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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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sich trägt, entsichert, zielt über sich in den Himmel und feuert dreimal.

KAPITEL 39
    Im schwindenden Licht ist der grüne Transporter kaum mehr als ein dunkles Rechteck. Erst als der Caddy und der Cherokee beiseite geschafft wurden, sieht O’Hara, dass die Reifen und Räder ebenso abmontiert wurden wie sämtliches Glas– Frontscheibe, Seitenfenster und Seitenspiegel. Hinten hat der Transporter sowieso kein Fenster.
    Mit einem Gabelstapler lässt Porter den Wagen bis auf knapp anderthalb Meter über dem Boden herunter und fährt ihn zum Rand der Lichtung. Während er über den holprigen Pfad zwischen den äußeren Autostapeln und den ersten Baumreihen der umliegenden Wälder steuert, folgen O’Hara, Wawrinka und der Hund dem Frontlader wie Trauernde einem geliebten Verstorbenen zum Grab. Der Abend riecht nach feuchtem Lehm, Kiefern und Motten. Schnaken und Moskitos surren durch die Luft. Nach einer halben Meile taucht ein schachtelartiges Gebäude im Wald auf. » Könnten Sie mal die mittlere Tür aufmachen? « , fragt Porter den laufenden Motor überbrüllend. » Und dann so schnell wie möglich wieder zu, sobald wir drin sind. Vielleicht gelingt es uns, den Großteil der Blutsauger auszusperren. «
    O’Hara packt den Türgriff und zieht vorsichtig, doch das Tor jagt in der gut geölten Schiene so schnell nach oben, dass sie beinahe das Gleichgewicht verliert. Drinnen herrscht vollkommene Dunkelheit. Auf Porters stampfende Schritte folgt ein dumpfes Knacksen, und an der hohen Decke springen gleich mehrere Neonröhren an. O’Hara befindet sich keinesfalls in einer alten Waldhütte, sondern in einer tadellos eingerichteten Autowerkstatt mit drei Arbeitsbühnen und weißem Zementboden.
    Porter stellt den Gabelstapler in die Mitte und lässt die verrosteten Achsen auf den Boden herunter. Links verdeckt eine Plane etwas, das von der Form her ein Auto sein könnte, und rechts daneben steht aufgebockt Nummer 57– ein schwarzer Geländerennwagen, die Schnauze fast genauso übel zugerichtet wie die des Skylark nach dem ersten Knall in der Presse. Um die Zahl herum stehen in den unterschiedlichsten Größen und Farben die Namen der Sponsoren– Mabel’s Towing, EZ Excavating, TP Salvage, und Bo’s Bar & Grill– und an der Wand dahinter hängt ein großes Plakat: Cherokee Motor speedway, der ort vor dem dich deine mutter gewarnt hat.
    O’Hara umrundet langsam den Transporter. Sie ist so überrascht und erleichtert, ihn gefunden zu haben, und von seinem Anblick im grellen Neonlicht so gebannt, dass sie beinahe fürchtet, er könne sich als Fata Morgana entpuppen. Mehrere Minuten lang vergisst sie, dass sie nicht alleine in der Werkstatt ist. Draußen war es gerade hell genug, um die schwarzen Stellen und das W in der Mitte zu erkennen. Jetzt wird klar, dass das fleckige Schwarz die verbliebenen Reste sind, nachdem jemand eilig versucht hat, die mit einer Schablone aufgesprühten Buchstaben abzukratzen. Aus einem seitlichen Winkel betrachtet sind die Umrisse selbst der am sorgfältigsten entfernten Buchstaben noch eindeutig zu erkennen: Sarasota Water Authority. Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe genau der Schriftzug, den Sharon Di Nunzio auf dem Besucherparkplatz von Banyan Bay vor mehr als sechs Monaten gesehen hat.
    » Gott segne das alte Flittchen « , sagt O’Hara und spricht seit ihrem Eintreffen in der Werkstatt zum ersten Mal einen Gedanken laut aus. » Sie hatte recht. «
    » Wie bitte? « Porters schleppend vorgebrachte Frage reißt O’Hara aus ihren Gedanken. Der knapp eins fünfundneunzig große und hundertzwanzig Kilo schwere Porter, der von seiner Statur her an einen Football-Profi erinnert, der es auch mit weiteren fünfzig Gegenspielern aufnehmen könnte, steht mit beiden Händen tief in die Taschen seiner schmierigen Jeans vergraben vor ihr. Trotz seiner Größe strahlt er nichts Bedrohliches aus. Sein fleischiges Gesicht mit den abstehenden Ohren und seine zerfurchte Stirn lassen auf einen gutmütigen Menschen schließen. Andererseits hat Porter natürlich allen Grund, sich von seiner besten Seite zu präsentieren, und seit O’Hara und Wawrinka so unverhofft auf sich aufmerksam machten, hat er es keinesfalls an gutem Willen fehlen lassen.
    » Ich brauche Antworten auf ein paar Fragen « , sagt O’Hara. » Und das ist mir so wichtig, dass ich vorläufig nicht auf Ihre Geschäfte mit Clint Eakins und darauf, wie dieses Fahrzeug in Ihren Besitz gelangt ist, eingehen möchte. Zunächst mal:

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