verrueckt nach dir
nicht gefrühstückt hatte. Mein heiß ersehntes gemeinsames Frühstück mit Sergio war ja nun leider gestrichen - und nicht nur das!
Also beschloss ich, rauszugehen, in irgendeinem netten Café etwas zu frühstücken und den Sommertag zu genießen, statt allein zuhause zu sitzen. Ich hatte noch das Geld, das mir meine Mutter zum Geburtstag geschenkt hatte. Es würde sogar reichen, um mir hinterher irgendetwas zum Anziehen zu kaufen und vielleicht auch etwas eigenes Schminkzeug. Ich wollte nicht mehr herumlaufen wie ein unscheinbares Mauerblümchen, denn das war ich nicht wirklich. Sergio hatte in mir ganz offenbar den Wunsch geweckt, mehr aus meinem Aussehen zu machen, ohne dies jemals beabsichtigt zu haben. Auch wenn ich dabei noch nicht ganz stilsicher war, würde ich mit etwas Zeit und Übung das richtige Styling für mich schon finden. Es war aufregend, dass mich diese Dinge auf einmal interessierten. Und es war in Ordnung! Das sagte ich mir zumindest immer wieder, um mich daran zu gewöhnen. Ein bisschen Glamour wird sicher keine hirnlose Barbie aus dir machen, Lexi , dachte ich, und musste selber über meine Wandlung ein wenig schmunzeln.
Und bei all diesen Gedanken fiel mir wieder ein, dass ja ein hammerhartes Schuljahr vor mir lag. Ich musste aufpassen, dass ich meine Ziele, trotz meiner Verliebtheit und der ganzen Aufregung darüber, nicht aus den Augen verlor. Ich wollte nicht den Werdegang meiner Mom wiederholen, der sie so viel Kraft und Tränen gekostet hatte.
Nachdenklich betrachtete ich den Ring an meinem Finger und seufzte. Ich würde heute meiner Mutter erklären müssen, dass ich quasi verlobt war, auch wenn es unglaublich klang. Ihr überraschtes und wahrscheinlich nicht minder entsetztes Gesicht sah ich jetzt schon vor meinem geistigen Auge. Aber vielleicht würde sie das Ganze nicht wirklich Ernst nehmen. Ich fragte mich, wie ernst ich es selber nahm, so ganz tief in mir drin? Ich war mir da nicht ganz sicher, wenn ich ehrlich sein sollte. Nur dass mein Herz ganz und gar Sergio gehörte, stand außer Frage. Es war eine unumstößliche Tatsache, dass er meine erste große Liebe war!
Ich fühlte mich so glücklich wie noch nie ...
Das Café hieß »Simit Sefasi« und war mehr eine Art Imbiss-Restaurant mit Bäckerei Anschluss. Es gab viele unterschiedliche Frühstücks-Menüs, vor allem mediterraner Art, und natürlich wurde zu jedem Frühstück auch »Simit«, der türkische Sesamring, serviert.
Ich suchte mir einen freien Platz am Fenster, der mir einen direkten Blick auf die belebte Einkaufstraße gewährte. Wie immer, wenn ich allein unterwegs war, hatte ich ein Buch dabei, wusste aber nicht, ob ich mich würde genug konzentrieren können, um es zu lesen. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf, was Sergio und diese Luka-Aktion betraf. Dinge, die mich ein wenig beunruhigten und die Frage in mir aufwarfen, ob ich an Sergios Seite immer wieder mit ähnlichen Vorkommnissen rechnen musste, auch wenn er mir beteuert hatte, sich aus jeglicher Illegalität herauszuhalten. Okay, ich wusste nicht, ob diese heutige Angelegenheit irgendetwas Krummes war oder nicht, aber sie klang zumindest wie etwas in diese Richtung, und Sergio und Luka mussten sich ihr ganz offensichtlich stellen, ob sie wollten oder nicht.
Ach, ich sollte einfach abschalten und mich auf die kommende Nacht mit Sergio freuen. Auch wenn ich noch nicht wusste, bei wem und wann wir uns treffen würden, es musste einfach klappen. Bitte, bitte, bitte!
Ich bestellte mein Frühstück. Menü »Anadolu«: zwei Simits, ein großes Glas Schwarzen Tee, Butter, Schafskäse, Honig, ein Ei und schwarze Oliven.
Der Laden war gut besucht, von Jung und Alt, Frauen und Männern, Grüppchen und auch Einzelpersonen wie mich.
Natürlich hatte ich mich nochmal umgezogen, bevor ich aus dem Haus getreten war, trug meine üblichen knielangen Jeans-Shorts und ein weißes Tank-Top ... und darunter selbstverständlich einen BH! Meine Haare hatte ich zu einem ordentlichen Zopf hochgebunden, und Lidschatten und Wangenrouge doch lieber wieder weggewischt, weil ich damit im grellen Tageslicht möglicherweise ein wenig übertrieben ausgesehen hätte.
Die Bedienung, eine dunkelhaarige, stämmige Frau mit einem sehr sympathischen Lächeln, brachte meine Bestellung und wünschte mir guten Appetit.
Erfreut begutachtete ich die Leckereien auf dem Tablett vor mir und rührte Zucker in meinen Tee, während ich nach draußen auf das Treiben blickte. Die
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