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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sie sofort auf.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte er.
    »Ja, aber ich würde es zu schätzen wissen, wenn du aufhören würdest, mich quer durch den Raum zu zerren. Die Leute starren uns bereits an.«
    »Laß sie starren.«
    Phoebe seufzte. Er war einfach unmöglich. »Wo willst du hin?«
    »Nach Hause.«
    »Auch gut«, sagte Phoebe. »Der Abend ist sowieso verdorben.«

Kapitel 16
    Wie zum Teufel hatte Baxter bloß überlebt? Eigentlich sollte der Mann tot sein.
    Gabriel musterte Phoebe aufmerksam, während die Kutsche durch die belebten Straßen rumpelte. Er hatte keine Ahnung, was sie dachte. Die Erkenntnis, daß er nicht wußte, wie sie auf Baxters plötzliches Auftauchen reagierte, alarmierte ihn mehr als alles andere.
    Gabriel hatte das Gefühl, als kämpfe er gegen Baxters Geist, seit er Phoebe zum ersten Mal begegnet war. Baxter war immer dagewesen, hatte immer drohend im Hintergrund geschwebt. Es war schlimm genug gewesen, angemessen mit Phoebes Erinnerungen an ihn umzugehen. Und jetzt hatte er es plötzlich mit dem Mann selbst zu tun. Warum hatte der Bastard nicht einfach bleiben können, wo er war?
    Gabriels Finger klammerten sich fester um den geschnitzten Griff seines Spazierstocks. Er wünschte sich, sie wären endlich zu Hause, aber die Fahrt ging nur langsam voran. Elegant lackierte Droschken und modische Einspänner aller Art verstopften die Straßen. Es war beinahe Mitternacht, und die gesamte bessere Gesellschaft war in Bewegung. Man eilte unablässig von einer Soiree zur nächsten, und vor Anbruch der Dämmerung würde keine Ruhe einkehren.
    Es wäre wesentlich einfacher gewesen, zu Fuß zu gehen, aber Phoebe trug nur ein Paar Satintanzpantoffeln, die von dem rauhen Kopfsteinpflaster innerhalb von Minuten in Fetzen geschnitten würden. Und außerdem gab es immer wieder Überfälle von irgendwelchen Banditen. Die Straßen waren einfach nicht sicher.
    Ebenso wie die Ballsäle.
    Gabriel beschloß, daß er die Ballsäle sogar noch gefährlicher fand.
    Baxter sollte tot sein.
    Gabriel musterte Phoebes reglose Miene. »Was hat er zu dir
    gesagt?«
    »Nicht viel«, sagte Phoebe langsam, während sie weiter aus dem Fenster sah. »Ehrlich gesagt, hatte ich ziemliche Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Es war so ein Schock für mich, ihn zu sehen. Ich konnte es kaum glauben.«
    »Phoebe, erzähl mir genau, was er gesagt hat.«
    Sie wandte sich um und sah ihn an. »Er hat gesagt, er sei kein Pirat gewesen.«
    Gabriel blickte auf seine Hand und bemerkte, daß er den Spazierstock immer noch umklammert hielt. Er zwang sich dazu, seinen Griff etwas zu lockern. »Natürlich leugnet er es.«
    »Ja, das nehme ich auch an. Welcher Pirat würde seine Schandtaten schon zugeben?«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    Phoebe nagte an ihrer Unterlippe. Gabriel kannte diese Geste inzwischen gut. Sie bedeutete, daß Phoebe nachdachte. Er stöhnte lautlos. Phoebe war immer am gefährlichsten, wenn sie nachdachte. Die Lady war einfach zu intelligent, und sie besaß eine Phantasie, die der seinen in nichts nachstand.
    »Er hat gesagt«, murmelte Phoebe, »daß du ein Pirat warst, nicht er.«
    Gabriel hatte gewußt, daß es so kommen würde, aber das milderte seinen Zorn nicht. »Verdammt. Zur Hölle mit dem Kerl. Er ist nicht nur ein Mörder, sondern noch dazu ein verdammter Lügner. Natürlich hast du ihm kein Wort geglaubt.«
    »Nein, natürlich nicht.« Phoebe wandte den Blick von ihm ab und starrte erneut in die dunklen, belebten Straßen hinaus.
    Gabriel zog sich der Magen zusammen. Es war vollkommen untypisch für Phoebe, seinem Blick auszuweichen. Er ergriff ihre eiskalten Finger. »Phoebe, sieh mich an.«
    Als sie ihn unter ihren dichten Wimpern ansah, verriet ihr Blick nur allzu deutlich ihren inneren Zwiespalt. »Ja, Mylord?«
    »Du hast ihm doch nicht geglaubt, oder?« Noch während er diese Frage stellte, wußte Gabriel, daß sie eher wie ein Befehl klang.
    »Nein, Mylord.« Sie sah auf ihre Hand, die in seiner lag, »Gabriel, du tust mir weh.«
    Er stellte fest, daß er ihre Finger beinahe zerquetschte. Zögernd lockerte er seinen Griff. Er mußte Ruhe und Selbstbeherrschung bewahren. Er durfte es nicht zulassen, daß seine Gefühle sein Urteil trübten und seine Handlungen beeinflußten. Es ging einfach um zuviel. Er zwang sich, sich in die Polster zurückzulehnen und eine, wie er hoffte, gelangweilte Miene aufzusetzen.
    »Verzeih mir, meine Liebe. Baxters Rückkehr von den Toten hat uns beide etwas aus dem

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