Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
Vom Netzwerk:
hinterlassen.
    Eine schmutzige Arbeit.
    Und gar nicht sein Ding.
    Aber eines war sicher: Die Nachricht würde einschlagen wie eine Bombe. Und weil der Tatort Susans Wohnung wäre, würde auch ihr Verschwinden bemerkt. Womöglich geriete sie sogar selbst in Verdacht, den Doppelmord begangen zu haben, zum Beispiel im Zuge eines missglückten Experiments mit Drogenpilzen, woraufhin sie geflohen sein konnte. Schließlich war es ihre Wohnung, aber sie selbst war nicht dort und würde mit Sicherheit auch im Nachhinein nicht auftauchen.
    Dass das Junkie-Pärchen noch am Leben war, hatte mit rein praktischen Erwägungen zu tun. Wenn der Medienzirkus anfing, sollte Susan besser schon im Ausland sein. Also musste er sie erst nach Düsseldorf verfrachten.
    Als er um die Ecke bog, hörte er die Kirchturmuhr: ein einziger Schlag. Es war ein Uhr mittags. Er war auf die Minute pünktlich.
    Gewohnheitsgemäß scannte er die am Straßenrand geparkten Wagen. Im selben Augenblick zog ein im Schneckentempo an ihm vorbeifahrender neuer Ford seine Blicke auf sich. Wadim ging langsamer.
    Der Polizeiwagen hielt genau vor Maxims Tür. Glänzend weiß in der blassen Novembersonne, mit leuchtenden Streifen in Orange und Blau. Genau dort, wo auch Wadim parken hatte wollen, nachdem er sich vergewissert hätte, dass Susan transportfertig war.
    Zwei Mann stiegen aus. Der eine zündete sich eine Zigarette an. Sie schienen es nicht besonders eilig zu haben.
    Die Polizei schaute bei Maxim auf eine Tasse Kaffee vorbei.
    Hätten die Arschlöcher nicht einen Tag warten können? Etwa eine Stunde später wäre er hier weg gewesen, und dann hätte von ihm aus der ganze Häuserblock einstürzen können.
    Leise fluchend drehte er sich um und ging ruhigen Schrittes zurück zum Bahnhof.
     

50
     
    »Wo hast du dir eigentlich dieses Auge geholt?«, fragte Maier.
    »Bin damit schon zur Welt gekommen. Eins links, eins rechts.«
    »Sehr witzig.«
    »Gab’s im Sonderangebot.«
    »Jetzt sag schon.«
    Joyce lächelte rätselhaft. »Ich bin Polizistin.«
    »Ja, und?«
    »Da stößt man schon mal auf Widerstand.«
    »Eins aufs Maul gekriegt beim Strafzettel-Verteilen?«
    »Ich hab seit Jahren nicht mehr als Verkehrspolizistin gearbeitet, du Schlaumeier. Hier rechts, auf den Parkplatz. Wir sind da. Stell ihn mal neben dem Golf da ab.«
    Maier fuhr den Carrera in eine Parklücke, die man wegen der mannshohen Sträucher von der Straße aus nicht einsehen konnte. Er schaute zu dem Hochhaus auf. Lange, überdachte Außenflure, überall die gleichen rechteckigen Fenster mit weißen Lüftungsgittern. Knallblaue Wohnungstüren mit runden Gucklöchern wie Bullaugen. Hier und dort ein Korb mit verblühten einjährigen Pflanzen. Manche der Bewohner hatten einen etwas ausgefallenen Geschmack, was Gardinen anging, aber ansonsten wirkten die Wohnungen allesamt –es mochten an die achtzig sein – vollkommen auswechselbar.
    Joyce las ihm die Geringschätzung an den Augen ab. »Nicht jeder hat so viel auf dem Konto wie du.«
    »Fängst du jetzt auch schon an, meine Gedanken zu lesen?«
    Sie grinste und stieg aus.
    Er folgte ihr, schloss den Wagen ab und legte den Kopf in den Nacken, um das Hochhaus als Ganzes zu betrachten. »Wo wohnst du?«
    »Sechster Stock, sechste Tür von links.« Sie ging auf den Haupteingang zu. Er befand sich in einem sieben Stockwerke hohen, glänzenden gelben Backsteinblock, der wie eine riesige Säule aus dem rechten Gebäudeflügel emporragte und anscheinend einen Fahrstuhl sowie das Treppenhaus beherbergte. Auch in diesem Koloss saßen Bullaugen. Im Modell hatte dieses Gebäude wahrscheinlich spektakulär ausgesehen, aber jetzt, in der grauen Realität wirkte es eher heruntergekommen, mit seinen Feuchtigkeitsflecken an den Wänden und den dunklen Rosträndern unter den Geländern.
    Maier musste kräftig ausschreiten, um mit seiner Begleiterin Schritt zu halten. An Joyce Landvelds Kondition war wahrlich nichts auszusetzen.
    In dem grau gefliesten Flur schaute er auf seine Armbanduhr. Fünf nach eins. Um Viertel nach fünf wollten sie zu dem Bordell fahren. Ihnen blieben noch gut vier Stunden für das, wofür er sich normalerweise monatelang Zeit nahm: den Grundriss auswendig zu lernen, die Gegenspieler zu durchleuchten, die Bewaffnung und das sonstige Material zu regeln und zu kontrollieren, die Herangehensweise festzulegen. Hinzu kam zweierlei, was für ihn neu war: Sie mussten die Aufgaben untereinander verteilen und sich innerhalb von kürzester

Weitere Kostenlose Bücher