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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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zäh, sie fängt sich schneller als Oskar, lächelt und sagt: »Gratulation! Ich fürchte, mein Taxi wartet.« Sie küsst Oskar, gibt mir die Hand. »Und noch einmal herzlichen Dank für den schönen Abend« – und weg ist sie.
    Wir sehen einander an.
    »Hat sie es mitbekommen?«, will ich wissen.
    »Und ob«, sagt Oskar.
    »Und?«, frage ich.
    »Sie denkt nach.«
    »Du hast ja den Mund nicht aufgemacht«, verteidige ich mich.
    »Es hat sich … einfach nicht ergeben«, verteidigt sich Oskar.
    »Wenn du willst, können wir die ganze Sache immer noch abblasen«, schlage ich großzügig vor.
    »Warum?«
    »Ähh, nur wenn du willst«, murmle ich.
    Jetzt endlich schließt er die Wohnungstür. »Ich will nicht. Und wenn sie etwas dagegen hätte, hätte sie es gesagt.«
    Das nenne ich eine kühne Interpretation.
    Wir räumen zusammen, und jetzt kommt bei mir der Appetit erst so richtig. Bei Oskar scheint das ähnlich zu sein, und so essen wir noch eine lauwarme Entenbrust, eine Menge Chutney und viel zu viele Petits Fours.
    Erst bevor wir schlafen gehen, sehe ich auf mein Mobiltelefon. Das Display ist schwarz. Es kann doch nicht schon wieder der Akku leer sein. Ich habe ihn heute erst geladen.
    »Ich fürchte, mein Telefon ist hinüber«, rufe ich Oskar zu. Er steht in der halb geöffneten Glastür und schaut zu den Sternen. Woran denkt er? – Und wer bin ich, dass ich alles über ihn wissen will?
    »Nein«, sagt er dann, »ich habe es ausgeschaltet.«
    »Du hast was?«
    »Na ja, ich wollte nicht, dass eine deiner seltsamen Schützlinge während des Essens anruft und du dann entweder verschwindest oder ewig lange telefonierst und meiner Mutter anschließend etwas über strittige Scheidungen, offene Beziehungen, verdächtige Kinder oder auch bloß einen seltsamen Chefredakteur erzählst.«
    »Ich habe keine Schützlinge, wie du es nennst, und sie sind schon gar nicht seltsam.«
    »Weiß ich ja«, sagt er beschwichtigend, »aber ich bin mir eben nicht sicher, wie meine Mutter das sehen würde …«
    Ich schalte es ein. Eine SMS von Vesna. »Höre sofort Mailbox ab.« Sie hat die Nachricht kurz nach sieben geschrieben. »Du hast mein Telefon abgedreht, als deine Mutter noch gar nicht da war.«
    »Das hat sich gerade so ergeben. War etwas Wichtiges?«
    Er scheint nicht zu begreifen, dass das ein völlig unzulässiger Eingriff in meine Privatsphäre ist.
    Ich habe jetzt aber keine Zeit zu streiten, ich drücke die Taste für die Mobilbox. Drei Nachrichten.
    Vesna, 19.12 Uhr: »Vesna da, also: Es ist nicht wahr, dass Peter die ganze Zeit daheim war. Er ist joggen gegangen, und jetzt kommt es: Das war kein normales Joggen. An einer Ecke hat er sich mit Dr. Hofer getroffen. An der Ecke ist Trafik. Ich bin seine ganze übliche Laufstrecke abgeklappert und habe gefragt, ob ihn jemand gesehen hat. Gesehen haben ihn übrigens drei, aber Trafikant hat mir erzählt, dass er mit Dr. Hofer gestritten hat, dann ist er zu ihm ins Auto gestiegen. Dr. Hofer wollte das nicht, aber Peter hat sich durchgesetzt. Sie sind weggefahren. Zeitpunkt passt. Damit ist auch klar, dass Philipp gelogen hat. Dr. Hofer kann nicht gleichzeitig da und dort sein. Trafikant ist bereit, auszusagen bei Polizei. Jetzt ist die Frage: Wann sagen wir, was wir wissen? Oder sollen wir zuerst Peter Königsberger konfrontieren? Melde dich!«
    Vesna, 21 Uhr: »Bitte melde dich endlich, Mira Valensky.«
    Vesna, 22 Uhr: »Was ist los? Geht es dir gut? Brauchst du Hilfe?«
    Ich gehe zu Oskar hinaus auf die Terrasse und will ihm sagen, dass ich so eine Aktion kein zweites Mal erleben möchte. Und ihm erzählen …
    Bevor ich aber noch loslegen kann, nimmt er mich in die Arme und sagt: »Willst du meine Frau werden?«
    Und ich sage: »Ich hab dich lieb«, will nur mehr sanften Tadel über vereinnahmende Verhaltensweisen äußern, doch er küsst mich und legt mir etwas in die Hand.
    »Nachdem ich weiß, dass Ringe nicht deins sind, schenke ich dir das hier. Damit kannst du machen, was du willst, Kette, Ring, Ohrring, Armreifen – oder einfach nur hin und wieder anschauen.«
    Ich öffne die Hand und sehe einen kleinen, funkelnden Stein. Ich kenne mich da nicht so aus, aber für einen Diamanten scheint er mir ganz schön groß zu sein. Ist eben alles relativ.
    Relativ eilig habe ich es am nächsten Morgen. Durch diese Gerichtstermine ist Oskar das Frühaufstehen deutlich mehr gewohnt als ich. Außerdem habe ich in der Nacht, ziemlich spät, nachdem Oskar zufrieden eingeschlafen

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