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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hoffen«, murmelte Lydia. »Aber da du jetzt eine verheiratete Frau bist, ist es an der Zeit, daß du etwas mehr über die Welt erfährst. Die Samthölle ist eins der exklusivsten Bordelle von ganz London. Sie wird nur von Gentlemen der besseren Gesellschaft aufgesucht.«
    »Sollte mir jemals zu Ohren kommen, daß Wylde auch nur einen Fuß in dieses Ding setzt, werde ich ihn erwürgen.«
    Lydia wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich entsetzt den Mund aufriß. »Großer Gott. Phoebe, dreh dich einmal um. Schnell. Ich habe meine Brille nicht auf, aber der Gentleman da drüben kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Welcher Gentleman?« Phoebe warf einen Blick über ihre Schulter. Der Anblick des blonden jungen Mannes mit den haselnußfarbenen Augen, der sich direkt auf sie zubewegte, traf sie wie ein Fausthieb. »Mein Gott, das ist Neil.«
    »Das hatte ich befürchtet.« Lydia verzog das Gesicht. »Er sollte tot sein. Dein Vater hatte vollkommen recht. Baxter denkt wirklich niemals an andere.«
    Phoebe hörte nicht zu. Immer noch wie betäubt, trat sie einen Schritt vor. Sie konnte kaum sprechen. »Neil?«
    »Guten Abend, meine wunderhübsche Lady Phoebe.« Neil
    ergriff ihre Hand und beugte sich mit ernster Würde darüber. Sein Lächeln war traurig und zugleich wehmütig. »Wie ich erfahren habe, muß ich nun Lady Wylde sagen.«
    »Neil, du lebst. Wir dachten, du seist tot.«
    »Ich versichere dir, ich bin kein Geist, Phoebe.«
    »Mein Gott, ich kann es kaum glauben.« Phoebe konnte immer noch keinen klaren Gedanken fassen. Sie starrte ihn an, entsetzt darüber, wie sehr er sich äußerlich verändert hatte. Der Neil, den sie vor drei Jahren gekannt hatte, war ein viel weicherer Mann gewesen. Jetzt lag Bitterkeit in seinem Blick und in den Falten um seinen Mund, die er früher nicht gehabt hatte. Außerdem wirkte er viel stärker. Er war von einer undefinierbaren Rauheit, an die sie sich nicht erinnerte.
    »Darf ich Sie um diesen Tanz bitten, Mylady? Es ist schon viel zu lange her, seit ich zum letzten Mal das Vergnügen hatte, meiner geliebten Phoebe so nahe zu sein.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm Neil sie bei der Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Die Klänge eines langsamen, würdevollen Walzers erfüllten den Raum. Phoebe tanzte mechanisch, während tausend Fragen in ihrem Kopf herumwirbelten.
    »Neil, es ist einfach unglaublich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, daß du gesund und munter bist. Du mußt mir unbedingt erzählen, was passiert ist.« Sie erinnerte sich an das, was Gabriel ihr über Neils Aktivitäten in der Südsee erzählt hatte. »Es gab schreckliche Gerüchte.«
    »Ach ja? Zweifellos stammen sie von deinem Ehemann. Wenn er erfährt, daß es ihm nicht gelungen ist, mich zu ermorden, wird er wahrscheinlich noch haarsträubendere Geschichten über mich erfinden.«
    Phoebes Mund war wie ausgetrocknet. »Willst du damit etwa sagen, daß Wylde gelogen hat? Daß du kein Pirat warst?«
    »Ich? Ein Pirat? Wie konntest du nur so etwas von deinem wahren Lancelot denken?« Neil sah sie ernst an. »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, meine Liebe.«
    »Ich bin nicht deine Liebe, Neil. Und ich war auch niemals deine Liebe.« Sie zögerte. »Warum machst du dir Sorgen um mich?«
    »Meine liebste Phoebe, du hast einen der blutrünstigsten Freibeuter geheiratet, der jemals die Südsee heimgesucht hat. Der Mann war eine Plage für sämtliche Schiffahrtsunternehmen. Er hat kleinere Schiffe gekapert und geplündert. Dann hat er jeden Mann an Bord vor die Wahl gestellt zwischen dem Tod durch das Schwert und dem Tod durch die See. Ich habe mich für die See entschieden.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben. Neil, du mußt dich irren.«
    »Ich habe es selbst erlebt. Ich wäre fast gestorben. Glaub mir, meine Liebste, es ist die Wahrheit. Jedes einzelne Wort.«
    »Und was ist mit dir passiert? Wie hast du es geschafft zu überleben?«
    »Ich trieb tagelang auf einem kleinen Holzstück über das Meer, bis ich auf einer kleinen Insel strandete. Ich war vor Hunger und Durst und von der Sonne fast wahnsinnig. Nur die Erinnerung an dein süßes Gesicht hat mich am Leben erhalten.«
    »Gütiger Himmel.«
    Neils Mund verzog sich zu einer harten, schmalen Linie. Seine haselnußbraunen Augen glitzerten vor Wut. »Es hat Monate gedauert, bis ich von diesem verdammten Felsen runtergekommen bin. Und als es mir endlich gelang, mich in eine Hafenstadt durchzuschlagen, stand ich da ohne einen

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