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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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betrachtet, und als O’Hara sich über ihn hinweg in den Wagen beugt, sieht sie, dass sich die Täter zwischen South Carolina und Jersey kaum besser ernährt haben als davor. Der Fußraum vor dem Beifahrersitz ist mit der gleichen Ansammlung von Limodosen und Fast-Food-Papier zugemüllt wie der Transporter, allerdings finden sich hier nur noch geringe Blutspuren. Auf gewisse Weise ist das genauso verstörend wie die blutgetränkte Matratze, denn es bedeutet, dass der Junge, als er vom Transporter in den Volvo verladen wurde, praktisch schon ausgeblutet gewesen sein musste. Auch bestätigt sich damit, was O’Hara anhand der Quittungen vermutet hatte, nämlich dass die dürftigen Versuche, ihm zu helfen, längst eingestellt worden waren.
    Marin dreht sich um, sieht O’Hara an und zeigt auf eine aufrecht stehende Röhre Pringles auf dem Boden. » Die hab ich vorne unter dem Sitz gefunden « , sagt Marin. » Für Chips ist sie zu schwer, und es liegt etwas Glänzendes darin. Da es kein Popcorn ist und Sie meinten, die Täter wären Diebe gewesen, dachte ich, Sie würden es sich erst mal ansehen wollen. «
    Mit seiner behandschuhten Hand trägt Marin die orangefarbene Röhre, ungefähr so groß wie eine Dose Tennisbälle, an einen Klapptisch im hinteren Teil des Zelts und leert sie auf ein Plastiktablett. Nachdem ein paar fettige Servietten rausgefallen sind, hört man ein metallisches Klimpern und Gegenstände durch die Röhre rutschen. Dann fallen ein Goldring und zwei goldene Uhren, die zarten Armbänder miteinander verschlossen, auf das Tablett. Der Diamant wurde aus dem Ring entfernt, aber die Uhren sind intakt, die Zifferblätter schlicht und schwarz, frei von Markierungen, sieht man von einem kleinen goldenen Kreis, der 12 Uhr anzeigt, einmal ab. Sie sind ganz reizend, überhaupt nicht protzig.
    Auf der kleineren steht » Sie « und auf der größeren » Er « , und auf beiden eingraviert das Datum » 1.6.1951 « , vermutlich der Tag, an dem Lebrie und ihr Mann geheiratet haben. Der Ring muss der sein, den Lebrie vom Finger gezogen und in die Schüssel mit Milch gelegt hat. O’Hara erinnert sich an ihren sanften wissenden Blick, den Sonnenhut mit der breiten Krempe und ihre dick mit Zinksalbe eingeschmierte, papierdünne Haut. Lebrie hatte gesagt, im Alter wird einem eins nach dem anderen genommen. Jetzt kommen gleich drei Dinge wieder zurück.
    » Der Schmuck hier wurde einer Frau am 2. März gestohlen « , erklärt O’Hara Marin. » Am darauffolgenden Tag wollten die Männer einen alten Mann ausrauben. «
    » Wie heißt die Frau? « , fragt Marin.
    » Fran Lebrie. «
    » Und der Mann war Benjamin Levin? «
    » Ja, wieso? «
    » Ich hab beide Namen auf einem Zettel in der Tür auf der Fahrerseite gefunden. Er steckt in dem Behälter auf dem anderen Tisch. Nicht anfassen– ich hoffe, dass ich Fingerabdrücke davon nehmen kann– aber du kannst lesen, was draufsteht. «
    Auf der anderen Seite des Wagens beugt sich O’Hara über einen zerrissenen Zettel, der mit der beschriebenen Seite nach oben in einem Behälter liegt. Es ist ein Ausdruck, erstellt von einer Organisation namens Ambex Marketing, die unter einer Postfachadresse in Tampa operiert. Die Liste enthält fünfundzwanzig Namen in alphabetischer Reihenfolge. » Lebrie « und » Levin « stehen in der Mitte untereinander, und wie bei allen Namen ist neben der dazugehörigen Adresse auch das Alter der Betreffenden und ein Datum angegeben. Bei Lebrie ist es der 1.4.2005, bei Levin der 14.6.2006.
    » War’s das? «
    » Bis jetzt schon « , sagt Marin.
    Als O’Hara aus dem Zelt tritt, ist es nach Mitternacht, zu spät, um Lebrie die gute Nachricht telefonisch zu überbringen. Ohne Verkehr kommt ihr die seltsame Landzunge zwischen den vier Fahrspuren noch abgelegener vor. O’Hara geht unter eiskalten Sternen zur Highway-Bodega, wo sie ihren Vorrat an Eiskaffee und Ibuprofen aufstockt, und kehrt anschließend zum Transporter zurück. Bevor sie zu Marin gerufen wurde, hatte O’Hara Wawrinka bereits durchgegeben, dass es Hinweise auf einen Zusammenhang mit Zigeunern gibt. Jetzt findet sie Wawrinkas Antwort unter dem Betreff: » Fudgesicle & Popsicle « .
    » Darlene « , liest O’Hara, » darf ich dir Johnny George und Nick Adams vorstellen? « Sie hört auf zu lesen und öffnet die angehängten Verbrecherfotos. George ist der Größere und Dunklere. Als Größe ist ein Meter achtzig angegeben, was kleiner ist, als Lebrie angenommen hatte, aber mit über

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