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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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wir gedacht haben. Dr. Hofer hat ihm die Rechnung über die Detektivkosten zuschicken lassen. Sie dürfte einen Tag vor dem Mord angekommen sein.«
    »Dieser Hofer hat nichts ausgelassen, um sich Feinde zu machen.«
    »Aber nur privat, als Arzt scheinen ihn alle geliebt zu haben.«
    Ich koste die Masse. Schmeckt gut. Ich will eine Probe machen und fülle zwei Esslöffel des Kartoffel-Trüffel-Pürees in eine kleine Silikonform. Jetzt drei Minuten in die Mikrowelle. Oskar soll in der Zeit, in der ich die Aufläufe zubereite, mit seiner Mutter ja angeregt plaudern: Die Küche geht in den großen offenen Wohnraum über, und der Gebrauch der Mikrowelle ist manchen noch immer verdächtig, kann gut sein, dass Hofratswitwen für diese praktischen Strahlen nicht viel übrig haben.
    Ich deute auf den Esstisch, der nahe der Glasfront zur Dachterrasse steht.
    »Ich gehe ja schon«, sagt Oskar, »ich hätte nur noch gerne gewusst …«
    »… wie der Kartoffel-Trüffel-Auflauf schmeckt.«
    »… ob Angelika von dieser Detektivrechnung weiß.«
    »Wir haben es noch niemandem gesagt, wir wollten niemanden aufschrecken, Wissensvorsprünge soll man nützen.«
    »Aber eigentlich recherchiert ihr jetzt gegen Gerda. Obwohl sie Vesna bezahlt.«
    »Wir wollen herausfinden, was wirklich passiert ist. Das war von Anfang an ausgemacht. Und wenn sie geglaubt hat, wir sind zu dumm, um hinter ihre Lügen zu kommen, dann geschieht ihr recht. Wobei …« Ich schäle nachdenklich eine große Zwiebel. »Wobei ich nach wie vor nicht glaube, dass sie es war. Aber wenn ich den Streit bei der Tiefgaragentüre richtig deute, dann verdächtigen sie sich gegenseitig oder haben den Verdacht, dass sie der jeweils andere verdächtigt.«
    Die Mikrowelle klingelt, ich nehme den Auflauf mit einem Topflappen heraus, er ist flaumig geworden und ein wenig aufgegangen, gerade so, wie es sein soll. Ich stürze ihn, und bevor Oskar gierig hingreifen kann, sage ich: »Eine Minute warten!«
    Er zuckt zurück.
    »Was machst du da?«, fragt er und deutet auf die Zwiebel.
    »Orangen-Muskat-Chutney.«
    »Das auch noch. Das ist viel zu viel.«
    »Sie soll wenigstens sehen, dass ich kochen kann.«
    Oskar lacht und kostet den Auflauf. »Wunderbar«, lobt er.
    Ich koste auch und finde, er ist noch ein wenig zäh. Ich gieße etwas Obers zur Masse und mixe noch einmal durch.
    Oskar deckt den Tisch, während ich die Zwiebel in wenig Olivenöl anschwitze, gewürfelten Muskatkürbis beifüge, eine Bio-Orange schäle, filettiere und in Stücke schneide. Kürbis und Zwiebel mit weißem Balsamico-Essig und Prosecco ablöschen, einen halben Sternanis dazu, etwas Zimt, Salz, Chiliflocken – davon nehme ich deutlich weniger als sonst, damit seine Mutter nicht Feuer speit, für mich ist sie ohnehin nahe am Drachen. Mira, sei fair, sie ist ausgesprochen liebenswürdig und war immer freundlich zu dir. Nun gut, bis auf das eine Mal, wo sie dich gefragt hat, warum du als Journalistin arbeitest, anstatt deine »gute juristische Ausbildung« zu nützen. Und das andere Mal, wo sie mir nahegelegt hat, mich doch etwas »weiblicher« zu kleiden. Sie hat es sicher nur gut gemeint. Kürbis bissfest dünsten.
    Ich erzähle Oskar von Philipps Behauptungen, und er meint, man solle Sechzehnjährige nicht unterschätzen.
    »Hast du jemals einen sechzehnjährigen Mörder erlebt?«, frage ich.
    »Habe ich nicht, aber eine siebzehnjährige Mörderin. Sie hat ihren Vater erstochen. Er hatte sie …«
    »… missbraucht?«
    »Nein, nicht fortgehen lassen am Abend. Alle sagten, er war ein sehr guter Vater. Und sie war völlig unauffällig.«
    »Wer weiß, was sich intern abgespielt hat.«
    »Ja. Was ist übrigens mit seiner Schwester?«
    »Die will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.«
    »Aber sie hat damit zu tun.«
    Stimmt, und auch sie hat ein Motiv, zumindest in gewisser Weise. Um sie haben wir uns kaum gekümmert. Ich koste einen Kürbiswürfel, gerade richtig, aber die Flüssigkeit ist trotzdem ganz schön scharf geworden. Jetzt noch 31-Gelierzucker und die Orangenstücke dazu, zu einem guten Chutney gehören die Eigenschaften: süß, sauer, scharf. Kurz aufkochen lassen, fertig. Ich werde es kalt servieren, lauwarm ist es mir zu flüssig. Umfüllen, ab in den Kühlschrank. Er wird es schon aushalten, wenn das Chutney noch ein wenig dampft.
    »Willst du wirklich die großen Kerzenleuchter auf den Tisch stellen?«, frage ich mit einem kritischen Blick. Das erscheint mir doch ein wenig zu

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