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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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man eben immer auf Überraschungen gefasst sein. Gestern Nacht hast du mir eine wunderschöne gemacht – oder war das nur so eine spontane Stimmungslage?«
    Ich lächle und schüttle den Kopf.
    Da kommt Angelika auch schon mit Jacques alias Jakob Lang zurück, sie setzen sich zu uns, und sein Küchenchef beweist, was er kann.

[ 5 ]
    Es gibt Leute, die finden, ich brauche eine Brille. Nur weil ich auf der Autobahn die Wegweiser etwas spät entziffern kann. Und Menschen erst ab einer gewissen Nähe erkenne. Ich finde das nicht, man muss nicht alles so scharf sehen im Leben. Meine – leichte – Kurzsichtigkeit lässt mehr Platz für Fantasie und trainiert die Reaktionsfähigkeit. Jetzt allerdings hätte ich schon gerne gewusst, ob der, der da am anderen Lande unseres Großraumbüros unschlüssig in alten »Magazin«-Ausgaben blättert, tatsächlich Zuckerbrot ist. Zuckerbrot und Droch sind alte Freunde, sie gehen jede Woche zusammen essen. Aber ich habe noch nie gesehen, dass der Leiter der Mordkommission Droch abholt. Außerdem treffen sie sich üblicherweise am Abend. Ich stehe auf und schlendere in seine Richtung. Ich habe mich nicht getäuscht.
    »Ah, Frau Valensky«, sagt Zuckerbrot, als wäre es die normalste Sache der Welt, hier in unserem Büro zu stehen.
    »Dr. Zuckerbrot«, grüße ich zurück, »warten Sie auf Droch?«
    »Ja, wir gehen essen. Aber ich bin etwas zu früh dran.«
    »Sein Büro ist dort hinten«, ich deute zur Tür, auf den Gang.
    »Was ist das? Ein Rausschmiss?«, lächelt er mich an.
    Ich sehe so unschuldig wie möglich drein. »Natürlich nicht, oder hat Ihr Besuch vielleicht etwas mit Gerda Hofers Mann zu tun?«
    »Wie kommen Sie darauf? Nein, ich bin einfach zu früh dran. Apropos: Mein Kollege hat mir erzählt, sie habe tief getroffen gewirkt. Tja, die Scheidung ist eben noch relativ frisch – auch wenn sie es war, die ihn betrogen hat.«
    Sieh an, das Urteil dürfte schon bei den Akten liegen. »Ich hab Ihrem Kollegen die Vorgeschichte erzählt, und die ist etwas anders, als es im Scheidungsurteil klingt.«
    »Sie mögen diese Fotografin, nicht wahr? Was ist sie für ein Typ? Lebenslustig?«
    »Eine sehr gute Fotografin, kompetent, freundlich, verlässlich.«
    »Klingt eher nach einer Maschine, dabei soll sie doch ziemlich emotional sein.«
    »Nur weil sie beim Tod des Mannes, mit dem sie zwanzig Jahre zusammengelebt hat, weint? Und bei dem Gedanken, ihren Kindern beibringen zu müssen, dass er sich vielleicht umgebracht hat?«
    »Das habe ich eigentlich nicht damit gemeint.«
    »Warum kümmern Sie sich um den Fall?«
    »Schmidt ist überlastet.«
    »Sie beschäftigen sich nicht mit Selbstmorden und auch nicht mit ungeklärten Todesfällen, bei Ihnen landet ein Fall erst, wenn es wahrscheinlich …« Ich stutze.
    »Und wenn ich momentan keinen derartigen Fall habe?«, antwortet er.
    »Wenn Sie mir erzählen, was die Ermittlungen bisher ergeben haben, fällt mir vielleicht etwas dazu ein.«
    »Sicher«, erwidert er und sieht mich mit leichtem Spott an. »Sie sind eine Freundin der Exfrau – die übrigens durch seinen Tod einige finanzielle Sorgen weniger haben könnte.«
    »Deswegen war sie gestern Abend in der Sicherheitsdirektion wahrscheinlich auch so fröhlich«, versetze ich.
    »Schon mal etwas von Verstellung gehört?«
    »Ich?« Ich bin gespannt, wie lange er das Spiel noch spielen will. »Die Fotoredaktion ist übrigens einen Stock tiefer.«
    »Ich warte bloß auf Droch.«
    »Also bitte, reden Sie schon.«
    »Na gut. Sie haben nicht ganz Unrecht, es gibt Gründe, warum ich mich um den Fall kümmere. Er ist nicht an dem Unfall gestorben. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen. Im Steinbruch. Erst danach hat man ihn in das Auto gesetzt, die Handbremse gelöst, und der Rest ging quasi von selbst.«
    »Seit wann wissen Sie das?«
    »Seit heute Vormittag. Das Dumme ist, es hat in der Nacht geschüttet. Und die Ermittler sind nicht auf die Idee gekommen, den möglichen Tatort so gründlich abzusuchen, wie das bei einem Mord üblich ist. Auffällige Blutspuren hat es keine gegeben. Möglicherweise sind sie rechtzeitig beseitigt worden. Noch wissen wir nicht, wo genau es passiert ist.«
    »Das ist ein Steinbruch, was, wenn ihm ein Stein auf den Kopf gefallen ist?«
    »Und danach steigt er ins Auto und stürzt sich über den Felsen? Das meinen Sie nicht im Ernst.«
    »Ich nehme an, er hatte kein Kabrio.«
    »Nein, einen grundsoliden Mercedes. Aber auch die sind nicht für senkrechte

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