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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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fährt fort: »So hat es zum Beispiel eine ausgezeichnete Diplomarbeit einer Studentin über die Selbstbefriedigung der Frau im Lauf der Zeiten oder so gegeben, das darf doch nicht wieder alles zum Tabu werden. Ich meine, wir leben in einer aufgeklärten Zeit. Es ist höchste Zeit für eine Story über dieses so sträflich vernachlässigte Gebiet der Sexualwissenschaft, und vielleicht kann man ja auch Auszüge aus dieser Diplomarbeit publizieren.«
    Ich lächle ihn an: »Wenn es um Sexualwissenschaft geht, mache ich die Reportage gern.«
    Der Chefredakteur stottert, natürlich gehe es darum, worum sonst? Und es sei sehr nett, dass ich mich anbiete, mich dieses heiklen Themas anzunehmen, aber ich hätte doch mit dem Terror und dem dritten Teil der Fitnessreportage ohnehin so viel zu tun. Er finde, das sei ein Thema für Ed. Der Chronikredakteur grinst von einem Ohr zum anderen, als hätte er eine Goldmedaille gewonnen.
    »Kann es sein, dass es in der Story eher um Sex als um Wissenschaft gehen soll?«, frage ich.
    Der Chefredakteur blickt unschuldig in die Runde. »Um Sexualwissenschaft eben, und ich bin mir sicher, dass das sehr viele Menschen interessiert.«
    Mein Mobiltelefon vibriert. Als ob ich in der Schulbank säße, ziehe ich es verstohlen unter dem Block hervor: ein SMS von Vesna. »Peter hat mit G. gestritten, habe Idee, komme zu Türken sobald du wegkannst.«
    »Mich braucht hier ohnehin keiner mehr, oder?«, frage ich den Chefredakteur. »Ich habe einen wichtigen Termin.«
    Er sieht mich erstaunt an. Dass ich so schnell klein beigebe, kennt er von mir nicht. »Ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch, ich finde, Ed sollte auch einmal die Chance zu einer großen …«
    »Gar kein Problem«, lächle ich. Besser, ich muss mich nicht mit dem Chefredakteur darüber streiten, wie spekulativ eine Reportage über Sexualwissenschaft sein darf. Ich stehe auf und verlasse das Sitzungszimmer. Selbst Droch sieht neugierig hinter mir drein.
    Vesna sitzt am Tisch hinten im Eck.
    »Woher weißt du, dass es Peter war?«, frage ich sie.
    »Ganz einfach: Ich bin ins ›Magazin‹-Gebäude gegangen und habe eine Geldtasche mitgenommen. Dann habe ich bei Empfang gesagt, ich war gestern da und habe eine Geldtasche gefunden, kann gut sein, sie gehört einem Mann, den ich kurz vorher gesehen habe, und ich glaube, ich kenne ihn aus dem ›Magazin‹. Ich habe um alte ›Magazin‹-Ausgabe gebeten, von dir weiß ich ja, wann die Reportage über die Drehbuchschreiber erschienen ist, habe auf Peter Königsberger gedeutet und gemeint, das könnte der Mann sein. Ist er da? Wenn sie ihm gehört, will ich ihm Geldtasche zurückgeben.«
    »Und?«
    »Sie hat das Bild angeschaut und hat dann in der Garage angerufen. Da muss es einen Hausarbeiter geben oder so etwas.«
    »Ja, Onkel Hans, so nennen ihn alle.«
    »Und dann ist der gekommen und hat gesagt, ja, der war gestern da, er wollte nur etwas abgeben in der Fotoredaktion, deswegen hat er ihn in Garage fahren gelassen, das war so zirka um 18 Uhr. Sie haben gefragt, ob sie Kontakt herstellen sollen. Dann habe ich gesagt, danke, um den Rest kümmere ich mich selber, und ich bin schnell davon, bevor sie noch in der Fotoredaktion anrufen.«
    »Gar nicht übel«, staune ich.
    »Ist eine Kleinigkeit, Routine«, erwidert Vesna. »So etwas geht meistens.«
    »Und wenn sie Gerda etwas davon erzählen?«
    »Auch egal, denn Hauptsache, wir wissen jetzt, dass es Peter war, mit dem sie gestritten hat. Aber es kommt noch besser: Ich habe nachgedacht über Rechnung, die sie beide angehen kann: Entweder sie planen ganz geheim eine gemeinsame Zukunft, also eine Wohnung oder so etwas, oder es ist die Detektivrechnung.«
    »Gerda hat auch einen Detektiv?«
    »Nein, das lauft anders. Wenn sich herausstellt, dass jemand betrogen hat, muss er die Kosten für den Detektiv tragen, der es herausgefunden hat. Das ist so bei Vermögensdelikten und auch bei Ehebruch. Der, der aus Verschulden geschieden wird, muss Detektivkosten zahlen. Damit werben Detektivbüros sogar.«
    »Wie bitte? Zuerst lässt man jemandem nachspionieren, und dann brummt man ihm auch noch die Detektivkosten auf?«
    Vesna sieht leicht beleidigt drein, offenbar hat sie bei aller Skepsis doch schon einiges von ihrer neuen Branche angenommen. »Ist so. Wenn der Einsatz gerechtfertigt war. Wenn jemand glaubt, dass der Ehepartner fremdgeht und zu einen Detektiv kommt, dann sagt ihm der, dass er wahrscheinlich die Kosten der Ermittlungen gar nicht

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