verrueckt nach mehr
auch nicht. Ich war wütend, traurig und durcheinander, dennoch wollte ich nicht fortgehen. In Sergios Wohnung fühlte ich mich ihm näher. Es war Wochenende, und meine Mutter hatte die Kröte geschluckt und mich gehen la s sen. Ich würde also hier bleiben und auf Sergio warten.
Gerade als ich in die Küche gehen wollte, klapperte es an der Wohnungstür und Bojan kam heim.
»Hi«, sagte er, als er mich sah. Er wirkte kein bisschen ü berrascht. Den Grund erfuhr ich auch sofort.
»Hab Sergio unten getroffen ...«
»Ja, er ist gerade abgeholt worden«, sagte ich seufzend.
»Hab mich nur etwas gewundert ...«
Ich hob fragend den Blick. »Worüber denn?«
»Kennst du die Frau, die ihn abgeholt hat?«
»Was für eine Frau?« Ich zog verwundert die Brauen hoch.
»Eine mit blonden Locken ... Mitte bis Ende zwanzig, würd ich mal schätzen ... ähm ... ziemlich gutaussehende M a ma!«
»Ja, das ... das ist sicher die Freundin von seinem Man a ger«, sagte ich und ließ mir meine Irritation nicht anmerken.
»Ach ja? Der Typ setzt seine Freundin als Chauffeur ein?«
»Warum nicht?«, sagte ich achselzuckend.
»Würd ich nicht tun ... Will nicht wissen, für welche Dienstleistungen er sie sonst noch so ...«
»Bo! Mann, komm schon! Sie ist seine Freundin und keine Nutte, wenn du das meinst!«, rief ich empört aus.
Er zuckte unbeeindruckt mit dem Mundwinkel.
»Ich kenne sie«, fügte ich in einem ruhigen Ton hinzu. «Sergio und ich haben sie auf der Silvesterparty getroffen. Ich bin mir sicher, dass auf dieser Party einige Prostituierte he r umgeschwirrt sind, aber Candy gehörte nicht dazu, Bo! Glaub mir!«
»Candy?«
»Mmh.«
»Die heißt auch noch ‚ Candy ‘?«
»Sie heißt Candice.«
»Ja, egal. Du hast recht. Ich weiß nichts!«
Bojan lief ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich zu und redete einfach weiter: »Da waren Nutten auf der Party?« Seine Stimme hörte sich jetzt gedämpft an, aber nicht minder neugierig.
»Ich nehme stark an«, rief ich leicht genervt zurück. Ich wollte das Thema nicht unbedingt vertiefen.
»Auf was für Partys hängt ihr rum, Lexi?«
Ich schwieg augenrollend.
Die Badtür ging wieder auf und Bojan trat auf den Flur. »Wenn du noch bleibst, mach ich uns Omelettes!« Er legte den Kopf schief und sah mich erwartungsvoll an.
»Ich hatte nicht vor, zu gehen«, sagte ich wie beiläufig.
»Sehr cool!« Bojan lächelte ein so warmes, inniges L ä cheln, dass ich einfach zurücklächeln musste, trotz meiner Frustration wegen Sergio.
Als wir uns gemeinsam an den Tisch setzten und zu essen begannen, sagte er: »Also, ich weiß zwar von einigen Events, wo ich heut Nacht aufschlagen könnte, aber ich bleib auch gern hier, Lexi.«
»Nein, lass dich bloß nicht von mir aufhalten!«, entgegn e te ich mit Nachdruck.
»Eigentlich hab ich keine wirkliche Lust auszugehen, eh r lich, schon gar nicht, wenn ich Gesellschaft haben kann«, meinte er. »Also, wenn du magst, könnten wir nachher ein Video ausleihen ... ‚World of Video‘ ist gleich um die Ecke ... Dann geht die Zeit schneller rum, bis ... Sergio wieder da ist ... Was meinst du, hm?«
Ich kaute nachdenklich auf meinem Bissen herum. Bojan sollte nicht wegen mir zuhause abhängen müssen, schließlich war Samstag. Andererseits behauptete er inständig, dass es ihm nichts ausmache. Ich musste mir eingestehen, dass ich ziemlich erfreut über sein Angebot war.
Er wartete gespannt auf meine Antwort, während er in se i nem Omelette stocherte.
»Gerne ... Einen Video-Abend hatte ich schon ewig nicht mehr«, sagte ich.
»Super! Ach ja ... wir decken uns richtig fett mit Süßkram ein!«
Ich lächelte ihn spontan an. »Schokolade?«
Bojan riss die Augen weit auf. »Tonnen von Schokolade! Und Bier ...«
»Und Bier?«
»Du kannst auch Limo haben ... Aber wenn du nichts d a gegen hast, würde ich mir ein, zwei Bierchen gönnen.«
»Klar ... kein Problem«, gab ich zurück.
Wir hatten uns für ‚Dawn of the Dead‘ entschieden. Aus irgendeinem Grund musste es ein Horrorfilm sein.
»Ich wollte den schon immer mal sehen«, sagte Bojan, während er die DVD in den Player legte. »Auch wenn ich Zombies scheiße finde ... aber dieser Film soll echt gut sein.«
Mittlerweile war es Abend.
Ich hatte mehrfach mein Handy nach einer Nachricht von Sergio gecheckt, aber da war nichts. Stattdessen hatte meine Mutter einmal angerufen, um zu fragen, wann ich zurück sein würde. Obwohl ich nicht genau wusste, ob ich bei
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