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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ihn deswegen als Geliebten. Werde ihnen voneinander erzählen, das wirkt.«
    »Gefühle schließt du aus?«
    »Sei nicht so romantisch, Mira Valensky. Vielleicht ist irgendwo ein wenig Gefühl, wer kann es wissen, aber in erster Linie ist es Geld.«
    »Und das gehört der Ehefrau?«
    »Die hat es mitgebracht, hat von ihren Eltern ein großes Juweliergeschäft geerbt und selbst noch ausgebaut, gute Geschäftsfrau, nur Hang zu falschen Mann. Aber da hat sie bei Scheidung bessere Position, er wird nichts sehen von ihrem Geld. Da ist Detektivarbeit zwar nicht schön, aber führt zu Recht.«
    Ich kaue an meinem Lamm-Kebab, irgendwie ist er heute nicht so gut wie sonst, dabei ist der Koch noch immer derselbe, aber vielleicht strengt er sich nicht so an, wenn bloß die Tochter da ist. Mir kommt eine Idee: »Was ist, wenn wir uns seine Ordination ansehen? Vielleicht war noch niemand von der Mordkommission dort? Ich könnte einfach kommen und sagen, ich habe starke Bauchschmerzen, am besten wir kommen zu zweit, du musst mich fahren, wegen der Schmerzen.«
    »Wenn er Ordination alleine betreibt, ist sie zu. Wenn nicht …«, meint Vesna.
    »Jedenfalls könnten die Sprechstundenhilfen da sein, es wird ja eine Menge zu regeln geben«, erwidere ich und versuche Gerda am Mobiltelefon zu erreichen, aber sie ist wohl noch immer beim Verhör.
    Auf dem Schild am Gründerzeithaus im fünften Bezirk steht: »Dr. Helmut Hofer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Ordinationszeiten: Mo–Mi 8 h–13 h, 16 h–19 h, Do–Fr 14 h–19 h sowie nach Vereinbarung«. Ich drücke auf den Klingelknopf und die schmiedeeiserne Eingangstür wird mit einem Summen geöffnet. Irgendjemand ist also da.
    Die Tür zur Ordination im ersten Stock ist bloß angelehnt. »Du hast die Bauchschmerzen, okay?«, flüstere ich Vesna zu.
    »Warum ich?«
    »Weil du besser bist im Verstellen.«
    »Schauspielen.«
    Wir stehen in einem hellen, freundlichen Vorraum. Er geht in einen großen Warteraum mit Korbmöbeln über, die meisten Sitzplätze sind besetzt, dazwischen, hinter einer weißen Theke, zwei Sprechstundenhilfen. Die Wände sind bis auf ein paar Plakate über Zecken- und andere Impfungen seltsamerweise ganz ohne Bilder, man sieht allerdings, dass hier bis vor kurzem noch welche gehangen sein müssen. Die beiden Sprechstundenhilfen sind beschäftigt, wir sehen uns weiter um. Hinter dem ersten Warteraum ist ein zweiter, auch Korbmöbel, auch leere Wände und viel Licht. In diesem Raum sitzen ausschließlich Menschen, die nicht in unserer Gegend geboren wurden. Eine Familie, die aus der Türkei stammen könnte, zwei Schwarze, eine Mutter mit Kopftuch, langem grauem Mantel und munteren Kindern.
    Ich stoße Vesna an und flüstere: »Was ist das? Die neue Apartheid?«
    Auch Vesna runzelt die Stirn. »Werden ja sehen, ob es nach Staatsbürgerschaft oder nach Herkunft geht. Nach Aussehen darf ich hier und dort sein.«
    »Ein reizender Typ, ihr Ex«, ergänze ich und vergesse für einen Moment, dass er ermordet wurde.
    »Bitte?«, sagt jemand hinter uns. Die blonde Sprechstundenhilfe. Sie wirkt, als ob sie geweint hätte.
    »Sie waren beschäftigt, also dachten wir, wir sehen uns um«, lächle ich.
    Vesna krümmt sich. »Ich habe ganz schlimme Magenschmerzen«, sagt sie, »immer wieder solche Anfälle, in den letzten Minuten war Ruhe, aber jetzt wieder …«
    »Kommen Sie bitte mit vor zur Rezeption.« Und zu Vesna gewendet: »Geht es?«
    »Muss gehen«, presst Vesna heraus, und würde ich es nicht besser wissen, ich wäre mir sicher, dass sie schrecklich leidet.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragt die hübsche Blonde, nachdem sie sich hinter dem Computer niedergelassen hat.
    »Nein, nur Bauchschmerzen, und Dr. Hofer ist ein sehr guter Arzt«, erwidert Vesna.
    Die Sprechstundenhilfe sieht zu Boden und sagt leise: »Dr. Hofer ist heute nicht da, nur Dr. Weißgerber. Sie sehen ja, wie viele Leute warten, das kann heute länger dauern. – Vielleicht wollen Sie lieber ins Krankenhaus?«
    Wir beschließen zu warten. Vesna gibt ihre E-Card ab, trotzdem müssen noch Personalien aufgenommen werden. Man sei erst in der Umstellungsphase auf die Chipkarte, wird erklärt. Dann bittet uns die Sprechstundenhilfe, Platz zu nehmen, sieht verwirrt zwischen dem großen und dem dahinter liegenden kleinen Warteraum hin und her.
    »Wo Sie möchten«, sagt sie dann.
    »Bin gebürtige Bosnierin«, provoziert Vesna.
    »Wenn Sie sich im hinteren Wartezimmer wohler fühlen, können Sie

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