Verruchte Lady
neben seinem Sessel. »Wovon in aller Welt reden Sie, Sir? Das müssen Sie schon genauer erklären.«
»Die Nachricht, die ich vorhin erhielt, stammte von Phoebe. Sie besagte, daß sie unterwegs war, um sich ein Manuskript anzusehen, das ihr von einem gewissen A. Rilkins zum Verkauf angeboten worden war. Als ich bei Mr. Rilkins’ Laden ankam, stellte ich fest, daß Phoebe gerade von zwei Kriminellen in eine enge Gasse hinausgezerrt wurde.«
Anthony starrte ihn fassungslos an. »Also wirklich. Sie meinen doch wohl nicht allen Ernstes, daß wir Ihnen eine solche Geschichte abkaufen.«
Claringtons Mund stand sperrangelweit offen. »Großer Gott. Soll das ein Witz sein, Wylde?«
»Ich versichere Ihnen, daß es kein Witz ist.« Gabriel kniff die Augen zusammen. »Kilbourne ist offensichtlich bankrott. Bald wird es die ganze Stadt wissen. Er wußte, daß er keine Zeit mehr hatte, um Phoebe weiterhin den Hof zu machen, also versuchte er, sie zu entführen.«
»Großer Gott«, sagte Clarington noch einmal. Er sah vollkommen verwirrt aus. »Sie wäre ruiniert gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, sie zu entführen. Ich wäre gezwungen gewesen, einer Heirat zuzustimmen.«
Die drei Männer starrten einander an.
»Und Phoebe ist jetzt in Sicherheit?« In Anthonys Augen war deutlich seine Besorgnis zu erkennen.
»Sie ist auf dem Weg nach Hause, ihr ist nichts passiert, und ihr Ruf ist noch intakt.« Gabriel griff nach der Rotweinflasche, die auf dem Tisch neben seinem Sessel stand. »Obwohl ich mich frage, wie lange noch. Bei ihrem Verhalten...«
»Verdammt«, murmelte Clarington. »Ich lasse es nicht zu, daß Sie so über meine Tochter sprechen.«
»Da ich eben gerade ihren hübschen Hals gerettet habe, erlaube ich mir, über sie zu sprechen, wie ich will.« Gabriel nahm einen Schluck Wein. »Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich der Meinung bin, daß dieses ganze Debakel einzig und allein die Schuld von Ihnen beiden ist.«
»Unsere Schuld?« Clarington warf zornig den Kopf in den
Nacken.
»Besonders Ihre«, fuhr Gabriel fort. »Als ihr Vater haben Sie es zugelassen, daß sie vollkommen eigensinnig geworden ist. Die Frau ist eine Gefahr für sich selbst. Sie schreibt fremden Männern Briefe und bestellt sie um Mitternacht auf einsame Landstraßen. Sie treibt sich in den schlimmsten Ecken von London herum, wenn es ihr in den Sinn kommt -«
»Also bitte«, unterbrach ihn Clarington.
Gabriel ignorierte ihn. »Sie ist viel zu unabhängig, und sie spielt zu gern mit dem Feuer. Eines Tages wird sie sich gewaltig die Finger verbrennen.«
»Also, hören Sie«, knurrte Clarington. »Wir sprechen hier über meine Tochter. Was soll das heißen, sie schreibt Briefe an fremde Männer und trifft sich mit ihnen um Mitternacht?«
»Was glauben Sie denn, wie ich sie kennengelernt habe?« fragte Gabriel.
Anthony starrte ihn überrascht an. »Wollen Sie damit etwa sagen, daß sie Ihnen Briefe geschickt hat? Daß sie sich mit Ihnen verabredet hat?«
»Genau das«, sagte Gabriel. »Und es war reines Glück, daß ich es war, den sie zu dieser Verabredung bestellt hat. Was, wenn ich jemand anders gewesen wäre?«
Clarington erstarrte. »Was wollen Sie damit sagen, Sir?«
»Ich will damit sagen, daß keiner von Ihnen in der Lage ist, Phoebe zu bändigen oder sie vor ihrer eigenen Impulsivität zu schützen.« Gabriel nahm einen weiteren Schluck Rotwein. »Und aus diesem Grund werde ich die Aufgabe übernehmen müssen. Es bleibt mir offensichtlich keine andere Wahl.«
»Sie.« Clarington starrte ihn über seine Hakennase hinweg an.
»Ich.« Gabriel stellte das leere Glas auf den Tisch. »Ich werde morgen um drei Uhr bei Ihnen sein, um alles zu besprechen. Ich möchte, daß die Sache umgehend erledigt wird.«
»Einen Augenblick bitte.« Anthony hob die Hand. »Wollen
Sie damit etwa sagen, daß Sie die Absicht haben, um Phoebes Hand anzuhalten?«
Gabriel blickte ihn an. »Würden Sie lieber warten, bis Kilbourne oder ein anderer Kerl, der es auf ihr Vermögen abgesehen hat, einen neuen Versuch unternimmt, sie zu entführen?«
»Reden Sie keinen Unsinn. Natürlich wollen wir nicht, daß sie entführt wird.« Clarington seufzte schwer. »Aber es ist verdammt schwierig, Phoebe zu beschützen. Sie hat mehr Temperament als Vernunft. Und sie läßt sich einfach nichts sagen. Sie meint, sie kann es mit der ganzen Welt aufnehmen. So war sie schon immer, seit sie ein kleines Mädchen war.«
»Es stimmt«, sagte Anthony
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