Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
würde er ihr einen derart unwichtigen Posten geben, dass sie gezwungen wäre, zu kündigen und irgendeinen anderen Weg zu gehen?
Er zog an seiner Zigarette und blickte mit zusammengekniffenen Augen durch den Rauch. »Deine besondere Stärke war immer die menschliche Art, wie du an die Dinge herangegangen bist. Egal, ob du einen Film besprochen oder den Bezirksstaatsanwalt von Denver in der Luft zerrissen hast, hast du immer zu den Zuschauern gesprochen, als würdest du dich über den Gartenzaun hinweg mit deinen Nachbarn unterhalten. Deine Art zu sprechen ist natürlich und kein bisschen geziert. Du redest nicht um den heißen Brei herum. Das mögen
die Leute. Weil es dich für sie zu einem realen Menschen macht. Ich rede nicht nur von Glaubwürdigkeit, wie sie auch ein Cronkite oder Brinkley hat. Du bist das, was die Zuschauer sehen. Du bist einfach echt. «
Er atmete tief ein und fuhr dann fort. »Deshalb habe ich daran gedacht, dir keine feste Position zu geben, sondern dich Human-Interest-Storys machen zu lassen. Sachen, die den Menschen wirklich nahegehen. Wenn es zum Beispiel eine Katastrophe gibt, berichten wir in den normalen Nachrichten über die Katastrophe, aber du würdest dazu noch eine Geschichte machen, bei der es um die betroffenen Menschen geht. Verstehst du, was ich meine?«
Sie war bereits furchtbar aufgeregt, und das war ihr deutlich anzusehen. »Ja, ja. Das gefällt mir, Pinkie. Das gefällt mir sogar sehr.«
»Also gut, dann hör mir zu. Die Bosse werden dich mit Argusaugen beobachten. Ich brauche dir nicht extra zu sagen, dass du etwas wiedergutzumachen hast. Also sei in den ersten Wochen lieber etwas vorsichtig.«
»Das bin ich. Versprochen.«
Er sah ihr glückliches Gesicht, das Blitzen ihrer Augen und stieß einen Seufzer aus. »Ich wünschte, ich könnte dir glauben. Aber, verdammt, Kari, du weißt wahrscheinlich nicht mal, wie man das Wort Vorsicht schreibt.«
Die Gegensprechanlage summte.
»Verdammt.«
Hunter steckte bis über beide Ohren in Papierkram. All die Akten und Schreiben, die seine Sekretärin während
seines Urlaubs nicht hatte bearbeiten können, warteten jetzt auf ihn, und er wollte die Arbeit so schnell wie möglich fertig kriegen, damit er nicht zu spät nach Hause kam. Denn wahrscheinlich wartete Kari bereits auf ihn.
»Ich habe gesagt, ich möchte nicht gestört werden, außer wenn es wirklich wichtig ist«, knurrte er erbost.
»Tut mir leid, aber hier steht Mrs McKee.«
Er war kurz verwirrt. Sein erster Gedanke war, dass seine Mutter zu Besuch gekommen war. Aber das war unwahrscheinlich, denn sie war nur selten ohne seinen Vater unterwegs, und wenn die beiden ihn hätten besuchen wollen, hätten sie ihn vorher angerufen und Bescheid gesagt. Und außer seiner Mutter gab es nur noch eine Mrs McKee, die als Besucherin in Frage kam.
»Schicken Sie sie rein.« Er stand auf, knöpfte seine Anzugjacke zu und baute sich in dem Moment vor seinem Schreibtisch auf, in dem Pam den Raum betrat.
Sie sah fantastisch aus. Ihr noch immer glänzendes rabenschwarzes Haar reichte ihr gerade bis zum Kinn, bog sich an den Enden leicht nach innen und lag wie ein glatter Helm um ihren Kopf. Ihr Körper war geschmeidig und grazil wie eh und je. Sie hatte eindeutig kein Gramm zu viel. Sie war größer als Kari und auf eine völlig andere Weise attraktiv. Während Kari weibliche Verletzlichkeit ausstrahlte, war Pam ganz die kühle Frau von Welt. Kari wirkte selbst vor der Kamera warm und zugänglich, Pam hingegen wahrte stets eine erhabene Distanz.
Grinsend streckte Hunter beide Arme aus und trat auf sie zu. »Das ist aber eine Überraschung.«
Sie nahm seine Hände und nickte lachend mit dem Kopf. »Das kann ich mir denken.« Dann warf sie einen Blick auf den mit Papieren übersäten Tisch und stellte fest: »Anscheinend hast du alle Hände voll zu tun.«
Mit einem reumütigen Lächeln drehte er sich um und bot ihr einen Sitzplatz an. »Du hast mich in einem ungünstigen Augenblick erwischt. Bei mir türmen sich die Akten, denn ich war letzte Woche nicht da.«
»Oh?« Genau wie in seiner Erinnerung zog sie vielsagend eine ihrer dunklen Brauen hoch.
»Urlaub«, erklärte er ihr knapp. Er wollte nicht über das Thema sprechen und nahm schweigend auf der Kante seines Schreibtischs Platz.
Sie sah ihn aus ihren dunklen Augen an, die mehr Wärme versprachen, als sie tatsächlich zu geben in der Lage war. »Du siehst gut aus, Hunter.«
»Du auch.« Was die Wahrheit war. Ihr
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