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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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jetzt frustriert ist. Zurückgewiesen und all das. Ich sollte ihm eine SMS schicken. Vielleicht etwas in die Richtung, dass er eh nicht viel versäumt hat? Na, so übel bin ich auch wieder nicht. Oder dass mir plötzlich eingefallen ist, ich muss meine Tante zum Flughafen bringen? Aber der Drehbuchschreiber ist er. Und überhaupt: nie mehr betrunken SMS, das habe ich mir geschworen. Doch ich bin nicht betrunken, nicht einmal das lässt sich anwenden auf meinen Beinahe-Ausrutscher.
    Ich schüttle mich. Weiß ja niemand davon außer Bruno und mir, also was soll’s? Wird nicht wieder passieren.
    Als ich die Stufen zu meiner Wohnung hinaufschleiche, kommt mir eine ganz dumme Idee: Was, wenn Oskar trotz allem zu mir gekommen ist und auf mich wartet?
    Ich schließe vorsichtig auf, kein Oskar, sondern nur eine verschlafene Gismo. Auch keine Nachricht auf dem Band. Er ist sauer.
    Ich verkrieche mich ins Bett.
    Ich wache mit einem schlechten Geschmack im Mund auf und denke, es muss schon lange nach Mittag sein. Aber als ich auf die Uhr schaue, sehe ich, dass es erst kurz nach acht ist. Viel mehr als drei Stunden habe ich nicht geschlafen, ich sollte mich umdrehen und weiterschlafen. In der Redaktion braucht man mich heute nicht vor dem Nachmittag, und wenn man mich sucht, dann fällt mir schon irgendeine Ausrede ein, zum Beispiel ein Außentermin. Was ist, wenn Bruno seinem Freund Peter von unserer Nacht erzählt, und der erzählt es Gerda und die erzählt es Vesna? Aber die hält dicht. Und was ist, wenn Gerda es Zuckerbrot erzählt? Warum sollte sie das? Oder ihrer Anwältin? Genauso unsinnig. Ich sollte die ganze Sache vergessen, ist doch nicht wichtig, es war ein sehr netter Abend mit einem späten und dann etwas überhasteten Rückzug. Ich habe Oskar nicht betrogen, diesmal nicht. Hätte ich aber fast. Ich kenne mich nicht und will mich auch nicht kennen und nicht analysieren. Ich steige aus dem Bett, putze mir lange die Zähne, dusche heiß und versuche an etwas Handfestes zu denken. Ich muss dringend mit dieser Sprechstundenhilfe reden. Ob Philipp die Wahrheit gesagt hat? Wirklich spät, mit all dem herauszurücken. Wahrscheinlich müsste ich Zuckerbrot anrufen. Aber Philipp war ja bei der Polizei, er hat ausgesagt, dass er im Park war. Man hat ihn bloß nicht ernst genommen. Was kann ich dafür?
    Ich drücke zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage auf die Klingel am Haustor der Arztpraxis, wieder wird geöffnet. Ich gehe nach oben, hoffe, dass Dr. Weißgerber in seinem Behandlungsraum bleibt, suche nach der rothaarigen Sprechstundenhilfe, sehe aber nur die mit den kurzen dunklen Haaren. Die beiden Wartezimmer sind auch heute fast voll. Ich gehe auf die Sprechstundenhilfe zu, frage nach ihrer Kollegin.
    »Nicole Frohner? Die arbeitet nicht mehr hier.«
    »Sie war doch noch vor kurzem Sprechstundenhilfe.«
    »Ich bin Ihnen gegenüber zu keinerlei Auskunft verpflichtet. Sie sind keine Patientin von uns, oder? Aber ich habe Sie schon gesehen …«
    Ich beuge mich etwas vor und flüstere: »Haben Sie den Patienten schon gesagt, dass Dr. Hofer ermordet worden ist?«
    Sie sieht mich irritiert an. »Nicht so laut«, flüstert sie, »wir wollen sie nicht verunsichern.«
    »Aber irgendwann werden sie merken, dass er nicht wiederkommt. Außerdem: So ein Todesfall spricht sich herum.«
    »Offensichtlich nicht so rasch«, erwidert sie mit einem Seitenblick auf die wartenden Patienten. »Vielleicht ist Wien doch eine Großstadt. Anonym. Und wenn es so weit ist, dann ist vielleicht schon alles geregelt. Man will, dass wir die Praxis so weiterführen, wahrscheinlich damit sie lukrativer verkauft werden kann.«
    Das klingt gar nicht freundlich. Dabei ist es wohl auch im Interesse der Sprechstundenhilfen, wenn alles so weitergeht wie bisher.
    Vielleicht hat Gerda von der Freundin ihres Mannes gewusst und sie hinausgeworfen. Was hat sie uns noch alles verschwiegen? Wahrscheinlicher ist allerdings, dass diese Nicole trauert und nach dem plötzlichen Tod ihres Geliebten nicht mehr hier arbeiten will – immer vorausgesetzt, Philipp sagt die Wahrheit.
    »Ah, sie wollte wohl nach dem Tod von Dr. Hofer …«
    »Seien Sie doch leise. Außerdem ist das Unsinn. Die hat Dr. Hofer selbst hinausgeworfen.«
    »Wie bitte?«
    »Die hat von Anfang an nicht zu uns gepasst, hat geglaubt, sie ist mit ihrem angefangenen Medizinstudium etwas Besseres, und um den Doktor ist sie herumscharwenzelt …«
    »Und das hat ihm nicht gefallen?«
    »Also wirklich

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