Verr�ter wie wir
du bist korruptes Dreckschwein. Wir sagen nicht: Prinz, du kriegst Befehle von Staat! Wir sagen nicht: Prinz, du zahlst Schutzgeld an Staat! Wir sagen nicht: Du machst Auftragsmorde für Staat, du verrätst das russische Herz an Staat. Nein. Wir sind demütig. Wir bedauern. Wir fügen uns. Wir zeigen Respekt. Wir sagen: Prinz, wir liebendich. Dima akzeptiert deine weise Entscheidung, sein Blutsjünger Mischa zu töten.«
* * *
Hector drückt die Pausentaste und wendet sich an Matlock.
»Er spricht da einen Prozess an, den wir schon seit einiger Zeit mitverfolgen, Billy«, sagt er fast entschuldigend.
»Wir?«
»Kreml-Beobachter. Kriminologen.«
»Und Sie.«
»Ja. Unser Team. Wir auch.«
»Und was ist das für ein Prozess, den Ihr Team so aufmerksam verfolgt, Hector?«
»Nicht nur die kriminellen Bruderschaften untereinander rücken aus Geschäftsgründen näher zusammen, auch der Kreml rückt immer näher an die Bruderschaften heran. Vor zehn Jahren hat der Kreml den Oligarchen die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder ihr kommt zurück ins Zelt, oder wir besteuern euch, bis ihr nicht mehr wisst, wo oben und unten ist, oder stecken euch ins Zuchthaus oder beides.«
»Ich glaube, das habe ich auch schon mal irgendwo gelesen, Hector«, sagt Matlock, der seine Spitzen gern mit besonders nettem Lächeln verziert.
»Und jetzt sagt er den Bruderschaften dasselbe«, fährt Hector ungerührt fort: »Tut euch zusammen, bringt System in die Sache, knallt niemanden ab, wenn wir es euch nicht sagen, dann werden wir alle gemeinsam reich. Und hier ist wieder Ihr unverwüstlicher Freund.«
Zurück zum Fernsehbericht. Hector hält das Bild an, schneidet eine Ecke aus und vergrößert sie. Während der Prinz und Dima sich umschlungen halten, steht ein Stück weiter hangaufwärts der Mann, der sich derzeit Emilio Dell’Oronennt, in einem schwarzen Diplomatenmantel mit Astrachankragen und blickt milde auf das Paar hinab – dieweil aus dem Kassettenrecorder Dima abgehackt von Tamaras russischem Skript abliest:
»Rechte Hand des Prinzen bei seinen vielen Geheimzahlungen ist Emilio Dell’Oro, korrupter Schweizer Staatsbürger mit vielen früheren Identitäten, der sich durch Niederträchtigkeit ins Vertrauen des Prinzen geschlichen hat. Dell’Oro ist der Berater des Prinzen in vielen heiklen kriminellen Angelegenheiten, mit denen der Prinz in seiner Dummheit allein nicht fertig wird. Dell’Oro hat viele korrupte Kontaktmänner, auch in Großbritannien. Wenn an diese britischen Kontakte Geld zu zahlen ist, passiert das auf Empfehlung der Viper Dell’Oro, mit persönlicher Zustimmung des Prinzen. Auf erfolgte Zustimmung hin übernimmt es der Mann, den sie Dima nennen, für diese britischen Personen Schweizer Konten zu eröffnen. Sobald verlässliche britische Zusicherungen geleistet sind, wird der Mann, den sie Dima nennen, auch die Namen korrupter britischer Personen liefern, die hohe Ämter im Staat bekleiden.«
Wieder schaltete Hector den Kassettenrecorder ab.
»Ach, das war’s schon?«, beschwerte Matlock sich sarkastisch. »Er kann einem den Mund wirklich wässrig machen, alle Achtung! Keine Information, die wir von ihm nicht bekommen, wenn er von uns nur alles kriegt, was er will, plus noch dies und das obendrauf. Und wenn er sie erfinden muss.«
Aber ob Matlock seinen eigenen Worten glaubte, schien fraglich. Und selbst wenn, musste Hectors Antwort in seinen Ohren wie ein Todesurteil klingen:
»Dann hat er Folgendes vielleicht auch erfunden, Billy. Genau vor einer Woche hat der zyprische Hauptsitz des ArenaInternational Conglomerate bei der Finanzaufsichtsbehörde einen förmlichen Antrag auf Gründung einer neuen Handelsbank in der City of London eingereicht, die unter dem Namen First Arena City Trading firmieren soll, fürderhin kurz FACT genannt, also FACT Bank Ltd. oder PLC oder Inc. oder weiß der Geier was. Die Antragsteller berufen sich auf die Fürsprache von drei führenden Londoner Banken, dazu auf fünfhundert Millionen Dollar an gesicherten Einlagen sowie ungesicherte Einlagen in Milliardenhöhe. Wie viele Milliarden genau, damit rücken sie nicht heraus, um nicht die Pferde scheu zu machen. Der Antrag wird von einer Reihe ehrwürdiger Finanzinstitute im In- und Ausland sowie einer eindrucksvollen Liste illustrer hiesiger Persönlichkeiten befürwortet. Zwei davon sind rein zufällig Ihr Vorgänger Aubrey Longrigg und unser Minister in spe. In ihren Bemühungen unterstützt werden sie durch die
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