verrueckt nach dir
normaler Mensch zu reagieren.
Joshua räusperte sich. »Ähm, dann ... Hast du schon das Info-Blatt mit den Regeln bekommen?«
Adrianas Kopf nickte, während ihre Lippen verschlossen blieben und ihr Blick starr auf Joshua gerichtet war.
»Gut ...« Joshua warf mir einen leicht verwirrten Blick zu, und ich lächelte ihn freundlich an, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war.
»Hier ...«, sagte er und zog ein zusammengefaltetes Blatt aus seiner Gesäßtasche hervor. »Der Raumplan für Oktober. Wir treffen uns immer dienstags und donnerstags 16 Uhr in der Eingangshalle.«
Er hielt Adriana das Blatt hin. Wortlos nahm sie es an sich.
»Sie kommt, danke«, sagte ich schließlich an ihrer Stelle und Joshua zog stirnrunzelnd ab.
Als wir nur noch seinen Rücken sahen, stupste ich Adriana in die Seite. »Was ist los? Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen? Außerdem hast du doch schon mal mit ihm geredet!«
Sie holte tief Luft und atmete seufzend aus. »Oh, Gott, jetzt denkt er garantiert, dass sie die falsche Wahl getroffen haben. Wer debattieren will, sollte besser die Klappe aufkriegen und nicht, wie ich, seine Zunge verschlucken ... Aber Lexi ... mmhm« Sie legte den Kopf schief und grinste mit halb geschlossenen Augen. »Ist er nicht himmlisch süß? Er sieht so klug aus. Hast du seine Augenfarbe gesehen? Ich glaub, das ist Blaugrün ... so schön!«
Ich lachte und hakte mich bei ihr unter. »Janna, dann geht‘s ja heute Nachmittag schon los, oder?«
»Oh, Gott, ja. Wie soll ich das nur durchstehen? Willst du dich nicht auch bewerben, Lexi, bitte?«
»Oh, nein«, sagte ich kopfschüttelnd. »Und außerdem glaub ich an dich. Du holst ihn dir!«
»Falls er keine Freundin hat.«
»Okay ... also, falls er keine Freundin hat, natürlich. Und wenn doch, denkst du daran, dass mindestens die Hälfte der Jungs auf dieser Schule sofort mit dir ausgehen würden.«
»Ach du!« Sie gab mir einen Stups mit der Schulter.
Es klingelte zum Unterricht. Ich sah zur Sporthalle rüber, aber Sergio war schon weg.
Nach der Schule nahm mich Sergio mit zu sich nach Hause.
Seine Mutter saß am Küchentisch und las in einer Art Prospekt. Sie sah sehr gedankenversunken aus und schien mein Erscheinen an der Türschwelle gar nicht bemerkt zu haben.
Ich setzte mich zu ihr an den Tisch.
»Oh, Hallo, Lexi. Na, wie war die Schule?«, fragte sie, aber ihre Gedanken waren ganz woanders. Sie wirkte zudem niedergeschlagen.
»Was schaust du dir da an?«, fragte ich.
Seufzend schob sie das bunt bedruckte Glanzpapier zu mir rüber. Ich las nur »Wohnheim für Autisten« und mir war sofort klar, worum es ging. Zum Glück war Sergio gerade in seinem Zimmer und bekam nichts mit.
»Jelena, willst du Yvo etwa in ein Heim geben?« Ich klang anklagend, was mir sofort leidtat.
Sie sah mich völlig verzweifelt an und schüttelte den Kopf. Ihre Augen wurden feucht. »Nein«, sagte sie leise, »will ich nicht. Ich hoffe, dass ich nie muss. Ich hoffe, dass es das Richtige ist, ihn zuhause zu behalten.«
»Er geht doch schon in eine Förderschule«, sagte ich.
»Ja, mit dreißig anderen! Ich weiß nicht, was das bringen soll?«
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. »Sergio sagt, dass Yvo Fortschritte macht.«
Sie nickte. »Ich seh das auch, Lexi.«
Ich war ein wenig verwundert über ihre Antwort. »Aber dann mach dir doch nicht so viele Sorgen«, sagte ich.
Sie seufzte. »Ich denke, bei Yvos Intelligenz hätte er an einem Ort, wo man sich mit seiner Störung auskennt, viel mehr lernen können, und Sergio müsste nicht ...« Sie stockte und bedeckte ihren Mund mit der Hand. Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten.
» Was müsste er nicht ...?«, bohrte ich nach.
Jelena sah mich mitgenommen an. »Er müsste nicht diese Bürde tragen ...«
Machte sie sich etwa Sorgen um Sergio?
»Ich trag sie gerne!«, hörten wir plötzlich Sergios Stimme. Jelena und ich wandten überrascht den Kopf zur Tür. Sergio stand dort mit verschränkten Armen.
»Lexi, kommst du?«, fragte er mit einem strengen Blick zu seiner Mutter.
Bevor ich mich erhob, strich ich noch mal über Jelenas Schulter und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, das sie leider nur zaghaft erwiderte.
»Ich treff mich nachher mit Luka. Ich mach aber nicht lang.«
Wir lagen entspannt auf Sergios Bett und redeten. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter, während sein Arm entspannt an meiner Seite lag.
»Das ist okay«, entgegnete ich, »ich mach mit Janna den
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