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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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weniger interessant war als viele andere Dinge, die die Menschen so trieben. Er suchte jetzt jemanden, irgend jemanden, der an ihn dachte. Er wußte, daß er Hilfe brauchte; vorübergehend hatte er seine ganze Hoffnung auf seine Wohnung gesetzt, hatte gedacht, seine persönlichen Dinge könnten ausreichen, ihm einen Halt zu geben, aber das hatte nicht funktioniert. Er hatte Joanna, den Mehlkloß, gefunden und einen Moment lang gedacht, mit ihr könnte es klappen. Schließlich waren sie ja bis vor kurzem noch Liebende gewesen … Er hielt inne, als ihm einfiel, daß er gar nicht wußte, wie lange er schon in diesem Zustand war. Und die Art, wie Joanna, der Mehlkloß, einen Mann anschmachtete, den Corky nicht kannte, die Gedanken, die ihren warmen Blick begleiteten, veranlaßten ihn, ganz schnell weiterzuhuschen. Hatte sie ihn jemals so angesehen? Ihm je solche Gedanken gewidmet?
    Dann schlüpfte er zu ihrer Freundin in dem italienischen Restaurant und fand, daß das nicht das schlechteste Dasein war. Sie war ein nettes kleines Ding, weich und anschmiegsam aussehend, wahrscheinlich toll im Bett. Dieses Leben versprach einiges. Corky wurde zum Kellner auf dem Weg in die Küche, dann ging er mit der Küchenhilfe hinaus, um Abfall wegzubringen, und anschließend sprang er bei einer vorbeifahrenden Polizeipatrouille auf und immer so weiter und weiter. Alle hatten mit sich selbst zu tun, ihren Geliebten, Ehegatten, Kindern, Rechnungen, Vergnügungen, Tanzveranstaltungen … Ein Politiker bei einem Wohltätigkeits-Dinner, dem das Essen überhaupt nicht schmeckte, der jedoch die Aufmerksamkeit genoß, die Schmeicheleien. Und immer weiter und weiter.
     
    Trigger Happy Musselman und die beiden Wissenschaftler aßen zusammen in seiner Suite zu Abend. Bill Bentson sah aus, als ob er seit Donnerstagabend keine Nacht mehr geschlafen hätte. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und seine Wangen waren eingefallener denn je. Trigger Happy hoffte, daß er nicht schlappmachen würde, bevor er der Fehlerquelle im Computer auf die Spur gekommen war. Er lächelte die beiden Männer auf seine liebenswürdigste Art an und sagte: »Ich verstehe nicht, warum Sie das Experiment nicht einfach wiederholen, und zwar diesmal kontrolliert, versteht sich. Ich dachte, in den großen Computeranlagen kann eine Information gar nicht verlorengehen. Gibt es nicht irgendwo einen Superschlauberger, der sie wieder für Sie ausgraben kann?«
    Dr. Mallory Akins sah ihn voller Haß an. »Es wird daran gearbeitet«, sagte er kurzangebunden.
    »Aber vielleicht nicht intensiv genug«, entgegnete Trigger Happy. Er hatte sein Steak mit Kartoffeln und Salat aufgegessen und blickte gierig auf das Essen, das Mallory Akins auf seinem Teller hin und her schob wie ein Kind, dem Spinat vorgesetzt wurde.
    »Wir tun das Menschenmögliche«, sagte Akins beharrlich. Er wußte, was ihnen drohte: wenn dieser Colonel nicht das von ihnen bekam, was er wollte, würde er die Schlauberger von der Armee oder der NASA auf den Plan rufen, oder er würde Leute von Livermore oder vom JPL hinzuziehen oder von sonstwoher. Und er, Akins, sähe ganz schön dumm aus. Doch dieser Idiot war zu einfältig, um zu begreifen, was geschehen war, zu einfältig, als daß man ihm das Problem hätte erklären können. Er seufzte vor Übermüdung, da er nicht gähnen und damit seine Schwäche und seine Niedergeschlagenheit kundtun wollte.
    Trigger Happys Suite bestand aus drei Räumen: dem Wohnraum, in dem sie in diesem Moment saßen, einem Schlafzimmer und einem dritten Raum, den er als Büro benutzte. Er hatte noch ein Büro in der Firma, und dort befand sich der Safe, in dem er die Unterlagen von Kommunistencorky einschloß, wenn er abends mit ihnen fertig war. Doch im Augenblick befanden sie sich im dritten Raum der Hotelsuite. Lieutenant McWilliams, Musselmans Assistent, nahm sein Abendessen im Restaurant des Hotels ein; er würde die Unterlagen später zum Ca-Co bringen.
    Corporal Jennings war im Wohnraum und versuchte, seinen knurrenden Magen zum Schweigen zu bringen. Man hatte nicht von ihm verlangt, daß er in Habachthaltung verharrte, doch es war unmöglich, bequem zu stehen, so lang die drei Männer vor ihm aßen. Sein Dienst wäre beendet, wenn er den Lieutenant zur CaCo gefahren hatte, falls der Colonel sonst nichts mehr von ihm wollte. Er betrachtete sich sozusagen als Depp vom Dienst, der hierher abkommandiert war, für den Fall, daß dem Colonel einfiel, etwas haben zu wollen, das nicht

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