Verruchte Lady
Schimmer.
»Ich nehme nicht an«, sagte Lydia mit dem unerschütterlichen Optimismus der leidenschaftlichen Spielerin, »daß Wylde so vernünftig war, in der Südsee ein Vermögen zu machen?«
»Soweit ich weiß, hat er das nicht«, erwiderte Phoebe fröhlich. »An deiner Stelle würde ich mir da keine Illusionen machen. Ich glaube, er ist jetzt auch nicht reicher als vor acht Jahren.«
»Schade. Irgendwie mochte ich Wylde immer recht gern. Er hat eine unglaubliche Ausstrahlung, die einem wirklich gefähr-lich werden könnte. Nicht, daß er jemals zu Meredith gepaßt hätte, natürlich. Er hätte sie zu Tode erschreckt. Und außerdem wäre er als Schwiegersohn für mich vollkommen nutzlos gewesen.«
»Da er ja nun mal kein Vermögen hatte. Ja, ich weiß, Mama. Deine Anforderungen an einen Schwiegersohn waren schon immer dieselben.«
»Man muß praktisch denken bei solchen Dingen. Was würde mir ein armer Schwiegersohn nützen?«
Phoebe unterdrückte ein Lächeln, als sie an den Erfolg von Gabriels Buch dachte. »Vielleicht ist Wylde ja nicht ganz so arm, wie du denkst. Ich glaube, er bezieht ein bescheidenes Einkommen aus irgendwelchen Investitionen, die er in letzter Zeit getätigt hat.«
»Bah.« Lady Clarington machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein bescheidenes Einkommen reicht nicht. Du mußt einen Mann mit einem beachtlichen Vermögen heiraten, Phoebe. Selbst wenn ich bereit wäre, eine Ausnahme zu machen, würde dein Vater darauf bestehen. Du mußt dir einen passenden Mann suchen. Das bist du dem Familiennamen schuldig.«
»Nun, es ist auch vollkommen zwecklos, Spekulationen über Wyldes Absichten anzustellen, Mama. Ich kann dir sagen, daß er nicht das geringste Interesse an einer Heirat hat.«
Lydia musterte sie aufmerksam. »Bist du dir da sicher?«
»Ganz sicher. Es stimmt - wir haben uns bei den Amesburys kennengelernt und festgestellt, daß wir gemeinsame Interessen haben, aber wir sind bloß Freunde. Mehr nicht.«
»Ich fürchte, dann wird es doch auf Kilbourne hinauslaufen«, sagte Lydia nachdenklich. »Du könntest es bestimmt schlimmer treffen. Er hat einen wunderbaren Titel und ein wunderbares Vermögen.«
Phoebe beschloß, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ihrer Mutter die Idee von dieser Liaison auszureden. »Es tut mir leid, Mama, aber ich muß sagen, daß ich Kilbourne nicht nur ziemlich aufgeblasen, sondern noch dazu entsetzlich selbstgefällig und schrecklich pedantisch finde.«
»Was heißt das schon? Dein Vater ist ebenfalls ziemlich aufgeblasen, und er wäre durchaus in der Lage, jedem Mitglied der besseren Gesellschaft Nachhilfeunterricht in Selbstgefälligkeit und Pedanterie zu geben. Aber ich komme trotzdem ganz gut mit ihm zurecht.«
»Ja, ich weiß«, sagte Phoebe geduldig, »aber Papa ist zu Gefühlen fähig. Er hat dich und uns drei wirklich gerne.«
»Nun, natürlich hat er das. Ich hätte ihn auch bestimmt nicht geheiratet, wenn er zu derartigen Gefühlen nicht fähig wäre.«
Phoebe nahm ihre Teetasse. »Ich fürchte, Kilbourne ist zu solchen Gefühlen nicht fähig, Mama. Ich bezweifle zum Beispiel, daß er sich bereit erklären würde, die gelegentlichen Ehrenschulden seiner Schwiegermutter zu begleichen.«
Lydia blickte ihre Tochter alarmiert an. »Du meinst, er würde mir kein Darlehen geben?«
»Allerdings, das fürchte ich.«
»Guter Gott. Ich wußte nicht, daß er ein solcher Pedant ist.«
»Das solltest du auf jeden Fall bedenken, Mama.«
»Du hast vollkommen recht.« Lydia spitzte die Lippen. »Andererseits meint dein Vater, er sei der passende Mann für dich, und es läßt sich nicht leugnen, daß er eine gute Partie ist. Zweifellos ist er das Beste, was wir bei deinem Alter noch für dich erhoffen können. Schließlich bist du fast fünfundzwanzig.«
»Das ist mir klar, Mama. Aber ich kann mich für den Gedanken, Kilbourne zu heiraten, einfach nicht begeistern.«
»Nun, dein Vater kann das auf jeden Fall.« Lydias Miene hellte sich auf. »Und es besteht durchaus die Möglichkeit, daß er, wenn er erst mal eine Weile mit dir verheiratet ist, etwas großzügiger wird, was die Darlehen betrifft. Du kannst ihn schließlich beeinflussen, Phoebe. Du mußt ihn einfach davon überzeugen, daß du ein großzügiges Taschengeld brauchst, um angemessen repräsentieren zu können.«
»Und dann soll ich dir von diesem großzügigen Taschengeld einen Kredit geben?« Phoebe seufzte. »Ich bezweifle, daß das so einfach geht, Mama.«
»Trotzdem, wir
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