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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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flog – falls er denn Glück hatte.
    Er hatte die Idee aufgegeben.
    Mit dem Auto konnte er jedenfalls voraussichtlich bis zum nächsten Morgen sein Ziel erreichen. Der Stau würde sich schon irgendwann auflösen.
    Bloß die Müdigkeit machte ihm allmählich zu schaffen. »Seit wann weißt du eigentlich schon von der Sache?«, fragte er.
    Joyce stöhnte und versuchte, sich zu recken, was in dem engen Innenraum des Wagens kaum möglich war. Schlaftrunken zog sie ihre Tasche weiter zu sich auf den Schoß und setzte sich aufrecht hin. »Sie ist da jetzt seit einer guten Woche«, antwortete sie heiser. »Aber ich weiß es erst seit ein paar Tagen.«
    »Und das erzählst du mir erst heute?«
    »Ich brauchte Zeit, um Informationen zu sammeln. Und um dich aufzuspüren.«
    »Wie hast du das hingekriegt?«
    »Über deine Visa-Karte.«
    »Wird wohl Zeit, dass ich mir eine andere Kreditkartengesellschaft suche«, brummte Maier.
    »Spar dir die Mühe. Wir können bei allen die Daten abfragen.«
    »Wie erfreulich.«
    »Ich hätte auch dein Handy orten lassen können. Es gibt so viele Methoden, jemanden aufzuspüren, und wenn er nicht weiß, dass er gesucht wird, ist es umso einfacher.«
    Es kam Bewegung in die Autoschlange. Maier gab Gas und schaltete in den zweiten Gang. Für längere Stop-and-go-Fahrten war sein Wagen nicht gemacht, er reagierte nervös auf die kleinsten Impulse. Der Tacho blieb irgendwo zwischen zwanzig und dreißig Stundenkilometern hängen.
    »Ich glaube, es geht um mich«, sagte er, den Blick starr auf die Straße gerichtet. »Susan wird meinetwegen dort festgehalten.«
    »Da bin ich sogar ganz sicher.«
    »Warum?«
    »Hattest du irgendwann mal ein Problem mit Russen? Ein ernstes Problem?«
    »Kann sein. Erzähl.«
    Vor ihm leuchteten Dutzende von roten Rücklichtern auf. Er trat auf die Bremse. Störrisch schlitterte der Carrera durch die Wasserlache auf dem Asphalt ein Stück weiter und kam gerade noch rechtzeitig zum Stillstand.
    »Verdammt«, murmelte Maier. »Scheißwetter.«
    »Kennst du einen Russen, der Wadim heißt?«
    »Nein.«
    »Das ist der, der Susan entführt hat.«
    Er wandte ihr das Gesicht zu. »Woher weißt du das?« »Von diesem Informanten. Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass der mir etwas vorgelogen hat.«
    »Wadim, sagtest du?«
    Sie nickte. »Das war der Name, den er mir genannt hat. Den Nachnamen weiß ich nicht.«
    »Wadim, Wadim …«, flüsterte Maier vor sich hin. »Nein. Nie gehört.« Er hob die Stimme. »Aber das will nichts heißen. Ich bin öfter mal Russen begegnet, die sich nicht vorgestellt haben.« Und die sind tot, Joyce Landveld. Alle. Keine offene Geschichte, keine einzige.
    »Mein Informant sagt, dieser Wadim ist ein Auftragsmörder. Er hatte früher einen Zwillingsbruder, einen eineiigen.«
    Maiers Herz schlug schneller. Er spürte das Blut durch seinen Körper strömen, immer dicker, immer träger, immer kälter.
    Joyce musterte ihn von der Seite. Es war schwer zu sagen, ob sie seine Unruhe bemerkte. »Angeblich ist dieser Bruder bei einer Sache in Frankreich ermordet worden. Seitdem arbeitet Wadim alleine. Er hat Susan entführt und sie bei Maxim Kalojew in Verwahrung gegeben. Sagt dir das was? Der Name müsste dir doch bekannt vorkommen.«
    Maier reagierte immer noch nicht.
    Das kann nicht sein. Ich habe ihren Wagen über den Rand gestoßen, in diese absurd tiefe Schlucht. Es kann nichts mehr von ihnen übrig sein. Das können sie nicht überlebt haben.
    Nach menschlichem Ermessen ist das unmöglich.
    »Unmöglich«, stieß er hervor.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe …« So schnell er den Satz begonnen hatte, so schnell brach er ihn wieder ab.
    »Nun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich kenne keinen Wadim, der Name sagt mir nichts.«
    Aber wenn ich ihn zwischen die Finger kriege, schneid ich ihm den Sack vom Leib.
    Sie blickte vor sich hin. »Wie du willst … Wo sind wir jetzt ungefähr?«
    »Achtzig bis neunzig Kilometer vor Dijon.«
    »Hast du vielleicht irgendwas zu essen dabei?«
    »Im Handschuhfach liegt ein Snickers.« Er schaltete in den dritten Gang. »Sag mal, du willst also mit mir zusammen in dieses Gebäude eindringen. Aber warum? Es kann dir passieren, dass du erschossen oder von deinen eigenen Leuten festgenommen wirst.«
    Joyce riss die Verpackung auf und knickte den Schokoriegel in der Mitte durch.
    »Das wär halt Pech.«
    Aus dem Augenwinkel sah er blaue und gelbe Blinklichter auf dem Standstreifen auf sich

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