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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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besser: ein schmaler Schatten vorne weg, jemand, der zu fliehen scheint. Dahinter zwei deutlich größere und breitere Figuren. Was soll ich tun? Ich bleibe, mit der Dämmerung verschmolzen, stehen, als die Schatten nur drei, vier Meter von mir entfernt auf dem Kiesweg vorbeirennen. Vesna. Verfolgt von zwei Männern. Ich muss hinterher, sie sind schon an mir vorbei, rennen schneller, als ich es kann, sind kaum mehr zu sehen, als ich noch immer an den Baum gepresst dastehe, verschwinden hinter einer Biegung. Ich muss ihr helfen, verdammt noch mal.
    Polizei. Das Nächstliegende. Ich muss die Polizei rufen, dann werde ich ihnen nachlaufen. Ich löse mich vom Baum, merke, dass ich schweißnass bin, mein Herz rast, ich hasse mich für meine Feigheit, mit zitternden Fingern wähle ich den Notruf, schleiche dabei den Weg entlang, was ist, wenn sie sie längst eingeholt haben?
    »Ja«, keuche ich, als ob ich doch gerannt wäre, »ich brauche einen Streifenwagen. Mira Valensky hier, ich bin im Park des …« Ich schreie auf, jemand ist hinter mir, fasst mir an die Schulter. Vesna. Allein. Sie schüttelt vehement den Kopf, flüstert: »Keine Polizei!« Ich huste, stottere, sage dann: »Tut mir sehr leid, ich bin joggen im … Stadtpark, und ich dachte, jemand wäre hinter mir her. Es war nur ein anderer Jogger – mit Hund.«
    »Gehen Sie lieber am Tag joggen, bevor noch was passiert.«
    »Ja, mache ich.«
    »Ich müsste eigentlich Ihre Personalien …«
    »Danke für Ihr Verständnis«, flüstere ich rasch und drücke die Aus-Taste. Die Rufnummernanzeige meines Mobiltelefons ist unterdrückt, das ist in meinem Job besser so, aber wenn sie wollen, können sie die Nummer wohl trotzdem identifizieren. Dann muss ich eben bei der Geschichte bleiben.
    Vesna ist unterdessen ins Gebüsch abgetaucht, ich gehe ihr nach. »Was ist los?«, frage ich sie.
    »War ich zu nahe dran an der Sache mit den Medikamentendiebstählen, sie haben zwei geschickt, um mich einzuschüchtern, wahrscheinlich hätten sie mir nicht viel getan, vielleicht auch geprügelt. Ich habe sie im letzten Moment gemerkt, sie waren zu laut und bin ich davon, sie hinter mir her, zum Glück keine guten Läufer. Nach der Kurve habe ich mich in Büsche geworfen, sie haben nicht mehr gewusst, wo ich hin bin, weil schon zu dunkel. – Was machst du da?«
    »Ich wollte dich abholen.«
    »Durch den Park?«
    »Dahinter gibt es Parkplätze.«
    »So dumm, dass sie mich enttarnt haben, der eine ist mir irgendwie bekannt vorgekommen, den habe ich schon gesehen.«
    »Bosnier?«
    »Meinst du, das erkennt man im Finsteren mit einen kurzen Blick? Aber kann schon sein. Ich weiß jedenfalls, wer klaut und wie sie klauen. Eine Krankenschwester ist mit dabei, übrigens Österreicherin. Ich müsste nur mehr Fotos haben, bessere Beweise.«
    »Indizien reichen der Polizei nicht?«
    »Keine Polizei, Klinikleitung will das nicht, von Polizei geht viel an Öffentlichkeit, das macht ein schlechtes Image für Privatklinik. Man will Ruhe. Ich soll aufklären, und dann fliegen die Beteiligten. Morgen erzähle ich, was ich weiß.«
    »Ich kann ja sagen, dass ich die beiden beschreiben kann.«
    »Die waren nur Einschüchterungskommando, die arbeiten nicht in Klinik.« Vesna schüttelt sich und späht langsam aus dem Gebüsch. »Die sind weg.«
    Ich hoffe es. Zum Glück brauchen wir nicht mehr zum Klinikgebäude zurück, wir schlagen uns durchs Unterholz und kommen fast exakt beim Auto wieder auf die Seitenstraße. »Vielleicht wäre ich als Privatdetektivin auch gar nicht so schlecht«, sage ich und keuche etwas. Gleichzeitig fällt mir ein, dass ich Vesna feige im Stich gelassen habe. Aber hätte ich ihr helfen können, wenn ich ihnen nachgerannt wäre? Ich werde es wohl nie erfahren.
    Eine Stunde und eine rasche Pizza später komme ich heim. Vesna hat nicht viel Zeit gehabt, sie muss ihren Bericht noch heute Nacht schreiben und morgen abgeben. Wenn sie bloß dahinterkäme, woher sie einen der beiden Angreifer kennt. Wie viel Bürokram rund um solche Ermittlungen anfällt. Gismo bekommt heute nur Dosenfutter, aber ich esse ja auch nicht täglich im Gourmetlokal. Zuerst versucht sie, es beleidigt zu ignorieren, dann ist sie wohl doch zu hungrig, und als ich meine Jeans gegen eine bequeme Leinenhose mit Gummizug getauscht habe und zurück in die Küche komme, ist ihr Futternapf bereits sauber geschleckt. Ich schenke mir ein Glas Cabernet ein, will mich noch ein Weilchen auf meinen Minibalkon setzen und

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