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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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und Kopf frei. Jetzt konnte der andere jederzeit auf ihn losgehen, aber irgendwie glaubte Maier nicht, dass er es tatsächlich tun würde.
    Mit bebenden Händen zog der Mann die zweite Schublade auf. Sie enthielt eine lange Reihe von Hängeregistern mit kleinen Plastikschildchen.
    »Hier«, sagte Hesselbach, »diese ist es.« Er holte eine Mappe heraus und legte sie auf einen der grauen Schreibtische. Klappte sie auf und fing an, hastig darin zu blättern. Frisches Blut tropfte auf die weißen Seiten.
    Es waren Verträge.
    »Da«, sagte Hesselbach und deutete mit bebendem Finger auf das Papier. »Hier, dieser. Maria Maier.«
    Zwei Minuten.
    Maier beugte sich vor. Ließ den Blick über den Text wandern und landete schließlich bei dem Namen, gefolgt von einer Unterschrift. Er las ihn ein zweites Mal.
     
    S. H. FLINT, DOMAINE CAPITAINE DANJOU, 13114
PUYLOUBIER, FRANKREICH.
     
    Hesselbach stahl sich seitlich davon, wie eine scheue Krabbe, wobei er sich Mühe gab, möglichst wenig Geräusch zu machen.
    Maier registrierte es, war aber durch den Vertrag zu sehr in Beschlag genommen, um darauf zu achten.
    Kannte er jemanden namens Flint? Der in Frankreich lebte, und dann auch noch auf einem Landgut?
    Seine Blicke flitzten über das Formular. Ansonsten stimmte alles. Der Name seiner Mutter ebenso wie die Ortsangabe des Grabs. Er wiederholte sich den Namen: Flint. Er konnte nichts damit anfangen. Weder mit dem Namen noch mit der Adresse.
    Martinshörner. Er hörte sie jetzt ganz deutlich. In raschem Tempo kamen sie näher.
    Zeit zu gehen.
    Mit Mühe riss er seinen Blick von dem Formular los, rannte nach draußen, öffnete mit der Fernbedienung die Türen des Carrera und ließ sich in den ledergepolsterten Fahrersitz fallen.
    Kaum hatte er den Wagen angelassen und war auf die Straße gefahren, bog ein Polizeiwagen um die Ecke. Im Rückspiegel sah er das weiß-grüne Fahrzeug schräg auf dem Bürgersteig anhalten, genau vor dem Laden. Die Autotüren flogen auf, und zwei Polizisten sprangen heraus; der eine legte demonstrativ die Hand an sein Waffenholster. Ein zweiter Wagen kam fast im selben Moment mit gellender Sirene vor dem Gebäude zum Stillstand.
    Die Münchner Polizei nahm ihre Aufgabe ernst.
    Es schien ihm angeraten, gleich zum Hotel weiterzufahren und seine Sachen zusammenzupacken.

12
     
    Durst. Schrecklicher Durst.
    Die Zunge klebte ihr am Gaumen wie ein dicker Wattebausch. Ein dröhnender Schmerz hinter den Augenhöhlen. Sie kniff die Augen zu und öffnete sie wieder, in der Hoffnung, den Schmerz dadurch ein wenig zu lindern oder vielleicht vorübergehend zu überwinden, aber es war sinnlos. Der flimmernde Kopfschmerz war nicht nur eine Folge des Flüssigkeitsmangels. Ihre geschwollenen Lider wollten sich kaum voneinander lösen. Der schwarze Stoff, den ihre Wimpern streiften, war so dicht, dass sie außer heller und dunkler nichts unterscheiden konnte.
    Sie hatte geschrien. Geheult. Gezetert. Geschluchzt. Gerufen. Gefleht. Dann hatte sie noch mehr geheult, immer schwächer, bis ihre Schluchzer kaum noch vom Luftholen zu unterscheiden gewesen waren. Stunden waren auf diese Weise vergangen, vielleicht ein ganzer Tag. Oder zwei?
    Als sie schließlich verstummt war, hatte die Angst sie erst recht überwältigt. Ihr war klar geworden, dass das Bisherige erst der Anfang gewesen war. Dieser Gedanke hatte sie gelähmt. In ihrem Bauch war ein Knoten, der immer enger zu werden schien, als würden ihr die Eingeweide ausgewrungen. Ihr wurde übel, sie würgte, aber ihr Magen war leer. Außer ein bisschen Galle, die ihr in der Kehle stecken blieb, kam nichts heraus.
    Der Boden war kalt, hart und glatt. Vielleicht Beton oder ein Linoleum wie in Schulen und Krankenhäusern. Es war permanent hell, offenbar künstliches Licht, denn die Intensität blieb immer gleich, und über sich hörte sie ein leises Summen: Neonröhren.
    Die beschränkte Akustik deutete darauf hin, dass es kein sonderlich großer Raum war, in dem sie sich befand, aber auch kein ganz kleiner, beengter. Vermutlich in etwa die Größe eines komfortablen Schlafzimmers. Kein Keller, vermutete sie. In Kellern war es feucht, und häufig roch es nach Schimmel. Hier hingegen roch es nach Zigaretten, Alkohol und Putzmitteln. Und nach Schweiß. Außerdem hörte sie hin und wieder Geräusche von unten.
    Susan versuchte eine Körperhaltung zu finden, die sie den harten Boden und den Kopfschmerz am wenigsten spüren ließ. Vergebens. Sie konnte sich lediglich mit Hüfte

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