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verrueckt nach dir

verrueckt nach dir

Titel: verrueckt nach dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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räumte sie überraschenderweise ein.
    Wir gingen in ihr Zimmer, setzten uns in die Hängematte, und sie erzählte mir in aller Ausführlichkeit, wie es im Debattier-Club gelaufen war.
    »Wir sind sechzehn Mitglieder und es sollen noch vier hinzukommen, dann ist die Gruppe voll. Heute haben wir für die zwei großen Themen im Oktober abgestimmt. Einmal geht‘s um vegetarische Ernährung versus Fleischkonsum und das andere Thema lautet: Generelles Haustierverbot, ja oder nein? Irgendwie hat alles was mit Tieren zu tun, und ich hab keine Ahnung. Ich hab mir nie Gedanken über Fleisch gemacht, Lexi, du etwa? Meine Mutter kocht irgendwas und wir essen es dann, ganz einfach, und meistens schmeckt‘s uns gut. Haustiere hatten wir nur deshalb nie, weil Yvo eine große Abneigung gegen Hunde und Katzen hat. Tiere sind unberechenbar und gehen spontan in Kontakt, und er hasst das. Wir haben ihn mal in den Zoo mitgenommen, was erstmal okay war. Aber als Sergio ihn im Streichelgehege von den Schultern absetzte und ein unbedarftes Schaf zur Begrüßung schnuppern kam, ist Yvo auf der Stelle eingefroren und fing an zu kreischen, als würde er bei lebendigem Leib aufgefressen werden.«
    Sie lachte.
    »Und wie war‘s mit Joshua ...?«, fragte ich. Es war Zeit, dass sie mit den wirklich interessanten Neuigkeiten rüberkam.
    Adriana verschränkte die Arme vor der Brust und holte tief Luft. »Gut ... ich könnt‘s so ausdrücken: Die Mission ist nicht impossible , aber verdammt schwierig!«
    »Was bedeutet das?«
    »Der Typ ist so nüchtern, Lexi. Weißt du, was ich meine? Total sachlich und konzentriert wie ein Nerd in einer wichtigen Prüfung. Zum Schreien ist das.« Sie machte eine Geste, als würde sie sich die Haare raufen wollen. »Er ist echt höflich, auch freundlich und so, aber Lexi, mehr nicht. Also, entweder bin ich blind und taub, oder er schickt absolut kein Signal, dass ich in irgendeiner Weise als weitergehendes Interesse an meiner Person verstehen könnte.«
    Ich runzelte die Stirn. »Na ja, noch weißt du nicht viel über ihn, oder?«
    »Nein, woher denn auch? Ich hab sogar Dana und Nele gefragt, ob sie was wissen, aber keiner weiß, was er so treibt und vor allem, ob er überhaupt zu haben ist oder nicht?«
    Seufzend kräuselte ich die Stirn. »Das wird schon, du hast ja noch genug Zeit.«
    »Jep! Solange ergötze ich mich an seinen blaugrünen Augen und stell ihn mir in allen möglichen Lebenslagen vor ... zum Beispiel nackt unter der Dusche ...«
    Wir kicherten gleichzeitig laut los.
    »Ich muss mal meine Mom checken«, sagte ich irgendwann und holte mein Handy hervor.
    Ich bekam sie persönlich zu sprechen.
    Es ginge ihr gut, sagte sie, sie sei nur sehr erschöpft wegen der langen Schicht gestern und würde heute Nacht auf jeden Fall nach Hause kommen. Sie wollte wissen, wann ich denn zuhause sein würde?
    Auch wenn sie das Gegenteil behauptet hatte, ihre Stimme klang bedrückt, ja fast schon deprimiert. Unter diesen Umständen war es angebracht, meinem insgeheim gehegten Wunsch, trotz Schulwoche bei den Lovic‘ zu übernachten, besser nicht nachzukommen.
    »Ich bin rechtzeitig zuhause und Punkt 22 Uhr im Bett, versprochen, Mama«, sagte ich ohne Zögern, um ihr ein gutes Gefühl zu geben und sie zu beruhigen.
    »Schön, Lexi, dann bis später«, erwiderte sie knapp und legte auf.
    »Was ist los?«, wollte Adriana wissen, als sie meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sah.
    Ich erhob mich aus der Hängematte und schmiss mich seufzend auf ihr Bett.
    »Meine Mom klingt mal wieder wie sieben Jahre Monsunregen«, antwortete ich frustriert und drückte ein Kissen gegen meinen Bauch.
    »Lexi?« Adriana hatte den Blick starr auf mich gerichtet. »Werden wir irgendwann auch so?«
    Irritiert setzte ich mich auf und machte die Beine lang, während Adriana immer noch in der Hängematte schaukelte.
    »Wie unsere Mütter, meinst du?«
    »Ich meine, so deprimiert wie unsere Mütter.«
    Ich stockte, dann sagte ich: »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Und warum bist du dir da so sicher?«
    »Bin ich nicht«, musste ich zugeben, »aber ich werde alles tun, um ein glückliches Leben führen zu können.«
    »Mmh. Es heißt doch, jeder ist seines Glückes Schmied, oder?«
    »Genau.«
    Wir schwiegen einen Moment.
    Adriana hüpfte aus der Hängematte und legte sich neben mich aufs Bett. »Was macht man, wenn das Glück einen verlässt, Lexi?«
    Ich holte tief Luft und pustete sie laut durch die zusammengepressten Lippen wieder aus.

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