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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ich: »Whiskey, irischen.«
    »Her damit.«
    Ab und zu erstaunt mich der Typ.
    Ich hole die Flasche, mein Wasserkännchen, zwei Gläser und schenke nicht zu knapp ein. Er prostet mir zu, ich versuche wieder zu grinsen und bin mir nicht sicher, ob meine Wange reißt.
    »Ich nehme einmal an, Sie haben mir eine ganze Menge verschwiegen«, sagt er nach einem großen Schluck.
    Da läutet es wieder.
    »Vesna«, sage ich, und er seufzt.
    Eine Stunde später weiß Zuckerbrot von der Detektivrechnung, davon hat die Polizei tatsächlich nichts erfahren, und ich habe so gesehen wohl Glück, dass ich lädiert bin. Normalerweise zetert er etwas von Unterschlagung von Beweismitteln. Meine Cuts stimmen ihn deutlich milder.
    Ich versuche ihm genug Whiskey einzuschenken, damit er uns mehr über den genauen Tathergang erzählt, aber er ist leider ziemlich trinkfest.
    »Wir waren beim Steinbruch«, erzähle ich. »Und wir haben uns gedacht, theoretisch hätte man ja auch von der obersten Kehre einen Stein auf die darunter werfen können. Dr. Hofer hätte nicht einmal jemanden bemerkt, bevor er getroffen wurde.«
    »Theoretisch ja«, sagt Zuckerbrot und wechselt das Thema: »Wer hat Sie niedergeschlagen?«
    Ich schüttle vorsichtig den Kopf, das geht schon besser als vor einer Stunde. »Keine Ahnung, das habe ich schon Ihren Kollegen gesagt.« Die Sache mit dem Drohbrief behalten wir lieber für uns.
    »Sagen Sie nicht, dass das nichts mit dem Arztmord zu tun hat«, meint Zuckerbrot. »Oder stecken Sie noch in einem anderen Schlamassel?«
    »Ich stecke in gar keinem Schlamassel«, erwidere ich hoheitsvoll und denke mir, vielleicht abgesehen von der Hochzeit. »Ich glaube … irgendjemand wollte mir einen Denkzettel verpassen. Und er hat miaut, um mich anzulocken. Es kann also jemand sein, der weiß, dass ich eine Katze habe und mir Sorgen mache, wenn ich sie unten im Hof vermute, oder jemand, dem einfach nichts Besseres einfällt.«
    Zuckerbrot nickt. »Die Glühbirne im Innenhof ist aus der Fassung geschraubt worden. Es war also keine ganz spontane Aktion.«
    »Wenn Sie sagen, das mit Stein von oben war nur theoretisch … wie war es dann praktisch?«, hakt Vesna nach. Außer karibischem Rum mag sie keine harten Getränke, also trinkt sie Saft und ist stocknüchtern.
    »Okay«, seufzt Zuckerbrot, »man hat ihn gegen die Felswand gestoßen, oder er ist ausgerutscht, aber dann wäre er wohl nicht mit solcher Wucht aufgeschlagen. Er hat sich das Genick gebrochen. Blut hat es nicht viel gegeben, der Täter oder die Täterin hat die Stelle einfach mit Geröll bedeckt, danach hat es zu regnen begonnen, aber auch der Regen kann nicht alle Spuren wegwaschen.«
    »Warum hat man ihn stattdessen nicht hinuntergestoßen?«, fragt Vesna.
    Zuckerbrot seufzt. »Darüber denken wir auch nach. Vielleicht wollte man ihn gar nicht töten. Vielleicht wollte man aber auch auf Nummer sicher gehen, dass er den Absturz nicht überlebt. Jedenfalls ist klar, dass die Detektivrechnung Gerda Hofer zusätzlich verdächtig macht. Sie profitiert vom Tod ihres Exmannes, und sie hatte allen Grund, wütend auf ihn zu sein.«
    »Ist sie körperlich in der Lage, ihn mit solcher Wucht an die Felswand zu stoßen?«, werfe ich ein.
    »Sie trainiert, das haben Sie mir selbst erzählt. Und wenn ihr Exmann darauf nicht gefasst war, unglücklich fällt … sicher, das geht schon. Außerdem wissen wir ja nicht, was sie vorgehabt hätte, falls Plan eins nicht klappt und er bloß verletzt ist. Noch eins mit einem Stein drauf, einer anderen Waffe, der vorgetäuschte Autounfall, den sie dann ja auch durchgezogen hat.«
    Über Peter Königsberger will ich mit ihm so wenig wie möglich reden. Dass er die Rechnung bekommen hat, haben wir erzählt, nicht aber, dass Vesna einen Trafikanten ausfindig gemacht hat, der eine Menge Interessantes über den Drehbuchautor und den Arzt zu erzählen weiß. Einen kleinen Vorsprung wollen wir behalten, viel ist es ohnehin nicht. Im »Magazin« macht es sich besser, wir lösen den Mordfall, als wenn die Polizei es tut, eine Pressekonferenz gibt und alle Journalisten mit einem Mal auf demselben Wissensstand sind. Es ist ohnehin erstaunlich, dass noch nichts von dem Fall durchgesickert ist. Aber zuerst hieß es eben »Selbstmord«, das interessiert unsere Kriminalberichterstatter wenig. – Was tun wir, wenn es tatsächlich Gerda war? Wie soll ich im »Magazin« über die »Magazin«-Fotografin und Mörderin berichten? Unser Chefredakteur hätte,

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