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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verhoef & Escober
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Flur.«
    »Aber?« Maier gab sich keine Mühe, seine Ungeduld zu kaschieren.
    »Verrammelt, wie fast überall in dem Gebäude. Alle Fenster vorn und hinten, sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock. Ich wüsste zwar genug Methoden, um zwei Zentimeter dicke Multiplexplatten aus solchen Rahmen herauszukriegen, aber keine dieser Methoden ist geräuschlos. Kurz, erster Stock geht nicht.«
    »Und von hinten, über die Küchentür?«
    »Gepanzert, genau wie die Eingangstür. Von innen Stahlblech, die Schlösser sind auch keine Billigware.«
    »Verdammt, das ist ja eine richtige Festung.«
    »Allerdings. Funktioniert in beide Richtungen: Die Mädchen bleiben drinnen, und unerwünschter Besuch bleibt draußen.« Ihre Augen glänzten im Schein der Lampe. »Dieser Wadim hat sich schon gut überlegt, was für ein Gebäude er sich aussucht.«
    Maier streckte den Arm aus, zeigte auf eine Stelle auf der dritten Skizze. ZWEITER STOCK, stand daneben, und umkringelt: MAXIM. »Eine Dachluke?«, fragte er.
    »Genau, und zwar auf Kipp, eigentlich immer.«
    »Das weißt du vom Observieren?«
    »Wir sind in dem Gebäude drin gewesen, das macht was aus. Wir haben relativ viele Infos.«
    Er starrte auf die Zeichnung. Zweiter Stock, drittes Geschoss. Das musste ziemlich hoch liegen. Schrecklich hoch, mindestens neun Meter über der Straße. Die Luke befand sich in dem Ziegeldach, sprich, man musste die Fassade hoch, über die Dachrinne – wahrscheinlich aus Holz und mit Zink verkleidet –und dann über die Ziegel die Schräge hinauf. Er hob den Blick. »Diese Kletterpartie, ist die zu schaffen? Realistischerweise?«
    »Für mich schon.«
    Verärgert hob er die Brauen.
    »Wenn man fünfundfünfzig Kilo wiegt und im Klettern geübt ist, dann würde ich sagen: Ja, das ist zu schaffen. Sogar leicht. Aber ein Langstreckenläufer von neunzig Kilo? Vom Lärmpegel her könnten wir da auch gleich mit einem Hubschrauber auf dem Dach landen.« Abrupt hob sie den Stift und ließ dessen Spitze mit einem hörbaren Ticken auf der ersten Skizze landen. »Du kommst ganz normal hier rein. Durch die Eingangstür.«
    »Wie das?«
    »Ich mache dir auf. Zur Essenszeit sitzen sie alle unten in dem großen Raum bei der Küche, da bin ich die zwei Treppen in null Komma nichts runtergelaufen.« Sie sah ihn begeistert an. »Das geht. Glaub’s mir. Ich hab gut drüber nachgedacht.«
    »Und wenn du jemandem begegnest?«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber wenn doch, dann schieße ich. Wir müssen mit drei Mann rechnen. Nicht mehr.«
    »Weißt du das mit Sicherheit?«
    »Mit Sicherheit weiß man es nie, oder? Es kann jemand krank sein, sie können neues Personal eingestellt haben, darauf hat man keinen Einfluss. Montags um die Essenszeit herum sind sie bislang jedenfalls immer zu dritt gewesen. Seit Monaten. Also müssen wir mal davon ausgehen.«
    »Nummer eins ist dieser Russe, dieser Wadim?«
    »Nein, der ist quasi nie vor Ort. Maxim Kalojew, dann dessen rechte Hand, ein gewisser Ilja Makarow, und Nummer drei ist Pawel Radostin.« Sie zog ein Foto aus dem Stapel hervor. »Der hier.«
    Ein blasser Typ Ende zwanzig, der mit wütendem Blick in die Polizeikamera schaute. Links und rechts am Schädel kahlrasiert.
    »Er trägt einen Pferdeschwanz und hat auf der Innenseite des linken Arms ein Schlangentattoo«, sagte Joyce in sachlichem Tonfall. »Er ist da Mädchen für alles, erledigt Einkäufe, Fahrdienste und so weiter. Wahrscheinlich ist er nicht richtig gefährlich.«
    »Man sollte die nie unterschätzen.«
    »Tu ich auch nicht.«
    »Wie kommt es, dass ihr die Abläufe da drin so gut kennt? Dass ihr sogar wisst, wann und wo sie essen?«
    »Wir hatten einen Informanten da drin.«
    Maier blickte auf. Ihre Stimme hatte leicht gezittert, kaum merklich, aber seine hypersensibilisierten Antennen waren sofort alarmiert. »Was ist mit dem, mit diesem Informanten?«
    »Er ist tot. Ermordet.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    Maier richtete sich auf. »Sind sie dahintergekommen, dass er sie verzinkt hat?«
    Sie wich seinem Blick aus. »So was in der Art.«
    »Nix da, von wegen ›so was in der Art‹! Erzähl!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht viel Zeit. Es ist nicht wichtig. Es hat keinen Sinn …«
    Er sprang auf und presste die Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Landveld, ich bin kurz davor, mit dir zusammen in dieses Gebäude einzudringen. Es kommt auf alles an. Auf jede Scheißkleinigkeit, und der Mord an einem Informanten ist alles

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