Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Käse in der Küche angesehen hatte - als wünschte sie, sie könnte ihn ebenfalls vernaschen.
Und als wäre er ein Held.
Gott, was für eine Vorstellung, der er da gerecht werden musste! Er fühlte sich im Augenblick nicht besonders heldenhaft. Er kam sich vor wie ein Narr und ein Kriecher. Das Schlimmste war jedoch, dass er, wollte er sie behalten, ihr das sagen musste, wodurch er sie vielleicht für immer verlöre.
Er konnte es nicht tun! Noch nicht. Aber vielleicht gab
es etwas, das er ihr erzählen konnte. Etwas, das es ihr eines Tages ermöglichen würde, ihn zu verstehen und ihm zu verzeihen.
Feigling.
Oh, ja. Das weiß ich.
Als er wieder ins Schlafzimmer kam und die Balkontür hinter sich schloss, hatte sie sich ihren Morgenmantel übergeworfen und im Lehnstuhl vor dem Kamin Platz genommen. Er ging zu ihr hinüber und stützte sich mit dem Ellenbogen auf den Kaminsims. Beide starrten sie eine Weile in die Flammen. Dann rührte sie sich. »Wolltest du mir nicht etwas sagen?«
Du bist reizend. Du bist erstaunlich. Ich liebe …
Er blinzelte und wies den Gedanken weit von sich. Dann holte er tief Luft.
»Du machst dich nicht gerade bereit, von einer Klippe zu springen, oder?«
Er drehte sich um. Sie schaute ihn neugierig an. Er atmete aus und lächelte. »Vielleicht tu ich das gerade.« Er kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hand. Sie riss überrascht die Augen auf und wich vor ihm zurück.
»Ich hoffe, du hast nicht vor, mir einen Antrag zu machen. Ich glaube, es wäre ein wenig übertrieben, noch eine baldige Verlobung bekannt zu geben.«
Er bemerkte, dass er tatsächlich die klassische Haltung eingenommen hatte, um einen Heiratsantrag zu machen. Er lachte und richtete sich auf, dann zog er sie von ihrem Sitz hoch. Er nahm ihren Platz im Sessel ein und setzte sie auf seinen Schoß. »So ist’s schon besser.«
Sie wurde ganz steif und lehnte sich von ihm weg. »Marcus, du brauchst nicht …«
»Julia, du bist eine erstaunliche Frau und ich verehre dich über alle Maßen. Aber lass mich nur dieses eine Mal machen, wie ich will. Darum bitte ich dich.«
»Das ist mein Haus.« Sie sah ihn finster an. »Ich denke, ich …«
Er küsste ihr den Protest von den Lippen. Zunächst versuchte sie ihn verwirrt von sich zu schieben, aber nach einer Weile wurde sie in seinen Armen warm und weich.
Und dann stieß sie diesen kehligen Laut aus, den sie auch im Garten von sich gegeben hatte, diesen Laut, der ihn um den Verstand brachte und sein Gehirn vor Blutmangel benebelte und seine Lenden explodieren ließ.
Er machte sich los. Sie klammerte sich an ihn, keuchend, aber immer noch nachgiebig und willig in seiner Umarmung. Er lehnte sich in den Sessel zurück und wiegte sie hin und her. Es fühlte sich völlig natürlich an.
»Bevor wir beide mit dieser … Affäre beginnen, will ich dir etwas erzählen.«
Sie stieß einen langen, wenig begeisterten Seufzer aus, der an seinem Hals kribbelte. Dann legte sie den Kopf an seine Schulter und machte sich bereit zuzuhören. »Sprich.«
Er strich ihr mit einer Hand übers Haar. »Wie du weißt, bin ich ein zweitgeborener Sohn. Ich bin aber auch ein Kuckuckskind. Mein Vater ist nicht mein Vater und mein Bruder nur mein Halbbruder … und mein ganzes Leben lang werden die beiden mich daran erinnern.«
Er wartete darauf, dass die Bitterkeit in ihm hochstieg, aber der Duft ihres Haares lenkte ihn davon ab. Dann fuhr er fort: »Das Familiengeheimnis wurde immer streng gehütet, niemals wurde offen darüber gesprochen, aber es gibt tausend Möglichkeiten, dass sich jemand als Außenseiter fühlt. Zum Beispiel, ihn für die Missetaten eines anderen zu bestrafen. Oder ihm über die Jahre zu verstehen geben, dass er niemals etwas anderes als zweite Wahl sein wird, ganz egal wie sehr er sich anstrengst, ganz egal wie viel er lernt, dass er besser reiten und fechten und schneller rennen kann als alle anderen Jungs seines Alters.«
Er spürte, wie sie eine seiner Hände ergriff. Sie schmiegte sie zwischen ihre Brüste und hielt sie wie das Kind, das er gewesen war. Merkwürdigerweise schien es zu helfen, denn er verspürte nicht den stechenden Schmerz, der ihn sonst immer bei diesen Erinnerungen übermannte.
»Am schlimmsten war, dass ich den Grund dafür nicht verstand. Wenn ich Bescheid gewusst hätte, hätte ich wahrscheinlich schon Jahre früher aufgegeben. Aber erst als ich meine Mutter mit ihrem Liebhaber erwischte - einem großen Mann mit grünen Augen und
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