Verruchte Lady
Lei-denschaft für mitteralterliche Legenden und so begann. Ja, es ergibt alles einen Sinn.« Sie bedachte Gabriel mit einem Stirnrunzeln. »Es ist alles Ihre Schuld, Wylde.«
Gabriel sah sie fragend an. »Meine Schuld?«
»Ja, natürlich.« Lydia kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Sie waren derjenige, der sie auf diesen Unsinn gebracht hat. Meiner Meinung nach haben Sie ihr Leben bereits so gut wie ruiniert.«
»Also, Moment mal.« Gabriel hatte das Gefühl, als habe er die ganze Situation nicht mehr unter Kontrolle. »Ich habe nichts getan, was Phoebes Leben ruinieren könnte. Zumindest noch nicht.«
Meredith riß entsetzt die Augen auf, als ihr die Bedeutung seiner letzten Worte klar wurde.
»Doch, das haben Sie«, beharrte Lydia auf ihrer Meinung. Gabriels versteckte Drohung ignorierte sie. »Wegen Ihnen hat sie niemals geheiratet. Ich gebe Ihnen allein die Schuld daran, da Sie immer noch keinen Ehemann hat.«
»Mir?« Gabriel starrte Lydia an. Er versuchte, ihrer seltsame Logik zu folgen. »Sie können doch wohl kaum mir die Schuld daran geben, daß es Ihnen nicht gelungen ist, sie unter die Haube zu bringen.«
»Doch, das kann ich. Ihr Interesse an diesem mittelalterlichen Unsinn hat dazu geführt, daß sie immer viel zu hohe Ansprüche an mögliche Verehrer gestellt hat. Keiner von ihnen konnte es mit den Rittern in diesen blödsinnigen Geschichten aufnehmen, die sie immer liest.«
»Also, hören Sie«, setzte Gabriel an.
»Außerdem«, fuhr Lydia unbeirrt fort, »hat sie sich immer. darüber beschwert, daß keiner ihrer Verehrer ihr Interesse an mittelalterlichen Sagen teilte. Abgesehen von diesem gräßlichen Neil Baxter natürlich. Stimmt’s nicht, Meredith?«
»Vollkommen richtig, Mama«, pflichtete Meredith ihr grimmig bei. »Aber ich glaube nicht, daß es das war, worüber wir mit
Seiner Lordschaft sprechen wollten. Es gibt wichtigere Probleme.«
»Gütiger Himmel.« Lydia runzelte die Stirn. »Ich kann mir nichts Wichtigeres vorstellen, als Phoebe mit einem passenden Mann zu verheiraten.« Sie warf Gabriel einen verschwörerischen Blick zu. »Wissen Sie, wir haben trotz des Schadens, den Sie angerichtet haben, immer noch die Hoffnung, daß Kilbourne anbeißen wird.«
»Ach ja?« Gabriel stellte fest, daß ihn diese Neuigkeit ärgerte. Phoebe hatte ihm nicht erzählt, daß Kilbourne demnächst um ihre Hand anhalten würde. Er bemerkte, daß ihm diese Vorstellung nicht gefiel.
Meredith warf ihrer Mutter einen warnenden Blick zu. »Mama, wenn Wylde Phoebe ruiniert, werden wir sie mit niemandem mehr verheiraten können, und mit Kilbourne ganz bestimmt nicht.«
»O Gott.« Lydia blinzelte zu Gabriel hinüber. »Sie haben doch wohl nicht wirklich vor, meine Tochter zu ruinieren, oder?«
Meredith zog ein Spitzentaschentuch aus ihrer Handtasche und betupfte sich damit die Augen. »Natürlich hat er das vor, Mama. Das ist alles, was er will. Auf diese Weise kann er sich an uns rächen.« Als sie zu Gabriel aufblickte, schimmerten kristall-farbene Tränen in ihren Augen. »Ich bitte Sie, Ihre Rachepläne aufzugeben, Mylord.«
»Warum sollte ich?« fragte Gabriel höflich.
»Um der Gefühle willen, die wir früher einmal füreinander gehegt haben«, weinte Meredith.
»Soweit ich mich erinnere, waren diese Gefühle nicht besonders tief.« Gabriel musterte ihre schönen, tränengefüllten Augen und fragte sich flüchtig, wie er jemals für Meredith etwas hatte empfinden können. Er war seinem Schicksal vor acht Jahren nur um Haaresbreite entronnen, und er schickte ein kurzes Dankgebet an den Heiligen, der über naive junge Männer wachte.
»Bitte, Mylord. Denken Sie an Phoebe.«
»Es ist schwer, das nicht zu tun«, gestand Gabriel. »Sie ist eine durchaus interessante Frau.«
»Und eine unschuldige«, beeilte sich Meredith zu sagen.
Gabriel zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie es sagen.«
Meredith starrte ihn schockiert und wütend an. »Wollen Sie! etwa etwas anderes andeuten, Sir?«
»Nein.« Gabriel dachte an Neil Baxter und fragte sich nicht zum ersten Mal, wieviel Phoebe für diesen Mann tatsächlich empfunden hatte. »Phoebe und ich haben noch niemals ausführlich über dieses Thema gesprochen.«
»Das will ich auch nicht hoffen«, sagte Lydia mit strenger Miene. »Meine Tochter mag ein wenig exzentrisch sein, Sir, aber sie ist eine durch und durch ehrbare junge Frau. Sie hat einen tadellosen Ruf.«
»Exzentrisch? Ich würde sagen, sie ist mehr als nur ein wenig exzentrisch«,
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