Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
schickes Kostüm betonte vorteilhaft ihre makellose Figur, und wie immer war sie tadellos frisiert. »Prachtvoll wie eh und je.«
Als sie lachte, strichen ihre Haare über ihre Wangen. »Und du bist nach wie vor derselbe alte Schmeichler.« Dann legte sie den Kopf zur Seite und sah ihn forschend an. »Ich hatte das Gefühl, dass du es ziemlich eilig hattest, als du bei mir angerufen hast. Ich bin neugierig. Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass du plötzlich mit der Scheidung einverstanden bist?«
Er bedachte sie mit einem möglichst ausdruckslosen Blick. »Ja.«
»Hm«, meinte sie kühl. »Eine Frau?«
»Ja.«
»Bist du glücklich?«
»Sehr.« Und zwar ohne jede Einschränkung. Er war glücklicher als je zuvor. »Und du?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Meine Arbeit ist ungemein befriedigend.«
Was ihr beider Problem gewesen war. Als er ihr begegnet war, hatte sie im letzten Jahr Medizin studiert, und ihre Intelligenz, ihr Mut und auch ihr Ehrgeiz hatten ihn gereizt.
Doch ebendieser Ehrgeiz hatte ihre Ehe irgendwann zerstört. Wie jeder Mann hatte er sich gewünscht, wenigstens ein bisschen von der Frau gebraucht zu werden, mit der er zusammen war. Er war kein Chauvinist, auch wenn er das Kari gegenüber scherzhaft behauptete. Sein Problem war nicht die Karriere seiner Frau gewesen. Er hatte ein Problem damit gehabt, dass ihre Karriere für sie wichtiger als alles andere und selbst als ihre Ehe war.
Im Verlauf der Zeit hatte ihre Beziehung weniger wie eine Ehe als wie ein Wettstreit ausgesehen, in dem es darum gegangen war, wer von ihnen beiden zuerst in dem von ihm gewählten Feld ganz oben war. Als sich ihm die Chance geboten hatte, sich in einer anderen Stadt beruflich zu verbessern, hatte sie sich rundheraus geweigert, ihren Posten in einem großen Krankenhaus ihm zuliebe aufzugeben und mit ihm hierher nach Denver umzuziehen. Was aus seiner Sicht eine Entscheidung für ihre Karriere und gegen ihn gewesen war. Eine bittere Pille, die zu schlucken ihm zu Anfang ziemlich schwergefallen war.
»Du bist entsetzlich stur«, erklärte sie ihm jetzt. »Du
hast drei Jahre gewartet, bis du dich endlich bei mir gemeldet und in die Scheidung eingewilligt hast.«
»Du weißt, dass ich es hasse, in irgendeiner Hinsicht zu versagen. Vor allem nicht in der wichtigsten Bindung, die ich je in meinem Leben eingegangen bin. Was eine Ehe in meinen Augen ist.« Er sah sie mit einem schiefen Lächeln an. »Aber schließlich musste ich mir eingestehen, dass wir versagt haben. Oder dass ich versagt habe. Und jetzt bin ich bereit, das Scheitern unserer Beziehung zu akzeptieren und wieder nach vorn zu sehen.«
»Ich habe nie gedacht, dass einer von uns beiden versagt hat. Wir haben uns einfach auseinanderentwickelt, weiter nichts.«
Offenkundig war ihr neuester Freund ein Seelenklempner, dachte Hunter wenig nett. Trotzdem meinte er: »Wahrscheinlich hast du recht«, denn er hatte keine Lust zu einem neuerlichen Streit. Außerdem war ihre Meinung ihm inzwischen vollkommen egal.
»Ich habe dir das hier mitgebracht.« Sie zog einen großen Umschlag aus der Handtasche und drückte ihn ihm in die Hand. »Anscheinend hatten die Anwälte deine neue Adresse nicht. Deshalb haben sie beide Kopien an mich geschickt.«
»Das endgültige Scheidungsurteil?«, fragte er, ohne den Umschlag zu öffnen.
»Unterschrieben, abgestempelt und persönlich überbracht. Mehr kannst du nicht verlangen.«
Sie stand auf, und er nahm ihren Arm und brachte sie zur Tür. »War schön, dich zu sehen, Pam.«
Sie sah ihm ins Gesicht. »War auch schön, dich zu
sehen, Hunter. Schließlich hatten wir auch gute Zeiten miteinander, oder nicht?«
Es war nicht zu überhören, dass sie irgendetwas brauchte, was ihr Ego rettete. Seit sie nicht mehr Teil von seinem Leben war, hatte er kein Problem damit. Und wahrscheinlich fielen ihm, wenn er sich bemühte, wirklich ein paar gute Augenblicke ein, bevor alles schiefgelaufen war.
»Wir hatten wirklich gute Zeiten. Tut mir leid, dass wir uns nicht glücklich machen konnten.« Doch er ginge sicher nicht so weit zu behaupten, es täte ihm leid, dass alles so gekommen war. Denn er war froh, dass er nicht mehr mit Pam zusammen war. Weil es inzwischen Kari gab. »Viel Glück, Pam.«
»Das wünsche ich dir auch, Hunter. Leb wohl.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zum Abschied auf die Wange und strich ihm sanft über das Haar.
Kari tänzelte gut gelaunt die Stufen vor seinem Büro
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