Verschleppt
ausgestreckten Arm und biss ihn genau in dem Augenblick, als er abdrückte, kräftig ins Handgelenk.
Der plötzliche Schmerz ließ ihn aufbrüllen. Die 9-mm-Patrone verließ den schallgedämpften Lauf, streifte die Zwischentür und bohrte sich einen Sekundenbruchteil später wenige Meter entfernt in die Wand, neben dem lachsfarbenen Sofa. Die Kugel war auf ihrem Zerstörungskurs mit keinerlei menschlichem Gewebe in Berührung gekommen.
Reflexartig zog Maier seinen Arm zurück. Er versetzte der Frau einen Stoß, trat ein paar Schritte zurück und stolperte über Pawels Füße. Knallte mit seinem vollen Gewicht rückwärts auf den Terrazzoboden, während sein Hinterkopf mit voller Wucht gegen die Holzverkleidung schlug.
Schwarze Flecken und Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Ein Pfeifen erfüllte seine Ohren. Er versuchte, sich zu fangen, sein Koordinationsvermögen wiederzugewinnen. Instinktiv schloss er seine Faust fester um die Sig.
Nicht loslassen. Was immer auch geschieht.
Die Blondine hatte sich nicht abschrecken lassen. Sie stürzte sich auf ihn, wobei sie etwas Unverständliches kreischte und ihn wie besessen in Arm und Hand kratzte, bis sie bluteten. Ihre kleinen weißen Zähne bohrten sich in seinen Unterarm.
Maier fluchte und versetzte ihr mit dem linken Ellbogen einen heftigen Kinnhaken. Ihr graziler Körper erschlaffte augenblicklich. Stöhnend sank sie auf dem Fußboden in sich zusammen.
In den zwei Sekunden, die er gebraucht hatte, um sich der Frau zu entledigen, war sein Gegner ihm beängstigend nahe gekommen. Breitbeinig stand er vor ihm, wutschnaubend und entschlossen. Er holte aus, mit dem Baseballknüppel.
Maier täuschte eine Bewegung an, tauchte zur Seite ab, versuchte hastig, sich wieder aufzurichten, war aber nicht schnell genug. Das harte Eschenholz traf seine Schulter.
Er konnte seine Waffe nicht mehr halten. Die Sig wurde ihm aus der Hand geschleudert.
Der Knüppel traf ihn ein weiteres Mal, diesmal auf den Rücken, wo der Rucksack mit den beiden Jacken, seiner eigenen und der von Joyce, den Schlag zum größten Teil abfederte.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Ilja mit verbissener Miene sein Bein ausstreckte, um nach ihm zu treten. Blitzschnell drehte Maier sich um und trat ihm seinerseits gegen das Standbein.
Ilja stieß einen Schrei aus und stürzte seitlich gegen die Holzverkleidung.
Wie im Fieber kroch Maier über Pawels Leiche hinweg, streckte die Finger aus, langte nach dem Ende des Schalldämpfers und zog die Waffe näher zu sich heran. Bekam die Sig mit der Linken zu fassen, rollte sich zur Seite und spannte den Abzug.
Schoss. Schoss nochmals.
Der Kerl ließ den Knüppel fallen und blieb erschrocken stehen, mit großen Augen und vorgestreckten Händen. Sein Gesicht verzog sich zu einer ängstlichen Grimasse, er war eindeutig getroffen, an Schulter und Bauch, aber er ging nicht zu Boden. Wankend stützte er sich an der Wand ab.
Der dritte Schuss war lauter. Sehr viel lauter. Maier bekam Ohrensausen davon, die Türen vibrierten in ihren Rahmen.
Der Schuss war nicht aus seiner eigenen Waffe gekommen.
Ilja torkelte wie ein Betrunkener an der Wand entlang und kippte schließlich vornüber, sein Kopf landete auf Pawels Brust.
Die Stille, die darauf folgte, wurde lediglich durch das Dröhnen und Pfeifen in seinem eigenen Kopf übertönt.
Ungläubig schaute er auf seine Waffe. Er hatte nicht geschossen.
Noch ganz benommen rappelte er sich auf. Mit der Sohle seines Turnschuhs glitt er in der Erdnuss- oder Bamigoreng-Soße aus, was immer es war. Im Flur hing ein Geruch, von dem einem übel wurde, eine schreckliche Mischung aus warmem Fett, billigem Parfüm, Pulverdampf und Blut.
»Maier! Hier oben! Alles in Ordnung?«
Auf halber Treppe stand Joyce, die Walther P5 fest in der behandschuhten Faust. Die Biwakmütze hing schief auf ihrem Kopf. »Schnell, hier rauf!«, rief sie.
Sil strauchelte zwischen menschlichen Körpern und Behältnissen mit Take-away-Essen hindurch auf die Treppe zu und warf im Vorbeigehen einen Blick durch die offene Tür in das große Zimmer.
Drei junge Frauen saßen zu Tode verängstigt nebeneinander auf einem Sofa. Sie hielten sich an den Händen und sahen ihn schüchtern und respektvoll an. Rührten sich nicht vom Fleck.
Mit vorgehaltener Sig betrat er den Raum, schaute nach links, nach rechts, trat dann so kräftig gegen die Tür, dass sie mit einem Knall von der Wand zurückprallte. Es stand niemand dahinter. Mit schnellen Schritten ging er
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