Verruchte Lady
hätten das einzig Ehrenwerte getan, Gabriel. Das liegt in Ihrer Natur.«
»Ihr Vertrauen in mich ist vollkommen fehl am Platz, Madam. Hören Sie, ich bin nicht der edle Ritter aus Ihren Träumen. Ich bin kein König Artus.«
Phoebe lächelte leicht. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuß auf den Mund. »Vielleicht ist Ihre Rüstung ein wenig ramponiert, aber ich glaube, daß Sie im
Grunde Ihres Herzens noch derselbe Mann sind, der Sie vor acht Jahren waren. Wenn dem nicht so wäre, würden Sie mir nicht bei meinen Nachforschungen helfen.«
»Verdammt, Phoebe -«
»Ich weiß, daß Sie vor acht Jahren meine Schwester geliebt haben, und ich weiß, daß ich nicht im mindesten so bin wie sie. Also ist es sehr unwahrscheinlich, daß Sie mich jemals lieben
werden.«
»Phoebe, du weißt nicht, wovon du sprichst«, sagte Gabriel.
»O doch, das weiß ich. Ich weiß immer, wovon ich spreche. Nun, da ich keinen Mann heiraten will, der mich nicht liebt, und da ich mir der Tatsache durchaus bewußt bin, daß ein Mann mit Ihrer Natur auch nicht ohne Liebe heiraten möchte, dürfen wir das Abenteuer von heute abend auf keinen Fall wiederholen.«
Gabriel stand da wie vom Donner gerührt und starrte sie an. »Und du erwartest, daß ich dir so einfach zustimme?«
»Sie dürfen mich nicht falsch verstehen, Mylord«, beeilte sie sich zu sagen. »Es war wirklich sehr nett.«
»Nett?«
»Nun, vielleicht sogar mehr als nett. Aber ich bin sicher, daß Ihnen die Gefahr bewußt ist, in die wir uns damit begeben. Sie haben doch sicher nicht den Wunsch, für den Rest Ihres Lebens an mich gebunden zu sein nur wegen einer flüchtigen Indiskretion.«
»Ich glaube einfach nicht, daß da dieselbe Frau spricht, die mich um Mitternacht auf eine einsame Landstraße in Sussex bestellt hat.«
»Ja, nun, ich bin dieselbe. Ich weiß, daß Sie mich leichtsinnig finden, aber ich bin keine völlige Idiotin.«
»Ich glaube, deine Mutter hatte vielleicht doch nicht so unrecht«, sagte Gabriel. »Sie hat sich beschwert, daß du allzu wählerisch bist, wenn es um mögliche Verehrer geht. Du willst Kilbourne nicht heiraten, weil er versuchen könnte, dich zu führen -«
»Mich einzuzwängen wäre wohl der passendere Ausdruck. O nein, einen Mann wie ihn werde ich auf keinen Fall heiraten.« Phoebe erschauderte.
Gabriel sah sie böse an. »Und einen Mann, der nicht vor dir auf die Knie fällt und dir seine unsterbliche Liebe versichert, willst du auch nicht -«
»Natürlich nicht.«
»Deine Mutter denkt, daß du auf einen gottverdammten Ritter direkt aus einer alten Legende wartest.«
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Warum sollte ich mich denn mit weniger zufriedengeben?«
»Sie, Madam, sind für eine Frau Ihres Alters erheblich zu wählerisch. Großer Gott. Warum stehe ich überhaupt hier und rede mit dir übers Heiraten?«
»Keine Ahnung. Warum reden Sie mit mir darüber, Mylord?«
»Egal. Wir werden ein andermal darüber reden. Aber ich versichere dir, daß wir früher oder später das Experiment von heute abend wiederholen werden. Und zwar etwas ausführlicher.« Gabriel packte sie und ging den schmalen Weg hinab, der zwischen den Hecken hindurchführte.
»Da gibt es wirklich nichts mehr zu besprechen, Gabriel. Ich fürchte, ich muß auf meinem Standpunkt beharren. Derartige Risiken dürfen wir in Zukunft nicht mehr eingehen.«
»Und ob es da noch etwas zu besprechen gibt. Eine ganze Menge sogar. Wenn du dir einbildest, daß ich nach diesem Erlebnis die Finger von dir lassen werde, dann bist du verrückt.« Er runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, daß er das Ende des Weges erreicht hatte und erneut vor einer Hecke stand. »Was zum Teufel hat das nun zu bedeuten?«
»Oje.« Phoebe blickte sich zwischen den hoch aufragenden grünen Wänden um. »Ich glaube, wir sind in Lord Rantleys Labyrinth geraten. Er ist ganz stolz darauf. Niemand hat je von allein wieder herausgefunden. Nur Rantley kennt den geheimen Weg.«
Gabriel schlug entnervt mit der Hand gegen die Hecke. »Himmel. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
»Ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt, Gabriel.« Phoebe bedachte ihn mit einem aufmunternden Lächeln. »Ich glaube, der Held in Ihrem Buch war auf Seite dreihundertvier ebenfalls in einem Labyrinth gefangen.«
»Allerdings. Aber was in aller Welt hat das damit zu tun?«
»Er war so clever, wieder herauszufinden«, sagte Phoebe. »Und ich habe vollstes Vertrauen, daß Sie uns
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