Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi
Sie ihm bitte, dass es um eine heikle Sache geht, sonst wären wir nicht zu Ihnen gekommen.«
»Heikle Sache« scheint ihr zu gefallen, sie hat eindeutig die Ohren gespitzt. »Ich arbeite beim ›Magazin‹«, rede ich weiter und drücke ihr gleichzeitig eine Visitenkarte in die Hand, »und momentan bin ich hinter einer ziemlich brenzligen Sache her, bei der ich professionelle Hilfe brauchen könnte. Frau Krajner« – ich zeige auf Vesna – »könnte bei Ihnen anheuern und gemeinsam mit Ihrem Team arbeiten, sie hat einschlägige Branchenerfahrung.«
Vesna lächelt. »Um ehrlich zu sein, ich bin als freie Mitarbeiterin in einem anderen Privatdetektivbüro, aber ich überlege zu wechseln, wenn alles passt.«
»Sieh an.« Jetzt haben wir die Aufmerksamkeit der Sekretärin. »Wo?«
»Sie werden verstehen, dass ich das jetzt noch nicht sagen kann«, erwidert Vesna, »Diskretion.«
»Unser Chef muss in einer halben Stunde wieder da sein, wenn er nicht aufgehalten wird«, sagt die Sekretärin.
»Wir könnten warten«, schlage ich vor.
Während die Sekretärin unsicher im Kalender hin und her blättert, nimmt Vesna unbemerkt einen schmalen Zettel vom Tisch und steckt ihn ein.
»Wo ist die Toilette?«, fragt sie.
Die Sekretärin weist ihr den Weg. Was hat Vesna vor?
»Ich fürchte, er hat wenig Zeit«, sagt die Sekretärin. »Kenne ich Sie nicht von irgendwo?«
»Vielleicht, ab und zu bin ich mit Bild im ›Magazin‹, ich habe einige Kriminalfälle aufgedeckt«, protze ich.
»Ja dann …«
Das Telefon läutet, die Nebenstellenanlage blinkt. Die Sekretärin sieht von mir zum Telefon und sagt: »Würden Sie mich für einen Moment entschuldigen? Da hat jemand direkt zum Chef durchgerufen.«
Sie steht auf und geht eilig den Gang hinunter. Was soll ich tun? Vesna ist noch nicht zurück. Vielleicht war der Zettel ein internes Telefonverzeichnis. Dann ist sie es, die angerufen hat, richtig vermutend, dass die Sekretärin lieber nicht neben mir abheben will. Sie wird versuchen, die Sekretärin hinzuhalten. Ich bin für solche Aktionen nicht geschaffen. Mein Herz klopft bis zum Hals, ich stehe auf, schleiche zur Tür, keine Sekretärin zu sehen. Schnell: Wo kann sie die Rechnungen abgelegt haben? Ich öffne einen Schrank, Ordner mit Buchstaben auf dem Etikett. H wie Hofer, aber da sind offenbar nur die Akten zu vergangenen Fällen drin. Jahreszahlen zwischen 1998 und 2004. Ich brauche die Rechnung, sonst nichts. Nächster Schrank. Ordner mit Daten auf dem Rücken. Ich nehme den aktuellsten. Rechnungen. Sie sind chronologisch geordnet, aber da ist keine dabei, die auf Hofer lautet. Verdammt. Meine Hände schwitzen, sodass ich den Ordner beinahe fallen lasse. Soll ich doch im Computer …? Halt. Noch mal zurück, ich blättere, glaube etwas gesehen zu haben, kann mich auch getäuscht haben, höre Schritte. Hier ist sie: Rechnung von Investigations Unlimited – an Peter Königsberger. Ich kann das Blatt doch nicht einfach mitnehmen … Auf dem Gang höre ich Vesna in Überlautstärke auf die Sekretärin einreden, sie will mich warnen. Mein Mobiltelefon. Ich reiße es aus der Tasche, Fotofunktion, ich drücke ab. Ich habe keine zweite Chance, es muss geklappt haben. Ich stopfe den Ordner zurück, und die beiden betreten den Raum, bevor ich mich wieder hinsetzen kann.
»Hübsches Büro«, sage ich. Hoffentlich hat sie nicht bemerkt, wie ich den Aktenschrank geschlossen habe.
»Danke«, sagt die Sekretärin.
»Ich denke, wir können doch nicht mehr warten«, murmle ich und sehe auf die Uhr. »Sie haben ja meine Karte, Ihr Chef soll mich anrufen.«
»Ja, wenn Sie meinen …«
»Herzlichen Dank«, lächelt Vesna und strebt schnell Richtung Ausgang. »Vielleicht sind wir ja bald so eine Art Kollegen.«
Still und unauffällig gehen wir die Stufen hinunter, nur vielleicht etwas rascher als sonst. Ich nicke Vesna zu. Sie hebt begeistert ihren Daumen. Ich habe nicht den ganzen Text lesen können, ich hoffe, das Foto ist etwas geworden. Nachdem wir um die Straßenecke gebogen sind, rennen wir zum Auto, ich sperre auf, wir springen hinein, ich fahre einige Blocks weiter und parke.
»Es gibt eine Rechnung für die Beschattung von Gerda Hofer, allerdings …«
»Was ist mit ihr? Hast du sie?«
»Allerdings lautet sie auf Peter Königsberger. Und mitgenommen habe ich sie nicht, aber fotografiert. Mit dem Mobiltelefon.«
»Auf Peter Königsberger …«, sagt Vesna nachdenklich. »Das geht auch. Darüber hat Zwerzl mit unserer
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