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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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gerechnet hat, und für Sie keinerlei Gefahr für Leib, Leben etcetera besteht. Dann sollen Sie das nötige Knowhow haben, das ist alles.«
    Im Rückblick bezweifelte Gail das. Ihr Verdacht war, dass Ollies Spielzeug in Wahrheit einzig dem Zweck diente, die Leute, die damit umzugehen lernten, psychologisch abhängig zu machen.
    »Ihre Einweisung wird auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sein, nicht auf unsere«, hatte Hector ihnen bei seiner kleinen Truppenansprache am ersten Abend mitgeteilt, mit einem Pathos in der Stimme, wie es Gail seitdem nie mehr bei ihm gehört hatte – vielleicht war ja auch er nervös. »Perry, wenn Ihnen in Oxford eine außerplanmäßige Sitzung in die Quere kommt oder was weiß ich, bleiben Sie dort und rufen Sie uns an. Gail, was immer Sie in Ihrer Kanzlei zu tun haben, gehen Sie kein Risiko ein. Sich natürlich geben und geschäftig sein, das ist die Parole. Jede Veränderung im Lebensstil von Ihnen beiden könnte auffallen und ist insofern kontraproduktiv. Alles klar soweit?«
    Als Nächstes wiederholte er für Gail noch einmal das Versprechen, das er bereits Perry gegeben hatte:
    »Wir werden Ihnen so wenig sagen, wie wir können, aber alles, was wir Ihnen sagen, wird die Wahrheit sein. Sie treten diese Reise als zwei reine Toren an. So will Dima es, und so will ich es, und Luke und Ollie genauso. Was Sie nicht wissen, können Sie auch nicht verbocken. Jedes neue Gesicht muss für Sie wirklich ein neues Gesicht sein. Jedes erste Mal tatsächlich das erste Mal. Dima will Sie auf dieselbe Art waschen wie sein Geld. Sie in sein soziales Gefüge eingliedern, aus Ihnen eine anständige Währung machen. Er wird an jedem Ort, an dem er sich aufhält, praktisch unter Hausarrest stehen, und das im Zweifel schon seit Moskau. Das ist sein Problem, und er wird lange und intensiv darüber nachgedacht haben, wie er es lösen kann. Er ist der Gearschte bei diesem Spiel, und der Gearschtehat immer den Schwarzen Peter. Also muss er uns zeigen, wie er ihn wieder losbekommt.« Und als ein Hector-typisches Nachschiebsel: »Immer diese Fäkalsprache. Entspannt mich irgendwie. Erdet mich. Luke und Ollie sind umso prüder, da gleicht sich das aus.«
    Es folgt der Predigtteil:
    »Das hier ist keine – ich wiederhole, keine – Schulung. Wir haben nicht mehrere Jahre Zeit, nur ein paar Stunden über ein paar Wochen hinweg. Nein, hier geht’s um ein Hereinschnuppern, es geht um Vertrauensaufbau, es geht darum, sich aufeinander verlassen zu lernen. Und zwar bei jedem Wetter. Sie sich auf uns, wir uns auf Sie. Aber Sie sind keine Spione. Also versuchen Sie um Gottes willen auch keine zu sein. Denken Sie keine Sekunde an Überwachung. Von Überwachung haben Sie noch nie was gehört. Sie sind ein junges Pärchen, das sich ein paar Tage in Paris gönnt. Das heißt, fangen Sie bloß nicht an, sich vor Schaufenstern rumzudrücken oder verstohlen über die Schulter zu spähen oder in Nebensträßchen zu verschwinden. Bei Handys ist der Fall ein bisschen anders gelagert«, fuhr er, ohne abzusetzen, fort. »Hat einer von Ihnen sein Handy vor Dima oder seiner Horde benutzt?«
    Sie hatten ihre Handys auf dem Balkon ihres Häuschens benutzt, Gail für ein Telefonat mit der Kanzlei, natürlich wegen Samson gegen Samson , Perry, um seine Vermieterin in Oxford anzurufen.
    »Hat irgendeiner aus Dimas Haufen Ihre Handys klingeln hören?«
    Nein. Mit Nachdruck.
    »Kennen Dima oder Tamara die Handynummer von einem von Ihnen oder von Ihnen beiden?«
    »Nein«, sagte Perry.
    »Nein«, sagte auch Gail, wenngleich eine Spur weniger entschieden.
    Natascha hatte Gails Nummer, und Gail hatte die von Natascha.Aber so, wie die Frage gestellt war, entsprach ihre Antwort der Wahrheit.
    »Dann passt das ja mit unseren verschlüsselten Geräten, Ollie«, sagte Hector. »Blau für Gail, Silber für ihn. Und Sie beide, geben Sie Ihre Sim-Karten bitte Ollie, und er kümmert sich um den Rest. Bei Ihren neuen Telefonen werden nur die Gespräche zwischen uns fünf verschlüsselt sein. Sie finden uns drei gespeichert unter Tom, Dick und Harry. Tom bin ich, Luke ist Dick, Ollie Harry. Perry, Sie heißen Milton, wie der Dichter. Gail ist Doolittle, nach Eliza. Jeweils vorgespeichert. Alles Übrige an den Telefonen funktioniert wie gewohnt. Ja, Gail?«
    Gail die Anwältin:
    »Heißt das, Sie hören ab jetzt bei unseren Gesprächen mit, wenn Sie es nicht schon längst tun?«
    Gelächter.
    »Wir hören nur die Gespräche über die verschlüsselte

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