verrueckt nach mehr
diesen hirnlosen ... diesen ... diesen stinkenden und sabbernden Leichen eliminiert zu werden! ... Bleibst du heute Nacht eigentlich hier?« Er sah mich erwa r tungsvoll an.
»Ich denke schon«, antwortete ich, etwas überrascht über den unerwarteten Themenwechsel.
»Ist ja auch schon spät!«, meinte er blinzelnd.
Ich griff nach meiner Tasche, die neben mir auf der Couch lag, und kramte mein Handy hervor. »Ja, zu spät, um nach Hause zu fahren«, bestätigte ich mit Blick aufs Display. Gleichzeitig stellte ich bei der Gelegenheit enttäuscht fest, dass ich keine Nachrichten erhalten hatte.
Bojan fuhr sich durch die Haare und klemmte zwei Strä h nen hinter die Ohren. »Bin gespannt, ob Sergio seinen Spa r ringsdeal gekriegt hat?«, sagte er.
Besorgt verzog ich das Gesicht. »Er ist dann der lebende Sandsack für einen Profi, oder?«
Bojan lachte. »Das trifft es genau! ... Aber er kann sich dadurch präsentieren, und das ist für die guten Boxer manc h mal ein Sprungbrett.«
»Ich dachte, du wüsstest nichts über diese Dinge?«, grinste ich.
»Ich bin bestimmt kein Fan, Lexi. Boxen und erst recht diese illegalen Freestyle-Kämpfe sind für mich gleichzusetzen mit den barbarischen ‚Brot und Spiele‘ Ritualen der alten R ö mer. Dennoch will ich wissen, was mein Cousin so treibt. Wir sind schließlich fast wie Brüder.«
Ich nickte bewegt.
»Na ja, vielleicht kann er mich irgendwann doch noch ü berzeugen, dass Boxen ein legitimer Sport ist. Oder er besinnt sich und hört auf, bevor er richtig angefangen hat!«
»Im Moment sieht es nicht danach aus«, sagte ich.
Bojan stellte seine leere Bierflasche auf dem Tisch ab und drehte sich mit dem Oberkörper zu mir.
»Angenommen, er will tatsächlich Profiboxer werden ... schmeißt dafür die Schule hin, weil er vielleicht denkt, der mittlere Abschluss reicht auch. Würdest du hinter seiner En t scheidung stehen? Oder würdest du versuchen, ihn an seine Vorsätze zu erinnern?«
»Du meinst, daran, dass er der Erste in seiner Familie mit Abi sein wollte?«
» Jep !«
»Ich glaube, ich würde ihn an seine Vorsätze erinnern. A ber ich würde auch hinter seiner Entscheidung stehen ... Ich ... ich würde immer hinter seiner Entscheidung stehen!«
»Ich weiß ... Er kann sich echt glücklich schätzen, dass er jemanden wie dich als Freundin hat! Du ... du bist ... Also, er kriegt es mit mir zu tun, wenn er nicht bald aufhört, dich so zu behandeln.« Er lachte kurz, um seine Bemerkung nicht zu ernst klingen zu lassen. Die Grübchen in seinen Wangen blit z ten auf und verschwanden wieder.
»Danke«, sagte ich lächelnd.
Einen Augenblick lang schwiegen wir und sahen uns dabei fest in die Augen. Es war der Moment, wo ich merkte, dass ich Bojan vertrauen konnte. Er war durch und durch ein ehrlicher Typ. Und sein Herz war auf dem rechten Fleck.
»Irgendwo da draußen wartet deine Traumfrau auf dich, Bo! Ganz sicher! Vielleicht triffst du sie bald?«, säuselte ich, um ihm Mut zu machen.
Er lehnte sich mit einem tiefen Seufzer zurück und meinte: »Da hätte ich nichts dagegen, Lexi!«
In dem Moment hörten wir, dass die Wohnungstür aufg e schlossen wurde.
Sergio war zurück.
Mein Herz machte einen spontanen Purzelbaum vor Fre u de. Schnell korrigierte ich meine erschlaffte Sitzhaltung, drückte den Rücken durch und legte die Arme an.
Bojan räusperte sich und rief ihm laut zu: »Hey, Sergio, wir sind hier.«
Wir hörten, wie Sergio seine Schuhe wegkickte, und wa r teten stumm. Wenige Augenblicke später kam er dann ins Zimmer herein.
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht empfing ich ihn.
»Hi«, sagte er. Sein Blick fiel sofort auf die leeren Tüten, Verpackungen und Bierflaschen. Er lief um den Couchtisch herum, während meine Augen ihm hoffnungsvoll folgten, und gab mir einen Begrüßungskuss auf die Stirn. Dann ließ er sich in den einzigen Sessel fallen, den Bojan besaß, und streckte die Beine aus. »Hab ich hier eine kleine Party verpasst?«, fragte er mit einem zwielichtigen Lächeln um den Mund, der ernste Ausdruck in seinem Gesicht blieb allerdings.
»Wir haben uns ‚Dawn of the Dead ‘ reingezogen und brauchten entsprechend viel Kinofutter«, erklärte Bojan. In seiner Stimme lag ein weicher, fröhlicher Ton, den er wah r scheinlich dem Alkohol zu verdanken hatte.
»Wie ist dein Treffen verlaufen?«, fragte ich und versuc h te, möglichst deutlich zu sprechen. Zwar spürte ich die Wi r kung der Biere, dennoch kamen mir meine
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