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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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die Wut zu unterdrücken, die drohte, ihn platzen zu lassen. Er konnte einfach nicht glauben, daß Phoebe tatsächlich vor ihm davongelaufen war.
    Im Salon herrschte Grabesstille, und Clarington und seine Familie beobachteten Gabriel, der im Zimmer auf und ab stapfte.
    Es war beinahe zehn Uhr. Niemand hatte Phoebe vermißt, bis ihre Zofe vor einer Stunde mit einer Tasse Tee in ihr Zimmer gegangen war. Gabriel hatte die Hiobsbotschaft kurze Zeit später erhalten. Als er im Claringtonschen Stadthaus angekommen war, hatte er den gesamten Clan im Salon vorgefunden.
    »Nehmen Sie es von der guten Seite«, schlug Lydia vor. »Soweit wir wissen, ist sie allein fortgelaufen. Es scheint kein anderer Mann im Spiel zu sein.«
    »Soweit wir wissen«, sagte Anthony mit Grabesstimme.
    Gabriel warf ihm einen zornigen Blick zu. Das letzte, was er heute morgen wollte, war, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß Phoebe mit einem anderen Mann durchgebrannt war. Die ganze Angelegenheit war so schon schlimm genug. »Sie glauben, sie ist unterwegs nach Sussex?«
    »Sie hat eine Nachricht hinterlassen«, sagte Meredith leise. »Sie schreibt, daß sie einige Zeit bei einer Tante dort verbringen will.«
    »Das könnte auch nur ein Trick sein«, warf Lydia hilfreich ein. »Vielleicht will sie auch nur, daß wir denken, sie sei dorthin aufgebrochen, während sie in einer vollkommen anderen Richtung unterwegs ist.«
    »Nein.« Meredith verharrte vollkommen reglos. Ihre Augen ruhten die ganze Zeit auf Gabriel. »Sie wußte, daß wir uns Sorgen machen würden, also hat sie uns geschrieben, wohin sie geht, damit wir beruhigt sind.«
    »Beruhigt?« Clarington lief dunkelrot an. »Beruhigt? Das Gör verschwindet mitten in der Nacht, ohne irgend jemandem Bescheid zu sagen, und wir sollen uns keine Sorgen machen? Was in aller Welt erwartet sie denn von uns?«
    Lydia legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. »Reg dich nicht auf, mein Lieber. Es wird alles gut werden. Phoebe ist durchaus in der Lage, auf sich aufzupassen.«
    »Ach ja?« Clarington warf seiner Frau einen vernichtenden Blick zu. »Und wie, bitte, paßt sie auf ihren Ruf auf, wenn diese Neuigkeit erst einmal die Runde macht? Ich könnte es Wylde nicht verübeln, wenn er die Hochzeit abblasen möchte.«
    Meredith rang nach Luft. »Papa, so etwas darfst du nicht sagen.«
    »Warum nicht?« murmelte Anthony. »Welcher vernünftige Mann will schon eine Frau, die ihm derartige Schwierigkeiten
    macht?«
    »Phoebe hat ganz einfach Angst.« Meredith sprang auf und sah Gabriel und die anderen an. »Versteht ihr das denn nicht? Sie ist weggelaufen, weil sie zu dieser Ehe gedrängt wurde, ohne daß sie etwas dazu hätte sagen dürfen. Niemand ist auch nur auf die Idee gekommen, sie nach ihrer Meinung zu fragen.«
    Clarington runzelte die Stirn. »Sie mag Wylde. Zumindest dachte ich das. Was zum Teufel ist mit dem Mädchen nur los? Das Ganze ergibt einfach keinen Sinn.«
    Meredith reckte das Kinn. »Ich werde euch sagen, was mit ihr los ist. Sie mußte feststellen, daß du und Wylde einfach über ihre Zukunft entschieden habt, Papa. Sie hatte das Gefühl, als sei sie nicht besser als ein Pferd, das an den Meistbietenden versteigert wird.«
    Gabriels Wangenmuskeln spannten sich an.
    »Unsinn«, sagte Clarington.
    »Es stimmt«, beharrte Meredith auf ihrer Meinung. »Ich weiß ganz genau, was sie empfindet, weil es mir vor acht Jahren Gang genauso ging. Der Unterschied zwischen Phoebe und mir ist nur der, daß ich jemanden gebeten habe, mir bei der Flucht zu helfen. Phoebe hingegen hat ihre Flucht ganz allein arrangiert.«
    »Wovor zum Teufel flüchtet sie denn überhaupt?« fragte Anthony. »Papa hat recht. Sie mag Wylde.«
    Meredith stampfte verzweifelt mit dem Fuß auf. »Tatsächlich? Und was empfindet Wylde für sie?«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Phoebe weiß, was ich für sie empfinde.«
    »Ach ja?« Meredith wandte sich ihm zu. »Sie haben ihr also Ihre Zuneigung gestanden, Sir? Sie haben ihr gesagt, daß Sie sie lieben?«
    »Um Himmels willen, Meredith«, murmelte Gabriel. »Das geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Aha. Also haben Sie es ihr nicht gesagt. Bitte, Sir, lieben Sie sie?«
    Gabriel merkte plötzlich, daß alle ihn ansahen. »Phoebe und ich verstehen uns.«
    »Das wage ich zu bezweifeln«, sagte Meredith. »Ich wette, Sie verstehen sich genauso, wie Trowbridge und ich uns vor acht Jahren verstanden haben. Was nicht das geringste zu bedeuten
    hat.«
    Gabriel war empört.

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