Verrückt nach einer Vampirin
furchtbare Ehe hinter sich.«
»Und was ist mit
mir?
«, fauchte Marissa. »Meine Ehe war auch furchtbar.«
»Klingt, als hättest du selbst genug Probleme, Dar«, sagte Gideon. »Art ist erwachsen. Sie ist weder dir noch mir Rechenschaft schuldig.«
»Leg endlich auf und fang damit an, nach Johnny zu suchen!« Marissas Herumgezicke folgte ein Grunzen und gedämpftes Fluchen.
»Ich hatte mehr von dir erwartet, Gideon«, keuchte Dar. »Ich schätze, ich muss wohl …«
Wieder mischte sich Marissa kreischend ein. »O nein, das lässt du schön bleiben. Ich gehe nicht wieder da rein. Nicht wegen so einem dummen Mädchen, das es nicht besser verdient hat. Selbst schuld, wenn sie sich mit einem Mörder einlässt.«
Gideon legte auf. Als er Bayou Gavotte erreichte, fuhr er auf direktem Wege zum
Impractical Cat
und platzte ohne anzuklopfen in Leopards Büro.
»Sie ist ein gottverdammter Vampir! Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
Mit großer Anstrengung gelang es Gideon, die Tür zu schließen, ohne sie zuknallen zu lassen. Vor wenigen Stunden wäre er noch so sauer auf Lep gewesen, dass er die Tür mit seiner Dienstwaffe aus den Angeln geschossen hätte. Im Vergleich zu seiner Laune von vorhin war er jetzt geradezu gelassen.
»Weil man das nicht macht«, antwortete Constantine gelangweilt, ohne von seiner Gitarre aufzublicken. »Normalerweise entscheidet der Vampir selbst, ob er jemanden einweiht oder nicht. Ihr Geheimnis, ihr eigenes Risiko. Menschen, die das Vertrauen eines Vampirs missbrauchen, stoßen manchmal schlimme Dinge zu.«
Statt Constantine die Gitarre über den Schädel zu ziehen, verdrehte Gideon die Augen.
»An Ophelia ist überhaupt nichts
gottverdammt
«, sagte Leopard. »Sie ist weder untot noch böse noch allergisch gegen Kreuze und Knoblauch, nichts von alledem. Betrachte sie einfach als eine heiße Braut mit scharfen Beißerchen.«
»Du weißt genau, dass ich das nicht wörtlich gemeint habe«, brummte Gideon, lehnte sich gegen die Tür und warf einen düsteren Blick durch die verspiegelte Scheibe. Im Vergleich zum Vorabend war wenig los. An der Wand links neben dem Spiegelglas war ein Bildschirm angebracht worden, über den Aufnahmen von den Toiletten und den einzelnen Kabinen flackerten. Gideon bezweifelte stark, dass Leopard Spaß daran hatte, anderen Männern dabei zuzusehen, wie sie ihr Geschäft verrichteten. Geschah ihm recht. »Tony hat es nicht Ophelia überlassen, mir die Wahrheit zu sagen. Er hat mir vor ihren Augen in den Daumen geschnitten.«
»Tony ist schon etwas älter«, erklärte Leopard. »Er nimmt sich eben gewisse Dinge heraus. Außerdem ist er selbst ein Vampir.«
Um ein Haar hätte Gideon die Zähne gefletscht. »Ich habe mich schon gewundert, warum sich die beiden darüber unterhalten haben, wie seine Freundin schmeckt.« Gideon stieß sich von der Tür ab und fluchte insgeheim, dass er so verbittert klang.
»Verstehe«, meinte Leopard und lehnte sich so weit nach hinten, wie sein Stuhl es erlaubte. »Kann gut sein, dass er gespürt hat, dass Ophelia am Rande eines Zusammenbruchs stand, und da hat er den Lauf der Dinge nur ein wenig beschleunigt.«
»Du hast dich
gewundert?
«, zog Constantine Gideon auf. »Ich dachte, du glaubst nicht an Vampire.« Seine Finger glitten über die Saiten, hielten einen Augenblick inne, ehe sie sich erneut in Bewegung setzten.
Als Gideon beschlossen hatte, die Segel zu streichen, ließ er sich auf die Couch fallen. »Du weißt doch, wie das ist. Die ganzen Gerüchte, die Geschichten … Heimlich wünscht man sich, dass an dem ganzen Gerede doch etwas dran ist.« Er unterdrückte ein Lachen. »Verdammt, diese Reißzähne leuchten sogar im Dunkeln!«
»Hast du ein Problem damit?«, fragte Constantine und entlockte seiner Gitarre einen schrillen Akkord.
»Nein, natürlich nicht!«, antwortete Gideon. Ohne dass die beiden etwas sagten, fügte er hinzu: »Wie kommt Ophelia nur darauf, dass ich ein Problem damit haben könnte?« Lieber biss er sich die Zunge ab, als ihnen von den Qualen zu erzählen, die er in den letzten Stunden durchlebt hatte. Dabei stand das Ergebnis von vorneherein fest. Zum tausendsten Mal starrte er auf seinen Daumen, der aussah wie eh und je. »Gibt es eigentlich viele Vampire in der Stadt?«
»Verglichen mit den sogenannten normalen Menschen, nein«, erklärte Lep. »Es ist ein seltenes Gen. Auf der anderen Seite kommt es mir vor, als gäbe es heute mehr Vampire als früher. Es wird immer
Weitere Kostenlose Bücher