegender Verweigerung zu restloser Hingabe an das, was Hector »unsere Sache« nannte. Zugegeben, vereinzelt flackerten in Perry letzte ethische oder moralische Bedenken auf, sogar Zweifel – ist dies wirklich die einzig mögliche Herangehensweise? Führt nicht auch ein einfacherer Weg zum Ziel? –, aber er war imstande und legte sich eine solche Fragemitten in der Wand vor, wenn unter ihm längst der Abgrund gähnte.
    Den Keim zu seiner Bekehrung, das sah sie jetzt deutlich, hatte nicht erst Hector gelegt, sondern bereits Dima, der seit Antigua in Perrys Begriffsschatz zum Edlen Wilden erster Güte aufgerückt war:
    »Überleg doch, Gail, wenn wir in sein Leben hineingeboren wären! Nein, von ihm ausgewählt zu sein ist eine Ehre, da kannst du sagen, was du willst. Und ich meine, denk an die Kinder! «
    Als könnte sie die Kinder eine Sekunde vergessen! Sie dachte Tag und Nacht an sie, gerade an Natascha – auch deshalb hütete sie sich einzuwenden, dass der angstschlotternde Dima draußen auf seiner Landzunge in Antigua vielleicht nicht völlig frei gewesen war in der Wahl seines Boten oder Beichtvaters oder Gefangenenfürsorgers, oder wozu immer Perry von ihm ernannt worden war oder sich selbst ernannt hatte. Sie hatte immer gewusst, dass der schlummernde Romantiker in ihm nur darauf wartete, sich selbstlos in den Kampf stürzen zu

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