Verscharrt: Thriller (German Edition)
möglicherweise zögern, das zu melden. «
Ein bisschen weit hergeholt, denkt O’Hara, aber auch nicht weiter als die ganze Fahrt nach Walterboro.
Ohne mit der Wimper zu zucken, zeigt ihnen Barnwell alles, was das schwule und lesbische Walterboro zu bieten hat, darunter eine Pianobar, die zu einem Motel am Stadtrand gehört und eine Lesbenkneipe namens Christy’s im Keller einer Pension draußen in der Provinz.
» Warst du schon mal hier? « , fragt O’Hara Wawrinka.
» Nein, du? «
Am Nachmittag sind die Kneipen geschlossen, aber bei Christy’s parken zwei alte Autos auf dem Kiesparkplatz, und zu O’Haras Verärgerung handelt es sich um zwei VW Jettas. Ich fahre also eine Lesbenkutsche, denkt sie. Toll. Niedergeschlagen angesichts der Vergeblichkeit ihres Ausflugs, kostet es sie einiges an Selbstdisziplin, Barnwell nicht zu bitten, an einem Supermarkt anzuhalten, damit sie sich zwei Sixpacks holen kann.
» Sheriff « , sagt Wawrinka, » Sie haben gesagt, dass in Walterboro alles bis spätestens Mitternacht zumacht. Gibt’s in der Gegend denn irgendwelche großen, rund um die Uhr geöffneten Einkaufszentren? «
» Einen Walmart Superstore. Ist Ihnen der groß genug? «
» Wie weit? «
» Vier Meilen nördlich auf dem 95. Können Sie gar nicht verfehlen. «
Barnwell bringt sie zu Wawrinkas Wagen zurück, dann fährt er ihnen voraus zum Highway.
» Tut mir leid « , sagt O’Hara.
» Was redest du da, Darlene? Allein der Hackbraten war die Reise wert. «
» Übrigens « , sagt O’Hara, » rate mal, was ich für einen Wagen fahre? «
» Einen Jetta? « , sagt Wawrinka.
» Woher weißt du das? « , fragt O’Hara lachend.
» Liegt doch auf der Hand. «
KAPITEL 37
Der Parkplatz des Walmart ist so groß wie Luxemburg. Am hinteren Ende steht ein bescheidenes Gebäude aus Betonstein und verrostetem Wellblech, und unbescheiden davor ein Mann, der wie ein aus der Form geratener mittelmäßiger Footballspieler von der Highschool aussieht und dessen Körperhaltung und Kleidung seine Autorität noch unterstreichen. Er hält ein Funksprechgerät, ein Klemmbrett und einen Kaffeebecher aus Styropor in der Hand und trägt spitze Cowboystiefel, vermutlich aus Straußenleder, wobei sein üppiger Schmerbauch seine Sicht auf das teure Schuhwerk stark beeinträchtigt. Als O’Hara und Wawrinka näher kommen, begrüßt er sie, indem er seinen Kaffeebecher hebt und vorerst darauf verzichtet, den tabakbraunen Schleim, den er gerade durch seine untere Kauleiste presst, auf den Asphalt zu rotzen.
» Guten Tag. Ich bin Connie Wawrinka vom Sarasota Police Department, und das ist Darlene O’Hara, Detective der Mordkommission des NYPD . Sind Sie für die Sicherheit auf dem Parkplatz zuständig? «
» Clint Eakins « , sagt der Mann und verlagert sämtliche Gegenstände in seinen Händen, sodass er alles in der linken hält und die rechte zur Begrüßung ausfahren kann. » Und ja, das bin ich. Was zum Teufel hab ich denn verbrochen? «
» Keine Ahnung, Clint « , sagt Wawrinka. » Ich bin auch gar nicht sicher, ob ich das wissen möchte. «
Weil Sprache und Gepflogenheiten in South Carolina den in Florida üblichen ähnlicher sind als denen in New York City, übernimmt Wawrinka das Reden. » Es geht um ein Fahrzeug im Zusammenhang mit einem Mord « , sagt sie. » Und zwar um einen dunkelgrünen Transporter, möglicherweise mit dem Schriftzug ›Sarasota Water Authority‹. Wir haben Grund zu der Annahme, dass das Fahrzeug vor mehreren Monaten auf diesem Parkplatz abgestellt wurde. «
» Spontan fällt mir nichts dazu ein. Wie kommen Sie drauf, dass er hier abgestellt wurde? «
» Darauf möchte ich im Moment lieber nicht eingehen, Clint. Sagen wir einfach nur, dass es so ist. «
» Kann ich verstehen, aber wie gesagt, dazu fällt mir nichts ein, und ich leite diesen Parkplatz jetzt schon seit knapp zwei Jahren. «
» Wie können Sie nachts bloß schlafen, Clint, bei so viel Verantwortung? In der ganzen Zeit, die Sie hier arbeiten, wie viele Fahrzeuge mussten Sie da abschleppen? «
» Ungefähr fünfunddreißig. «
» Ich hätte gedacht mehr. Wenn jemand einen Wagen hier abstellt, wie lange dauert es, bis Sie darauf aufmerksam werden? «
» Zwei oder drei Wochen. Der Parkplatz ist für fünfundzwanzigtausend Fahrzeuge ausgelegt. In der Vorweihnachtszeit kommen und gehen hier vierzigtausend Fahrzeuge in vierundzwanzig Stunden. Meine Männer fahren den Parkplatz zweimal wöchentlich komplett ab. Denen fällt auf,
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