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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Foto-Atelier, ein Wellness-Institut, einen Zahnarzt, eine
Maßschneiderei für Herren, eine Anwaltskanzlei mit drei Juristen, von denen
einer Leo Insasse hieß, und — in der dritten Etage — die Pension.
    „Na ja“, meinte Karl, „wenn
hier die Weinkalender verschenkt werden, brauchen die Gäste ein Taxi bis zum
Restaurant Taschner.“
    „Warum Taxi?“, fragte Klößchen.
„Warum nicht mit dem eigenen Wagen?“
    „Siehst du hier ein Auto?“,
fragte Karl. „Ist ‘ne Einbahnstraße und überall Parkverbot. Das nächste
Parkhaus ist hinter dem Hbf. Kannst du vergessen. Ich wette, hier steigen
Reisende ab, die mit der Bahn kommen.“
    „Wie ich schon sagte“, meinte
Gaby: „Dieser Stritzi kann den Weinkalender von sonst wo haben. Es ist nicht
zwingend, dass er ihn hier gekriegt hat. Im Restaurant Taschner ist er
vermutlich nie gewesen. Ich finde, Tim, wenn man von jemandem weiß, dass er ein
Eisbär-Foto bei sich trägt, muss man ja nicht gleich nach Grönland düsen, um
ihn zu suchen.“
    Tim grinste. „Bin ganz deiner
Meinung, Pfote. Aber es ist nun mal unser einziger Hinweis. Vielleicht steht er
auf wackligen Beinen, und es kommt nichts dabei raus. Aber ich will mir nicht
sagen müssen, ich hätte nicht alles versucht.“
    „Immer, wenn uns nichts
einfällt, neigst du zum Aktivismus ( Tätigkeitsdrang ), Häuptling.“
    „Ist besser als
Däumchendrehen.“
    „Was ist besser als
Däumchendrehen?“, fragte der Mann, der in diesem Moment aus dem Haus trat.
Dabei grinste er, als wäre ihm ein beifallverdächtiger Witz gelungen.

    Der Mann mochte 50 sein, hatte
ein freundliches Gesicht mit hängender Unterlippe, trug eine gelbrote Krawatte
zum weißen Hemd und einen eher teuren Leinenanzug, der ihm aber nicht besonders
gut passte. Das lag an der eindeutig unsportlichen Figur — mit hängenden
Schultern, Bauchansatz und kurzen Beinen.
    „Alles.“ Tim erwiderte das
Grinsen. „Wohnen Sie hier im Haus?“
    Der Mann nickte. „Zu wem wollt
ihr denn?“
    „Zu Frau Inge-Lore Taschner.“
    „Lore ist gerade beim Friseur.
Das kann noch drei, vier Stunden dauern.“
    „Ist besser als
Däumchendrehen.“ Tim grinste. „Sie kennen also Frau Taschner?“
    „Sie ist meine Lebensgefährtin.
Beziehungsweise ich bin ihr Lebensgefährte. Was dir lieber ist.“
    „Kommt wohl aufs Gleiche raus.
Jedenfalls sind wir bei Ihnen richtig, Herr...“
    „Konrad Samirer. Wie man
spricht.“
    Tim stellte sich und seine
Freunde vor. Dann: „Wir suchen einen Mann. Der hat — wie Augenzeugen berichten
— den Wagen von Karls Großmutter mutwillig beschädigt. Einen nagelneuen, roten
Porsche. Den hat er zerkratzt. Im Parkhaus. Weil Karls Großmutter ihn
zurechtgewiesen hat. Denn der Typ wollte dort, in einer Ecke, seine... äh...
vorderseitige Notdurft verrichten. Und schließlich ist ein Parkhaus ein
Parkhaus und keine Bedürfnisanstalt. Diesen Kerl also suchen wir. Und wir haben
einen Hinweis. Eigentlich zwei. Erstens haben wir seine Personenbeschreibung.
Zweitens ist ihm im Parkhaus beim Porsche ein Weinkalender aus der Tasche
gefallen. Ein Weinkalender vom Restaurant Taschner. Aber dort kennt man ihn
nicht. Immerhin konnten wir erfahren, dass auch hier — in Frau Inge-Lores
Pension — diese Kalender an Gäste verschenkt werden. Deshalb sind wir hier.“
    Staunend hatte der Mann
zugehört. Er beugte sich etwas vor, musterte Tim, zog eine Brille aus der
Brusttasche und setzte sie auf.
    „Sag mal! Kann es sein, dass
ich dich aus der Zeitung kenne?“
    Tim entschloss sich
blitzschnell, den vermeintlichen Promi-Bonus auszuspielen.
    „Äh... ja.“ Er lächelte
bescheiden.
    „Du bist der Sohn vom OB. Da
muss ich dich ja siezen.“
    „Nicht nötig. Für meine Freunde
bin ich Ti... Eugen-Marcel.“
    „Nett, dass du mich zu deinen
Freunden rechnest. Ja, jetzt weiß ich wieder, was in der Zeitung steht. Dein
Vater will unbedingt auf die Seychellen. Aber du hast eine Freundin auf Ibiza.
Und willst hier bleiben, weil sie herkommt. Richtig?“
    „Absolut. Außerdem ist meine
Freundin schon hier, wie Sie sehen.“
    „Das sind tausend Gründe, nicht
auf die Seychellen zu fliegen.“ Samirer lächelte Gaby an.
    „Und es ist besser als
Däumchendrehen“, nickte Tim. „Wie ist das nun mit den Weinkalendern, die Ihre
Lebensgefährtin verschenkt?“
    „Wir haben noch zwei Kartons
voll. Jeder Gast kriegt einen Kalender, obwohl ja schon Mai ist. Aber das
schmälert nur den Jahreskalender auf der Rückseite. Der Weinkalender

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