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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Schnauze eines Opel Astra und der Anhängerkupplung eines Audi Kombis ab. Er verharrte in der Hocke, beugte den Kopf vor und atmete durch die Nase, um sich nicht durch die Kondenswolken seines Atems zu verraten.
    Der Cuore hielt etwa zwölf Meter von ihm entfernt an. Nachdem der Motor verstummt war, ging prompt eine Autotür auf und wieder zu. Er hörte das Klackern von Absätzen auf dem Pflaster. Sie war nicht in Begleitung.
    Als sie näher kam, hielt er den Atem an. Die Mantelschöße flatterten ihr um die langen, schlanken Beine. In jeder Hand trug sie zwei weiße Plastiktüten, aus denen ein intensiver Geruch aufstieg. Chinesisches Take-away.
    Er fasste seinen Entschluss gerade noch im letzten Augenblick, bevor sie die Tür erreicht hatte. Zog seine P226 aus dem Holster und war mit wenigen Schritten bei ihr. Erschrocken drehte sie sich um. Er hielt ihr mit der Hand den Mund zu und zeigte ihr die Pistole. Die Augen der Blondine wurden größer und flitzten zwischen der Waffe und seinem Gesicht hin und her.
    Er wollte ihr keine Angst einjagen, doch ihm blieb keine Wahl. Sie musste mitspielen, und er hatte keine Zeit, Rücksicht auf ihre Befindlichkeit zu nehmen.
    »Sprichst du Niederländisch?«
    Sie reagierte nicht. Stand bloß da wie erstarrt, die dünnen weißen Plastiktüten in den Händen.
    »Do you speak English?«
    Sie nickte, es war kaum zu sehen, aber er spürte es an der Bewegung unter seiner Hand.
    » You keep quiet, okay? Ich will dir nicht wehtun. Ich suche Susan Staal.«
    Sie reagierte nicht.
    »Es wird eine Frau bei euch festgehalten. Eine Niederländerin. Braune Haare. Sie heißt Susan. Sagt dir das etwas?« Er gab ihren Mund frei.
    Ihre Augen flitzten in alle Richtungen. Sie sagte kein Wort.
    »Na?«, ermahnte er sie.
    »She is here. «
    »Wo?«
    »Oben.«
    »Wo oben?«
    »Erste Tür rechts.«
    »Ich hole sie da raus. Und du wirst mir dabei helfen.«
    Sie schüttelte nahezu unmerklich den Kopf. »Das geht nicht. Das traue ich mich nicht, ich …«
    »Ich weiß. Du brauchst keine Angst zu haben. Wie viele Männer sind da drinnen?«
    »Einer.«
    Joyce hatte von dreien gesprochen. Sie war so gut wie sicher gewesen: Maxim Kalojew selbst, ein gewisser Ilja – ein Typ mit schwarzen Haaren – und ein Typ mit Irokesenschnitt und einem Schlangentattoo, der Pawel hieß.
    Drei, nicht einer.
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte ängstlich.
    »Wie heißt du?«
    »Lana.«
    »Okay, Lana. Hast du einen Schlüssel?«
    »Nein.«
    »Wie kommst du rein?«
    »Ich klingele.«
    »Wer macht die Tür auf?«
    Er sah, wie sie nachdachte. Sie hatte ein feines Gesicht mit dünner, dezent gepuderter Haut. Ihre hellen Augen waren kunstvoll geschminkt, mit schmalen schwarzen Linien darüber und darunter. Sie wirkte wie eine Porzellanpuppe.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, flüsterte er. »Hinterher bist du frei. Ich weiß, dass du mir jetzt nicht glaubst, aber du wirst schon sehen. Du kannst mir vertrauen, Lana … Jetzt sag, wer macht die Tür auf?«
    »Pawel«, sagte sie leise.
    »Der Typ mit dem Tattoo auf dem Arm, mit der Schlange?«
    Sie nickte.
    »Wo sind Maxim und Ilja?«
    Zwischen ihren Brauen bildeten sich tiefe Falten. Sie starrte an ihm vorbei ins Leere. Schluckte hörbar.
    »Ich hab dich was gefragt.«
    Nach langem Schweigen senkte sie den Blick. »Ich kann nichts sagen.«
    Sie war zu Tode verängstigt, das war mehr als deutlich. Sie brachte ihm nichts. Allenfalls konnte er über sie in das Haus gelangen.
    »Wie viele Frauen sind da drin?«
    »Fünf.«
    »Mit dir und Susan?«
    »Ja.«
    »Hunde? Habt ihr Hunde?«
    Sie schüttelte dezidiert den Kopf.
    »Okay, Lana. Du gehst jetzt zur Tür. Ich bleibe bei dir. Mach keine Dummheiten.«
    Sie drehte sich um und ging langsam auf die Haustür zu. Währenddessen holte Maier den Schalldämpfer aus der Tasche und schraubte ihn auf den Lauf. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Susan war da drinnen. Im ersten Stock, erste Tür rechts.
    Er musste zusehen, dass er so schnell wie möglich dort hinkam. Dass er Susan in Sicherheit brachte. Dass er bei ihr war.
    Das war das Einzige, was zählte.
    Er presste den Rücken an die Mauer und nickte der Blondine zu. »Klingeln«, flüsterte er.
    Sie hob den Arm und drückte mit einem zittrigen Finger auf den Klingelknopf. Sie hatte lange Nägel, fiel Maier auf. Lang und dunkel lackiert. Drinnen erklang ein Summton.
    Die Tür wurde quasi augenblicklich geöffnet. Die Blondine blieb zweifelnd draußen stehen, die Plastiktüten in den

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