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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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vorbei an einem Baum, auf dem sie einmal eine Eule gesehen hat, die ungefähr so groß war wie Bruno. Südlich der Hundewiese gibt es einen eleganten gepflasterten Platz, auf dem sich am frühen Abend eine Gruppe von Fahrradkurieren versammelt, die geliebten Ein-Gang-Räder zu ihren Füßen. Heute haben die jamaikanischen und afrikanischen Pflegekräfte aus dem Altenheim in der Fifth Street ein Dutzend alte Herrschaften nach draußen geschoben und ihre Rollstühle so aufgestellt, dass sie in die Sonne blicken. Seite an Seite saugen sie das Vitamin D in sich auf, und ihr kollektives Sabbern, Furzen und Schnarchen wirkt wie ein letzter bescheidener Ansatz von Kameradschaftsgeist.
    Auf dem Weg downtown hat O’Hara Paulette angerufen und sie und Gus gebeten, sich mit ihr im Garten zu treffen. O’Hara sieht sie bereits von draußen in einer Gartenlaube: Gus sitzt auf einer Bank, Paulette steht neben ihm. Während O’Hara durch das Tor zusieht, streckt Gus die Hand aus und grapscht Paulette an den Hintern. Was O’Hara an den vorangegangenen Abend erinnert. Noch immer muss sie unweigerlich grinsen und staunt darüber, dass bei Gus doch noch ein bisschen mehr los zu sein scheint, als sie gedacht hatte. Hegt er verwegene Hoffnungen?, fragt sie sich. Oder will er einfach nur mal zupacken? Paulette lässt sich Zeit, bevor sie die Hand des alten Mannes entfernt, und selbst dann tut sie es mit einem freundlichen Lächeln, das, wie O’Hara findet, weit über das hinausgeht, was man von einer Niedriglohnempfängerin vernünftigerweise erwarten darf.
    » Hey, Johnny Depp « , sagt O’Hara, als sie bei den beiden ankommt. » Juckt es in der Hose? «
    » Warum nicht? Ich bin ja noch nicht tot. «
    » Ganz im Gegenteil, so wie’s aussieht. «
    Als O’Hara neben Gus Platz nimmt, sieht sie Christina Malmströmer, die sich um ihren Kopfsalat und die Paprika kümmert.
    » Gus, erinnern Sie sich an den großen Mann, den Sie angeblich getötet haben? «
    » Der große Weiße? «
    » Ist er jetzt weiß? Haben Sie nicht behauptet, er sei schwarz? «
    » Hab ich das? Ich weiß nur, dass er umgekippt ist wie ein Mammutbaum. «
    » Gus, kein Scheiß. War er schwarz oder weiß? «
    » Was für eine Rolle spielt das? Der Punkt ist doch, dass er ein Arschloch war, groß wie ein Haus, und ich hab ihn kaltgemacht. «
    » Ach ja. Und warum? «
    » Weil er’s verdient hat, das blöde Arschloch. «
    O’Hara hat gehofft, dass sich bei einem Treffen im Garten vielleicht ein paar Erinnerungen lösen würden, doch die Hoffnung war wohl übertrieben.
    » Soweit ich gehört hab, hatte der Große einen Partner. Einen jüngeren Mann, sehr viel kleiner, ungefähr so groß wie Sie. Glitzerstecker in beiden Ohrläppchen. Haben Sie den auch getötet? «
    » Nein « , sagt Gus. » Nein, hab ich nicht. «
    Dann fängt er an zu weinen.
    » Kommen Sie schon Gus, an die beiden müssen Sie keine Tränen verschwenden. Heben Sie sich Ihre Tränen für Leute auf, die sie verdient haben. «
    » Vielleicht hab ich ja genug für alle? «
    Aus demselben Grund, weshalb O’Hara ein Treffen im Garten arrangiert hat, hat sie auch den Katalog der Ausstellung in Chelsea dabei. Als sich Gus wieder erholt hat, zieht sie ihn aus einer Plastiktüte und schlägt ihn auf der Seite mit dem Bild von Herc und dem Mädchen auf.
    » Gus. Haben Sie den Jungen schon mal gesehen? Seine Freunde haben ihn Hercules genannt. «
    Gus fährt mit der Fingerspitze über das Gesicht des Jungen und starrt durch die Zweige auf Malmströmer, die auf ihrem Beet Unkraut jätet. » Schönes Papier « , sagt er, » dick. « Dann dreht er den Katalog um und betrachtet das Cover. » Haben Sie wirklich zweihundertfünfzig Scheine dafür hingeblättert? «
    » Auf keinen Fall. Ich hab ihn beschlagnahmt. «
    O’Hara versucht Gus noch einmal dazu zu bringen, sich auf das Foto zu konzentrieren, aber es hilft nichts. Weder den Dementen noch den Benebelten war an diesem Vormittag eine klare Antwort zu entlocken, und sie ist erleichtert, als ihr Handy klingelt.
    » Steve Baginski von der New York State Police. Wir haben das gestohlene Fahrzeug gefunden. Es stand direkt neben der Tankstelle, fünfunddreißig Meter von den Zapfsäulen entfernt. «

KAPITEL 49
    Dreizehn Meilen nördlich der George Washington Bridge fährt O’Hara vom Palisades Parkway auf die Citgo-Tankstelle ab, die sich dort auf dem Grünstreifen zwischen den beiden Fahrspuren befindet. Es ist 20:10 Uhr, der abendliche Berufsverkehr verebbt

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