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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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tragen muss, sondern eben der untreue Ehepartner. So nimmt man leichter einen Detektiv. Ist ja nicht billig.«
    »Und wenn der Verdacht nicht begründet war?«
    »Dann muss Auftraggeber selbst zahlen.«
    Ich überlege. Dass Gerda nach der Scheidung auch noch die Rechnung für den Detektiv bekommen hat, könnte das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Ich ziehe den Zettel mit meinen Notizen aus der Tasche. »Das würde auch erklären, warum sie gesagt hat: ‹… wegen der Rechnung, aber die halten dicht‹.« Das Detektivbüro hält nach außen hin dicht, das ist anzunehmen. Das Detektivbüro heißt Investigations Unlimited, das wissen wir von Gerda. Für einen Moment stutze ich. Ist es fair, Nachforschungen anzustellen, die sich auch gegen sie richten können? Andererseits hat sie uns eine Menge verschwiegen. »Glaubst du tatsächlich, er war imstande, Gerda auch noch die Detektivkosten zu verrechnen?«
    »Glaube ich sofort«, erwidert Vesna. »Jetzt müssen wir nur mehr an die Rechnung kommen. ›Investigations Unlimited‹ klingt nur groß, ist aber nicht viel größer als Zwerzl & Co., bloß andere Philosophie. Mit Internet-Auftritt, wo gleich auf erster Seite damit geworben wird, dass der Täter Kosten übernehmen muss. Ich habe mir gedacht: Ich kann so tun, als will ich bei ihnen arbeiten, dann stöbere ich in unbemerkter Minute in Aktenschrank, finde die Rechnung, wir wissen, dass wir richtig gedacht haben und von wann sie ist.«
    »Jetzt bist du in einem alten Film«, hole ich Vesna zurück. »Anstelle der Aktenschränke gibt es heute Computer, und im Computer eine bestimmte Rechnung zu finden …«
    »Dann probieren wir es gemeinsam, eine kann ablenken, andere kann schauen. Die meisten Rechnungen sind auch in einem Ordner, zumindest bei Zwerzl ist das so. Jetzt ist gegen Mittag, eine gute Zeit, da sind die meisten essen oder unterwegs.«
    Ich überlege, wie wir uns vorstellen könnten. Am besten, man bleibt möglichst knapp neben der Wahrheit. Ich könnte ja sagen, dass ich an einer sehr heiklen Reportage arbeite und unter Umständen professionelle Hilfe brauche, und ich will das mit dir, aber nicht mit Zwerzl & Co. machen, du könntest dir vorstellen, zu ihnen zu wechseln – bei den richtigen Bedingungen.«
    »Klingt gut«, stimmt Vesna zu.
    Investigations Unlimited ist in einem Wohnhaus aus den Siebzigern untergebracht, billige Wohn- und Bürogegend knapp vor dem Gürtel, im selben Haus befinden sich der Verband der Diätassistentinnen, ein Baubüro, ein Verlag namens Flora, von dem ich noch nie gehört habe. Unauffälliger geht es wirklich nicht. Wir läuten nicht beim Detektivbüro, sondern beim Verband der Diätassistentinnen. Ohne Rückfrage summt es, die Haustüre geht auf. Das Stiegenhaus ist eng, es hat die typischen billigen Granitstufen, hier müssen auch Privatwohnungen sein, es riecht penetrant nach gekochtem Karfiol. An den Fenstern Topfpflanzen, sie wirken wie aus vergangenen Jahrzehnten übrig geblieben: Sanseverien, Gummibäume.
    Im zweiten Stock dann ein rotes Schild mit weißer Schrift: »Investigations Unlimited«.
    »Lass mich machen«, sagt Vesna.
    »Ich bin die mögliche Auftraggeberin«, erwidere ich.
    »Okay, aber Eintritt mache ich.«
    Ich nicke, obwohl: läuten kann ich gerade auch noch.
    Vesna läutet, sieht hinauf zu einer kleinen Kamera.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragt uns eine Stimme.
    »Ich habe vielleicht einen Auftrag für Sie«, antworte ich rasch, und die Türe schnappt auf. Ein schmaler Wohnungsgang, unmöbliert. Fünf Türen, aus der ersten kommt eine dickliche Frau in unserem Alter, sie sieht besorgt drein. »Es ist niemand da, alle sind unterwegs, tut mir leid, ich kann Ihnen nur einen Termin geben.«
    »Alle sind unterwegs?«, lächle ich. »Und was ist mit Ihnen? Sie sind ja auch jemand.«
    Der Blick der Frau hellt sich etwas auf. »Ich bin aber nur die Sekretärin.«
    Perfekt, in ihr Zimmer wollen wir, aber wie sollen wir sie ablenken?
    Vesna strahlt. »Das trifft sich gut, weil was wir wollen … da ist es gut, zuerst mit Sekretärin zu reden, die kennt sich am besten aus.«
    »Na ja«, sagt die Sekretärin und sieht wieder etwas verschlossener drein, sie arbeitet nicht von ungefähr in einem Detektivbüro.
    »Also, es geht um Folgendes«, setze ich an.
    »Ich sehe mal nach, wann der Chef Zeit hat«, unterbricht sie mich.
    »Ja, bitte«, sage ich und folge ihr ins Büro. Natürlich, ein Computer. Bevor sie noch nachsehen kann, rede ich weiter. »Und bestellen

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