Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
hinauf. Sie hatte kurz in einem Delikatessenladen an der Ecke angehalten und zwei Sandwiches mit Corned Beef geholt, obwohl sie nicht mal wusste, ob Hunter so was aß. Aber beschäftigt, wie er war, würde er sich sicher freuen, sie kurz zu sehen. Die wenigen Stunden, seit sie sich getrennt hatten, kamen ihr bereits wie Tage vor. Außerdem konnte sie einfach nicht bis heute Abend warten, um ihm von ihrem neuen Job beim Sender zu erzählen, und das am Telefon zu tun, wäre einfach unbefriedigend.
Der Flur im Erdgeschoss war menschenleer. Wahrscheinlich
waren die meisten Leute gerade in der Mittagspause, überlegte sie. Auch Hunters Sekretärin war nicht da. Ihr Schreibtisch war mit Memos und unbeantworteten Schreiben übersät, die elektrische Schreibmaschine aber war vorübergehend ausgestellt.
Also trat Kari einfach vor die Tür seines Büros, klopfte einmal an und ging, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten, zu ihm hinein.
12
Es war eine Szene wie aus einem schlechten Film: Die arglose Geliebte kam dazu, während ihr Mann in den Armen einer anderen lag.
Die Schuldigen machten sich erschrocken voneinander los. Die betrogene Geliebte hatte die Situation mit einem Blick durchschaut und wünschte sich, der Boden täte sich unter ihren Füßen auf. Sie fiele einfach tot um. Oder, besser noch, der Mann, der sie betrogen hatte, würde langsam und qualvoll dahingerafft.
Passend zum Drehbuch war die andere Frau betörend schön. Ihr dunkles Haar und die mandelförmigen Augen verliehen ihr das exotische Aussehen der klassischen Verführerin. Und von ihnen dreien schien sie die Einzige zu sein, die nicht um Fassung rang.
Sie trat auf Kari zu. »Ausgehend von Hunters schuldbewusster Miene nehme ich an, Sie sind der Grund dafür, dass er es plötzlich derart eilig mit der Scheidung hatte.« Sie streckte eine ihrer schlanken Hände aus. »Hallo. Ich bin Pam McKee.«
Kari ignorierte die ihr angebotene Hand und starrte Hunter an. »Sie ist deine Frau ?«
»Sie war es bis vor einer Woche.«
Kari hatte das Gefühl, als fiele ihr Körper einfach in
sich zusammen, und sie fragte sich, ob ihr das wohl anzusehen war. Sie beneidete die andere Frau darum, dass sie derart gelassen blieb.
Dann drehte Pam sich wieder um. »Leb wohl, Hunter.«
»Leb wohl.«
»Tut mir leid«, fügte sie noch hinzu, wobei sie auf Kari wies.
»Das werde ich schon klären.«
Die beiden sahen einander traurig lächelnd an, dann glitt Pam an ihr vorbei, und Hunter und sie warteten schweigend ab, bis das Klappern der Absätze nicht mehr zu hören war.
»Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen«, fauchte sie.
»Worauf?«
»Dass du diese Sache mit mir klären wirst. Ich wünsche dir noch ein schönes Mittagessen.« Sie warf ihm den Beutel mit den Broten hin, und auch wenn es ihn einige Mühe kostete, gelang es ihm, die Tüte aufzufangen, bevor sie auf den Boden fiel.
Kari machte auf dem Absatz kehrt, doch mit zwei langen Schritten hatte er sie eingeholt, packte ihren Arm, zwang sie stehen zu bleiben, und herrschte sie an: »Du wirst nicht einfach aus dem Zimmer stürzen, irgendwelche falschen Schlüsse ziehen und das Schlimmste denken.«
Sie zerrte an ihrem Arm, doch er ließ sie nicht los. »War das deine Art, es mir heimzuzahlen?«
»Es dir heimzuzahlen? Wovon zum Teufel redest du? Was hätte ich dir heimzahlen sollen?«
»All die negativen Berichte, die ich über dich gebracht habe.«
Er fing an zu fluchen. »Ich spiele keine kleinlichen Rachespielchen wie du.«
»Ach nein? Dann hast du also nicht gedacht, es wäre sicher witzig, mich dazu zu bringen, mit einem verheirateten Mann ins Bett zu gehen?«
»Ich war nicht mehr verheiratet!«, schrie er sie an.
Die Worte hallten durch den leeren Flur, und er zog sie zurück in sein Büro und warf die Tür hinter ihr zu. »Ich war nicht mehr verheiratet«, wiederholte er ein bisschen ruhiger. »Also, haust du jetzt einfach wütend ab oder benimmst du dich wie eine Erwachsene und lässt mich dir die Sache erklären?«
Endlich gelang es ihr, ihren Arm aus seiner Umklammerung zu befreien. Da sie wusste, dass sie nicht an ihm vorbei das Büro verlassen könnte, wenn er sie nicht gehen lassen wollte, trat sie vor das Fenster und starrte blind in den mittäglichen Verkehr hinaus. Dabei presste sie ihre Stirn gegen das kühle Glas, denn sie spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam.Wie hatte ihr Schicksal in so kurzer Zeit eine derartige Wendung nehmen können?
»Pam und ich leben schon seit drei
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