Verr�ter wie wir
Frage unüberhörbar ein Einlenken durch.
»Okay.Reden wir zur Abwechslung mal Klartext. Was wollen Sie? Für wie lange und wie viel? Gehen Sie ruhig in die Vollen. Und dann misten wir aus.«
»Ich will Folgendes, Billy. Ich will Dima persönlich treffen, wenn er in drei Wochen nach Paris kommt. Ich will Stichproben machen können, so wie wir es bei jedem anderen sündteuren Überläufer auch täten: Namen von seiner Liste, Kontonummern, einen Blick auf seinen Übersichtsplan – Pardon, das Vernetzungsdiagramm. Ich will eine schriftliche Zusicherung – Ihre –, dass wir ihn, wenn er tatsächlich so gut ist wie versprochen, vom Fleck weg kaufen, zum vollen Marktpreis, und nicht erst irgendwelche Eiertänze aufführen, während er es bei den Franzosen, den Deutschen oder den Schweizern versucht. Oder am besten gleich bei den Amerikanern. Denen dürfte ein Blick auf sein Material reichen, und ihr derzeitiges vernichtendes Urteil über unseren Dienst, unsere Regierung und unser Land wäre für immer besiegelt.« Ein knochiger Zeigefinger schießt in die Luft und bleibt dort, während in die geweiteten grauen Augen wieder das fanatische Leuchten tritt. »Und ich will barfuß reingehen. Haben Sie verstanden? Also kein Hinweis an die Pariser Kollegen, dass ich komme, keine operative, finanzielle oder logistische Unterstützung von Ihnen oder irgendeiner Dienstebene, bevor ich sie anfordere. Kapiert? Für Bern gilt das Gleiche. Ich will, dass der Fall unter Verschluss gehalten und die Verteilerliste geschlossen und weggesperrt wird. Keine weiteren Mitunterzeichner, kein Kantinengetuschel mit ein paar besten Kumpels. Ich handhabe den Fall allein, auf meine Weise, mit Hilfe von Luke und wen ich sonst noch für geraten halte. So, und jetzt kriegen Sie Ihren Herzinfarkt.«
Also hat Hector es doch gehört, dachte Luke voller Genugtuung: Billy Boy ist dir mit Adrian gekommen, und jetzt servierst du ihm die Rechnung.
InMatlocks Empörung mischte sich blanker Unglaube. »Ohne grünes Licht vom Chef? Ohne irgendeine Genehmigung vom vierten Stock? Hector Meredith im Alleingang wie früher? Der sich in Eigenregie Informationen von ungesicherten Quellen holt und für seine Privatzwecke ausschlachtet? Wo leben Sie eigentlich, Hector. Das war schon immer Ihr Problem. Hören Sie doch auf mit dem, was Ihr Mann anbietet . Schauen Sie sich an, was er verlangt! Umsiedlung seiner gesamten Sippschaft, neue Identitäten, Pässe, sichere Häuser, Amnestien, Garantien – nennen Sie mir irgendwas, was er nicht fordert! Sie müssten den kompletten Genehmigungsausschuss hinter sich haben, und zwar schriftlich, bevor Sie mich dazu bringen, dass ich das unterschreibe. Ich trau Ihnen nicht. Hab ich noch nie. Weil Sie statt dem kleinen Finger die ganze Hand nehmen. Immer schon.«
»Den kompletten Genehmigungsausschuss?«, wiederholte Hector.
»Vorschriftsgemäß konstituiert. Der vollständige Genehmigungsausschuss, in Plenarsitzung, keine Unterausschüsse.«
»Sprich, ein Haufen Ministeriumsjuristen, dazu ein Staraufgebot an Mandarinen aus dem Außenministerium, das Kabinettsbüro, das Finanzministerium, ganz zu schweigen von unserem eigenen vierten Stock. Meinen Sie denn, das reicht, Billy? In so einem Kontext? Wie wär’s noch mit unseren Freunden von der parlamentarischen Aufsicht? Mit denen hat man doch immer Spaß. Oberhaus und Unterhaus, schön quer durch die Parteien, Aubrey Longrigg vorneweg, und hinterdrein de Salis’ topbezahlter Chor von Parlamentslegionären, die alle vom selben Liedblatt singen?«
»Die Größe und Zusammensetzung des Genehmigungsausschusses ist flexibel und regulierbar, Hector, wie Sie sehr gut wissen. Nicht alle Angehörigen müssen zu jeder Zeit anwesend sein.«
»Bevorich auch nur mit Dima gesprochen habe? Wollen Sie einen Skandal, noch bevor die Bombe hochgeht? Ist es das, worauf Sie abzielen? Es an die große Glocke hängen, die Quelle auffliegen lassen, bevor wenigstens klar ist, was es zu holen gibt, und scheiß auf die Folgen? Ist das allen Ernstes Ihr Vorschlag? Die Feuerwehr rufen, ehe es überhaupt brennt, nur um Ihre eigene Haut zu retten? Und Sie reden von Verpflichtung gegenüber dem Dienst?«
Eins musste Luke Matlock lassen. Selbst jetzt ließ er sich nicht in die Defensive drängen.
»Ach, jetzt wollen wir plötzlich die Interessen des Geheimdiensts wahren! Schön, schön. Das höre ich immer gern, wenn’s auch noch so spät kommt. Was wäre denn Ihr Vorschlag?«
»Dass Sie mit Ihrer
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