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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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anderthalb Meter unter dem Dachfenster. Sie würde sanft landen.
    Eine taktische Weste war praktisch, weil man alles, was man unter Umständen brauchte, darin verstauen konnte, aber sie war eine Katastrophe, wenn man damit klettern musste. Auf dem Weg nach oben war das Ding ständig irgendwo hängen geblieben, und auch jetzt musste Joyce sich, um genügend Freiraum zu bekommen, ein Stück vom Fensterrahmen wegdrücken. Sie balancierte auf dem Rand und ließ erst das eine, dann das andere Bein nach unten.
    Dann verlor sie das Gleichgewicht. Sie taumelte durch die Öffnung und landete mit einem harten Knall auf dem Bett. Es federte gar nicht, wie eine Matratze es eigentlich tat.
    Joyce hatte noch gar nicht recht begriffen, dass es sich um ein Wasserbett handelte, als sie bei den Schultern gepackt und vom Bett gezerrt wurde. Sie wollte ihren Bedränger abwehren, reagierte jedoch vor Schreck nicht schnell genug und wurde kräftig gegen die Wand geschleudert. Rücken und Hinterknopf knallten mit voller Wucht dagegen. Es presste ihr allen Sauerstoff aus der Lunge. Sie kam nicht dazu, sich zu erholen. Ein Schlag in den Magen, ihr wurde schlecht, sie klappte zusammen.
    Eine kräftige Hand umschloss ihren Hals, zog sie hoch und drückte sie gegen die Wand. Eine andere Hand durchsuchte blitzschnell ihre Weste. Tränengas, P5 und Messer landeten auf dem Boden in einer Ecke, weit außerhalb ihrer Reichweite.
     

60
     
    Der Abend brachte eine klamme Kälte mit sich, die ihm unter die Kleidung kroch und sich nach und nach in seinen Muskeln einnistete. Maier spürte sie kaum. Wie eine Statue stand er da und spähte durch das Loch in der Holzplatte, während seine Sorgen mit jeder Sekunde größer wurden.
    Es war fast zehn nach halb sieben, und er hatte noch immer keine SMS von Joyce erhalten. Kein Lebenszeichen. Nichts.
    Gerade war ein junges Ding nach draußen gekommen, blond und in Arbeitskleidung, was in ihrem Fall hochhackige Schuhe und kurzer Rock bedeutete. Darüber ein dünner, im Wind flatternder, glänzender Trenchcoat. Sie war in einen japanischen Kleinwagen gestiegen, vermutlich ein Cuore, und davongefahren.
    Danach hatte sich nichts mehr ereignet. Von einzelnen Fahrradfahrern abgesehen, lag die Straße komplett verlassen da. Aber möglicherweise war das bloßer Schein.
    Sollte er hier stehen bleiben und auf eine SMS warten, die vielleicht nicht kam? Wenn Joyce nun abgerutscht war, sich gerade noch mit den Fingerspitzen an der Dachrinne festkrallte und inbrünstig hoffte, dass er entgegen der Abmachung doch nach dem Rechten sehen und ihr zu Hilfe kommen würde? Oder noch schlimmer: Wenn sie aufgegriffen worden war und jetzt da drinnen von diesen Ganoven in die Mangel genommen wurde?
    Es gab noch eine Möglichkeit, und die durfte er nicht ausschließen: Was, wenn sie ihn aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz auf ganz ordinäre Weise in die Falle locken wollte? Dann war es erst recht keine gute Idee, hier wie der erstbeste Idiot weiter herumzuhängen.
    Viertel vor sieben. Unruhig kaute er auf seiner Wange. Nein, verdammt. Er hatte genug von diesem Getue.
    Maier zog seine Jacke aus, rollte sie fest zusammen und stopfte sie ins Hauptfach seines Rucksacks. Holte dann die Biwakmütze aus der Seitentasche seiner Hose, zog sie über und zupfte daran herum, bis er freie Sicht hatte. Prüfte, ob seine P226 noch im Schulterholster steckte. Das war der Fall. Zum Schluss schnallte er sich den Rucksack auf.
    Wenige Minuten später war er draußen auf der Straße, ging zwischen zwei geparkten Autos in die Hocke und spähte zum Bordell hinüber. Er konnte nichts erkennen. Nicht einmal, ob drinnen Licht brannte, konnte er ausmachen, wegen der schwarz gestrichenen Holzplatten vor den Fenstern.
    Vorsichtig kam er zwischen den Autos hervor und überquerte die Straße. Rechts von dem Gebäude, ein Stück zurückversetzt, befand sich eine Mauer mit einem Tor. Dem Unkraut nach zu urteilen, das davor wuchs, wurde es kaum benutzt. Den Rücken an das Tor gedrückt, hielt Maier die Luft an. Versuchte, aus dem Bordell irgendein Lebenszeichen aufzufangen.
    Was er hörte, kam aber nicht aus dem Haus, sondern aus einiger Entfernung. Er spitzte die Ohren und hielt die Luft an. Das leise Brummen eines Dreizylinder-Benzinmotors näherte sich schnell. Er erkannte es auf Anhieb. Es war die Blondine, die er vor einer guten halben Stunde hatte wegfahren sehen.
    Kurz bevor das Auto in die Straße einbog, legte er einen Sprint hin und tauchte zwischen der

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