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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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den Verdacht auf Gerda zu lenken«, erwidere ich.
    Wir teilen uns die Zucchini-Nudeln, und später erzähle ich Vesna endlich, dass ich Oskar einen Heiratsantrag gemacht habe.
    Ihr fällt fast die Gabel aus der Hand. Gut. Es gelingt so selten, Vesna zu überraschen.
    Am nächsten Nachmittag holen wir, wie mit Gerda vereinbart, zuerst Philipp von der Schule ab. Er sieht seiner Mutter extrem ähnlich, athletisch und schlank, dunkle Haare, die gleichen braunen Augen. Man kann ihn auch auf siebzehn, achtzehn schätzen.
    »Sie sind wirklich Privatdetektivin?«, sagt er zu Vesna und starrt sie an. Offenkundig hat er sich Detektive anders vorgestellt.
    »Bin Privatdetektivassistentin«, stellt Vesna richtig. »Und da nur Privatperson.«
    »Wie geht es dir?«, frage ich besorgt.
    »Warum?«, lautet die Antwort. Philipp sieht mir trotzig ins Gesicht. »Weil jemand meinen Vater umgebracht hat? Mit dem habe ich schon lange nichts mehr zu tun.«
    »Was denkst du über Mord?«, fragt Vesna, als wir die Straße entlang zu meinem Auto gehen.
    »Ich habe keine Ahnung, jedenfalls war es in den letzten Monaten arg. Er hat Mama nicht in Ruhe gelassen, ständig hat sie geweint, er hat sich aufgeführt, als müsste sich alles nur um ihn drehen, hat uns angeschafft und ihr hinterherspioniert. Und dann wollte er uns dazu bringen, dass wir zu ihm ziehen. Mit ganz miesen Versprechungen. Als ob ich mit einem Computer zu kaufen wäre. Er hat versucht, Mama alles wegzunehmen. Aus Rache, dabei ist es doch ihre Sache, mit wem sie ausgeht. Ist ja ihr Leben.«
    »War dein Vater immer schon so?«
    »Klar. Der hat immer das Kommando gehabt. Ein Macho halt. Er war immer der große Doktor, und der Rest der Familie musste nach seiner Pfeife tanzen. Mama hat das viel zu lange gemacht. Allein seine Predigten, wenn ich einmal eine schlechtere Schularbeitsnote heimgebracht habe. Da konnte ich mir dann jedes Mal anhören, dass er sich von ganz unten nach oben gearbeitet hat, unter schweeeersten Bedingungen, während ich alles in den Schoß gelegt bekomme. Ehrlich gesagt hat mir der Typ eine Arbeit abgenommen.«
    »Wie?«, frage ich.
    »Na, indem er ihn umgebracht hat.«
    Das klingt allerdings nicht ganz echt, und ich glaube, ich habe eine Träne gesehen.
    Mehr Tränen gibt es bei Claudia, wir treffen sie in der Wohnung der Hofers. Ihr Zimmer ist aufgeräumt, es sieht weitgehend unbenutzt aus.
    »Ich rede nur mit Ihnen, weil ich sowieso herkommen musste, um ein paar Sachen zu holen«, schnieft sie.
    »Warum?«, stelle ich mich einfältig.
    Sie sieht mich wütend an. »Sie wissen genau, dass ich bei meinem Freund wohne. Hier hat man es ja nicht mehr ausgehalten, seit die beiden begonnen haben, sich zu bekriegen.«
    »Deine Mutter meint, dich hat es schon früher zu Freund, Villa und Swimmingpool gezogen.«
    »Kann sein. Jedenfalls bin ich lieber dort als da, die letzten Monate waren die peinlichsten meines Lebens. Wie sich erwachsene Menschen so aufführen können, ich will damit nichts zu tun haben. Andi, der versteht mich, und seine Eltern sind sehr okay.«
    »Glaubst du nicht, deine Mutter braucht dich jetzt?«, fragt Vesna.
    »Sie hat doch alles kaputt gemacht«, ruft Claudia und beginnt heftig zu schluchzen.
    »Du findest also, sie war schuld?«, werfe ich ein.
    »Jedenfalls ist sie am Leben, und mein Vater ist tot.«
    Ich räuspere mich. »Meinst du nicht, dass da auch etwas anderes dahinterstecken kann? Hatte dein Vater Feinde?«
    »Feinde?« Sie sieht mir ratlos ins Gesicht. »Ich weiß nicht, ich glaube nicht. Er hatte für so was keine Zeit.«
    »Wie war das in letzten Monaten, wo du sagst, sie waren peinlich?«, fragt Vesna.
    »Fragen Sie doch meine Mutter! Was soll das überhaupt alles? Wie es war? Wissen Sie, wie es ist, wenn einen der eigene Vater aus dem Zimmer holt, hysterisch zu weinen beginnt und sagt, wir müssen stark sein für die Wahrheit, Mutter will uns alle verlassen und ihr eigenes Leben leben?«
    »Und wo war deine Mutter?«
    »Die ist daneben gesessen und hat nur gestottert, dass das gar nicht wahr sei und dass er uns Kinder in Ruhe lassen soll. Sehr witzig! Dabei hat sie ihn ja betrogen. Was mir im Prinzip egal ist, aber …«
    Du liebe Güte, denke ich mir, verständlich, dass sie nicht daheim sein wollte. »Und früher haben sich deine Eltern verstanden?«
    »Früher?« Claudia kramt in ihrem Kleiderschrank, als würde sie in der Vergangenheit wühlen. »Früher schon, ja. Da haben wir gemeinsam Ausflüge gemacht. Und im Urlaub

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