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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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bitte: Wenn Sie die Ihnen gänzlich unbekannte Frau Krajner zufällig treffen – sie soll mich anrufen, Mira Valensky.«
    »Ich kann nichts versprechen …«
    »Das geht mir auch so. Trotzdem danke, auf Wiederhören.«
    Ich stecke mein Mobiltelefon in die Tasche, denke nach, ob ich auf Vesnas Rückruf warten soll, denke, denke – und zucke in die Höhe. Ich muss im Auto eingeschlafen sein. Ich sollte in die Redaktion. Da fällt mir ein: Ich habe Gismo nicht gefüttert, ich weiß gar nicht, ob ich sie gesehen habe. Ich bilde mir ein, ja, aber ich kann es nicht sicher sagen. Was, wenn sie jemand gekidnappt hat? Wer kidnappt schon eine Katze? Oder wenn sie mir in meinem ganzen selbstsüchtigen Gefühlsmatsch entschlüpft ist, bei der Türe hinaus, ins Stiegenhaus, von dort ins Freie? Sie hat im Weinviertel für einige Monate die Vorzüge der Freiheit kennengelernt. Und sie ist mir in Wien schon einmal weggelaufen und hat das kaum überlebt. Ich muss heim.
    Ich renne die Stufen zu meiner Wohnung hinauf und denke mir, so wie ich momentan unterwegs bin, brauche ich wirklich kein Fitnesstraining. Ich sperre auf, und mir fällt ein Stein vom Herzen, Gismo starrt mich still an. Wenn ich heimkomme, und sie brüllt nicht in der Gegend herum, dann ist sie beleidigt.
    Ich streichle sie, sie lässt es sich gefallen, allerdings ohne zu schnurren. Dosenfutter scheint mir in dieser Situation unangebracht, aber der Kühlschrank ist beinahe leer. Ein Blick in den Gefrierschrank. Wunderbar, ein großes Stück Rostbraten, der lagert hier ohnehin schon ein bisschen zu lang. Ich nehme das Fleisch heraus, gebe es zum Auftauen in die Mikrowelle, und während ich durch die Scheibe starre, schlafe ich beinahe im Stehen ein. Nur halb wach überlege ich: Besser, ich bringe gleich alles in Ordnung. Es liegt an mir, Oskar anzurufen. Kein Wort von gestern Abend.
    »Oskar Kellerfreund.« Es klingt etwas gehetzt. Ich liebe ihn dafür, dass er seinen Titel nur bei beruflicher Notwendigkeit gebraucht. Ich liebe ihn – auch – dafür.
    »Hallo, ich bin’s. Bist du in Eile?«
    »Mira«, das klingt warm und erleichtert, »ich sollte schon unterwegs zu einem Klienten sein, aber ich bin aufgehalten worden, heute geht ununterbrochen das Telefon.«
    »Ich kann auch später …« – Und plötzlich habe ich eine Idee, wie wir nicht von gestern, sondern von der Zukunft reden können: »Ich habe mir gedacht: Was ist, wenn wir deine Mutter zu dir nach Hause einladen? Wir kochen etwas Nettes und erzählen ihr dann von der Hochzeit, was meinst du dazu?«
    »Das willst du dir antun?«
    »Dafür, dass die Wohnung sauber ist, bist du zuständig.« Ich setze mich auf einen meiner Küchenstühle und starre wieder auf die Mikrowelle.
    »Also wirklich, so schlimm ist sie auch wieder nicht«, er lacht, »okay, ist sie doch – was das angeht. Ja, das ist eine großartige Idee. Wann?«
    »Sag mir einfach, wann es dir passt.«
    »Hat sich etwas Neues getan in der Sache von Gerda?«
    »Ich dachte, ich sollte das den Profis überlassen?«
    »Tut mir leid«, kommt es zurück, »manchmal schlägt einfach der Anwalt in mir durch.«
    »Ich erzähle es dir am Abend. Bei dir oder bei mir?«, frage ich.
    »Wie du willst«, erwidert er.
    Momentan überbieten wir uns ja geradezu in gegenseitiger Rücksichtnahme.
    »Gehen wir essen und entscheiden wir dann«, schlage ich vor.
    »Wunderbar. Jetzt muss ich wirklich los«, sagt Oskar. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.« Ich sage es aus vollem Herzen.
    Jetzt muss ich für seine Mutter kochen. Und sie wird überlegen, ob ich wenigstens als Köchin ihres Sohnes würdig bin – ich könnte Bocuse, Witzigmann und Johanna Maier in einer Person sein und wäre es noch immer nicht, darauf würde ich wetten. Aber wenigstens erspare ich mir ihre repräsentative Altbauwohnung mitsamt den Stilmöbeln und Biedermeierbildern. Mir macht so eine Umgebung Gänsehaut.
    Ich sollte in die Redaktion. Und ins Fitnessstudio. Und wache mit dem Kopf auf dem Küchentisch auf, weil mich Gismo anbrüllt. Ihr Fleisch in der Mikro! An den Rändern ist es schon etwas graubraun angebraten, aber das macht ihr wohl nichts. Ich schneide es in nicht zu kleine Würfel, sodass sie etwas kauen muss, und lege mich in voller Kleidung nur für einen Moment auf das Bett.
    Als ich diesmal aufwache, ist es schon später Nachmittag. Noch ganz benommen wasche ich mir das Gesicht, helfe mit Puder und Wimperntusche etwas nach, wieder munter oder zumindest lebendig auszusehen,

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