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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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überwältigend ist«, sagte er nach einer Weile. »Das klingt schlimm, nicht? Aber so kommt es mir vor.«
    »Und du weißt nicht, wie du in diesen Zustand gerätst«, murmelte sie. »Oder wie du herauskommst.«
    »Es passiert einfach«, sagte er. »Zack, bin ich dort. Zack, bin ich wieder hier und suche nach einem Platz, wo ich auftauchen kann. Im allgemeinen da, wo du bist.«
    »Das macht die Sache ja so beängstigend. Es ist, als ob man plötzlich in ein vollkommen anderes Universum versetzt würde, dessen Regeln man nicht kennt, wo man nicht weiß, was gefährlich ist, was einem nützt, gar nichts.«
    Er wußte heute mehr darüber, als er noch vor einer Woche gewußt hatte, dachte er. Er wußte, wie er den Muskel einsetzen konnte, um sich zum Verschwinden zu bringen, so sehr zu verpuffen, daß er durch feste Gegenstände dringen und wieder zurückkommen konnte. Er wußte, daß es einen Bereich gab, von dem aus er ebensogut in die andere Richtung weitergehen könnte, anstatt in die wirkliche Welt zurückzukehren, und er wußte, daß er diesen Bereich auf jeden Fall meiden wollte, obwohl er nicht wußte, warum. Er stand auf und ging zum Herd. Jeder Kessel und jeder Topf, der in der Hütte aufzutreiben gewesen war, war aufgesetzt worden, um Wasser für ein gemeinsames Bad heiß zu machen. Er hatte einen riesengroßen ovalen Zinkzuber gefunden und ihn hereingezerrt; im Innern der Hütte hing bereits dichter Dampf, und die Fenster waren beschlagen. Der Zuber war bis zu einem Drittel voll. Lauren kam ihm zu Hilfe, und sie gossen das Wasser aus allen Töpfen hinein und füllten sie neu, indem sie die Pumpe über dem gußeisernen Becken bedienten. Noch einen Durchgang, dachte er, dann hätten sie ausreichend heißes Wasser.
    »Eine gute Methode ist, sich erst einzuseifen und abzuspülen, bevor man hineinsteigt«, sagte er nach einer Weile.
    Er erinnerte sich an ein gefliestes Badezimmer mit einem gefliesten, eingelassenen Becken voll lauwarmem Wasser. Das Becken war etwa zwei Meter im Quadrat und fast einsfünfzig tief. Er war ein Mann gewesen, der einer schönen dunkelhäutigen Frau beim Ausziehen geholfen hatte, der sie mit jeder Faser seines Wesens geliebt hatte; er war die Frau gewesen, die voller Sinnlichkeit auf seine Hände reagiert hatte, während er ihr den Bademantel öffnete. Sie streichelten einander, und er war beide gleichzeitig, fühlte ihre Haut unter seinen Händen und seifte sie zärtlich ein; er spürte seine Hände an dieser Stelle und an jener, atmete heftig, seufzte. Er goß Kellenvoll heißes Wasser über sie, über ihn …
    Er sah sich in der Hütte um; in diesem Moment war er ebenso in seiner Erinnerung wie hier. Es war nicht ganz das gleiche, dachte er, aber es würde schon gehen, und anschließend würden sie in den Zuber steigen.
    »Alles einfach auf den Boden tropfen lassen?« fragte Lauren überrascht, während er ihr aus den Kleidern half.
    »Wir werden es nachher zur Tür hinauswischen. Was für einen hübschen Flaum du auf dem Rücken hast. Wie zart und weich.« Er strich ihr mit dem Finger sanft übers Rückgrat und nahm ihre feste Hinterbacke in die gewölbte Hand. »Und was für einen Arsch«, seufzte er.
    Sie atmete erregt, genau wie es ihm seine Erinnerung eingegeben hatte, und eine Zeitlang sprach keiner von beiden. Sie seiften sich gegenseitig ein, spülten sich gegenseitig ab und stiegen in den Zinkzuber, wo sie sich in dem dampfenden Wasser liebten.
    Er tauchte mit dem Kopf unter und kam hustend und prustend wieder hoch; dann tauchte sie mit dem Kopf unter, und dadurch geriet auch er wieder vollends unter die Oberfläche. »Logisch«, sagte er. »Wasserverdrängung durch zu viele Körperteile. Aha, da bist du.«
    Sie liebten sich ungestüm und leidenschaftlich, und das Wasser wogte und schwappte aus dem Zuber, als sie beide wieder untertauchten. Corky kam keuchend wieder hoch und sagte: »So was habe ich mal im Kino gesehen, und es war wahnsinnig romantisch.«
    »Sex hat nichts mit Romantik zu tun«, murmelte sie. »Das Flirten vielleicht, und das Vorspiel, aber wenn man zum Akt an sich kommt, ist es mit der Romantik vorbei.«
    »Findest du das hier jetzt nicht romantisch?«
    Sie saß zwischen seinen Beinen, mit dem Rücken zu ihm; seine Hände umfaßten sanft ihre Brüste, ihre Hände lagen auf seinen Beinen und strichen die Härchen unter Wasser glatt. Sie sah ihn über die Schulter an, dann blickte sie zum Ofen mit dem Holzfeuer, betrachtete die grobgezimmerten Wände, den

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