Verruchte Lady
es ihm gelungen war,
Phoebe von Kilbourne loszueisen. Er wirbelte sie beim ersten Takt des Walzers herum, spürte ihre kurze Unsicherheit und fing sie umgehend auf. Das war keine schwere Aufgabe. Sie war leicht wie eine Feder.
Phoebe sah ihn mit strahlenden Augen an. »Es freut mich, Sie hier zu sehen, Mylord. Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten über den Verbleib des Buches für mich?«
Gabriels Hand legte sich fester um ihre Taille. »Können Sie denn nie an etwas anderes als diese verdammten Nachforschungen denken, Phoebe?«
»Woran sollte ich denn Ihrer Meinung nach denken?«
»Wie wäre es zum Beispiel mit Kilbournes bevorstehendem Antrag? Man sollte meinen, daß dieses Thema von gewissem Interesse für Sie ist.«
Phoebe blinzelte hinter ihrer goldenen Maske. »Was wissen Sie über Lord Kilbournes Absichten?«
»Ihre Mutter hat mich heute darüber informiert, daß sie hofft, daß er bald um Ihre Hand anhalten wird.«
»Gütiger Himmel. Meine Mutter war bei Ihnen?«
»Und Ihre Schwester.«
Phoebe kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Ich hoffe, daß die beiden Sie nicht durch irgendeine Äußerung dazu gebracht haben, die Nachforschungen aufzugeben, Sir. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, werde ich mit meiner Familie schon fertig werden. Sie dürfen sich von ihnen nicht einschüchtern lassen.«
»Glauben Sie mir, Phoebe, ich lasse mich von Ihrer Familie nicht einschüchtern. Aber es war interessant zu erfahren, daß Sie bald heiraten werden.«
Phoebe kicherte. »Ich werde keineswegs bald heiraten, Mylord. Ich versichere Ihnen, falls Kilbourne tatsächlich um meine Hand anhalten sollte, werde ich seinen Antrag höflich ablehnen.«
»Warum?« wollte Gabriel wissen. Plötzlich mußte er soviel wie möglich über Phoebes Beziehung zu Kilbourne erfahren.
Phoebe rollte hinter der Maske mit den Augen. »Wenn Sie Kilbourne kennen, müssen Sie wissen, daß er ein gräßlicher Ehemann für mich wäre.«
Gabriel runzelte die Stirn. »Er ist ein Marquis und offenbaräußerst wohlhabend.«
»Der Mann ist ein elender Tugendbold. Glauben Sie mir, ich! kenne diese Sorte Mann, und ich habe nicht die Absicht, so einen zu heiraten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen für den Rest meines Lebens an eine derart aufgeblasene, unbeugsame Kreatur gebunden zu sein. Das wäre die Hölle.«
»Mit anderen Worten«, sagte Gabriel, »Sie fürchten, er würde Ihnen nicht gestatten, weiterhin so leichtsinnig Dinge zu tun wie mitten in der Nacht fremde Männer zu treffen oder auf Mörderjagd gehen.«
»Kilbourne würde sich damit nicht begnügen. Er ist ein sehr prüder Mann, der alles, was Spaß macht, aufs äußerste mißbilligt Er versteckt diese Seite seines Charakters, weil er mich hofiert, aber ich weiß, wenn wir erst einmal verheiratet wären, würde er versuchen, all meine Freunde für mich auszusuchen und mir den Schnitt meiner Kleider vorzuschreiben. Ich hätte nicht die geringste Freiheit.«
»Und die ist Ihnen so wichtig?«
»Sehr sogar. Mama versichert mir immer, daß es einer intelligenten Frau durchaus möglich ist, mit einem Mann wie Kilbourne fertig zu werden, aber darauf lasse ich es lieber nicht ankommen.« Phoebe lächelte. »Mylord, wissen Sie, daß Kilbourne noch nicht einmal Bücher wie der Ritterzug gefallen? Ich glaube, er würde allen Ernstes versuchen, mir zu verbieten, sie zu lesen.«
Gabriel war wie befreit. Er lächelte. »In diesem Fall muß ich Ihnen zustimmen. Kilbourne wäre wirklich ein gräßlicher Ehemann für Sie.«
Phoebe lachte fröhlich, und ihre Augen blitzten verwegen hinter ihrer goldenen Maske. Die glitzernden Fäden in ihrem
Haarnetz funkelten im Licht der Kronleuchter. Gabriel blickte auf sie hinab und fragte sich für einen Moment, ob er eine Frau aus Fleisch und Blut oder eine Zauberin in den Armen hielt.
Er fürchtete, daß er bereits halb verzaubert war. Verlangen strömte durch seine Adern. Instinktiv packte er Phoebe fester. Auf keinen Fall würde sie Kilbourne heiraten.
»Mylord?« Sie neigte leicht den Kopf und musterte sein maskiertes Gesicht. »Stimmt etwas nicht?«
»Lassen Sie uns in den Garten gehen und etwas frische Luft schnappen«, murmelte Gabriel.
Phoebe widersetzte sich ihm nicht, als er in der Nähe der Flügeltüren stehenblieb. Als er sie in die Nacht hinauszog, verlor sie das Gleichgewicht.
»Nicht so schnell, Mylord.« Sie ergriff seinen Arm.
»Ich halte Sie«, sagte er leise und zog sie enger an sich. Und ich werde dich behalten,
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