Verruchte Lady
aller Welt dauerte das Gespräch nur so lange?
Sie sprang auf die Füße und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Es war einfach lächerlich. Eine Frau sollte das Recht haben, dabeizusein, wenn über ihre Zukunft gesprochen wurde.
Diese Warterei hier oben, während die Männer über etwas so Wichtiges wie ihre Hochzeit diskutierten, war höchst ärgerlich. Männer hatten kein Gespür für solche Dinge.
Sie würden zum Beispiel nicht verstehen, daß sie nicht geheiratet werden wollte, nur weil Gabriels erhabenen Vorstellungen von Ritterlichkeit es forderten.
Sie hatte sich bereits vor langer Zeit geschworen, daß sie nur aus Liebe heiraten würde. Einen anderen Grund würde es für sie nicht geben.
Um halb vier beschloß Phoebe, daß sie lange genug die Rolle der gehorsamen Tochter gespielt hatte. Sie marschierte aus ihrem Schlafzimmer und ging die Treppe hinab zur Bibliothek.
Die Tür war geschlossen, und der Butler hatte sich pflichtbewußt davor aufgebaut. Als er Phoebe entdeckte, blickte er sie wachsam, aber entschlossen an.
»Bitte treten Sie zur Seite«, sagte sie. »Ich möchte zu meinem Vater.«
Der Butler richtete sich tapfer zu seiner ganzen Größe auf »Verzeihen Sie, Madam, aber Ihr Vater hat strikte Anweisung erteilt, daß ihn niemand stört, solange er mit Lord Wylde spricht.«
»Pst, Phoebe.« Lydia streckte ihren Kopf durch die Tür des Salons und winkte ihrer Tochter aufgeregt zu. »Geh lieber nicht hinein. Männer möchten solche Dinge unter sich ausmachen. Es gibt ihnen das Gefühl, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Meredith tauchte hinter ihrer Mutter auf und bedachte Phoebe mit einem Stirnrunzeln. »Warte, bis man dich ruft, Phoebe. Papa wird sehr verärgert sein, wenn du ihn störst.«
»Und ich bin bereits ziemlich verärgert.« Phoebe machte eine Schritt vorwärts.
Der Butler schwankte. Das genügte Phoebe. Sie öffnete selbst die Tür und betrat die Bibliothek.
Gabriel und ihr Vater saßen vor dem Kamin und hatten jede, ein Glas Brandy in der Hand. Als sie eintrat, blickten beide Männer auf.
»Bitte warte draußen, meine Liebe. Ich werde dich in ein paar Minuten rufen«, sagte Clarington fest.
»Ich habe lange genug gewartet.« Phoebe blieb stehen und sah Gabriel an. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. »Ich will wissen, was los ist.«
»Wylde hat um deine Hand angehalten«, sagte Clarington. »Wir besprechen gerade die Einzelheiten. Du brauchst dir kein Sorgen zu machen.«
»Heißt das, daß du seinen Antrag an meiner Stelle angenommen hast?« wollte Phoebe wissen.
»Ja, das habe ich.« Clarington nahm einen Schluck Brandy.
Phoebe bedachte Gabriel mit einem fragenden Blick, und er zog eine Braue hoch. Dann sah sie wieder ihren Vater an. »Papa, ich möchte mit Gabriel sprechen, ehe etwas entschieden wird.«
»Du kannst mit ihm reden, wenn wir alles besprochen haben.«
»Aber, Papa -«
»Geh jetzt, Phoebe«, befahl Gabriel mit ruhiger Stimme. »Wir werden später miteinander sprechen.«
»Ich will es aber jetzt tun.« Sie ballte ihre Hände zu kleinen Fäusten. »Schließlich geht es hier um meine Zukunft. Und ich habe durchaus auch etwas zu diesem Thema zu sagen. Wenn ihr beide euch einbildet, daß ihr alles abmachen könnt, ohne daß ich mich dazu äußere, dann irrt ihr euch.«
Clarington sah sie fragend an. »Also gut, meine Liebe, was ist deine Hauptsorge?«
Phoebe atmete tief ein, öffnete ihre Fäuste und wischte ihre feuchten Hände an den Röcken ihres Kleides ab. »Ich habe immer gesagt, daß ich nur aus Liebe heiraten werde. Und um ganz offen zu sein, Papa, Wylde hat mir gegenüber niemals von Liebe gesprochen. Ich lasse mich nicht zu einer Heirat zwingen, ehe ich nicht sicher bin, daß sie aus gegenseitiger Liebe erfolgt. Ich werde nicht heiraten, nur weil Wyldes Sinn für Ritterlichkeit es fordert.«
»Phoebe«, sagte Clarington matt, »du benimmst dich wie ein romantisches Schulmädchen. Wylde hat vollkommen recht. Nach dem, was gestern passiert ist, können wir nicht zulassen, daß du dich weiterhin nur von deinem Gefühl leiten läßt.«
»Das hat er gesagt?« Phoebe warf Gabriel einen bösen Blick zu.
»Ja, das hat er, und ich stimme vollkommen mit ihm überein«, erklärte Clarington. »Er sagt, daß er bereit ist, die Aufgabe zu übernehmen, dich zu lenken, und ich bin wirklich dankbar, daß mir jemand die Verantwortung für dich abnimmt.«
Phoebe war außer sich. »Und was ist, wenn ich nicht von einem Ehemann >gelenkt< werden
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